„Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt Bonn“

Aufgestellt von 1970 bis 1991
Mit Betrachtung einer Auswahl vorher sowie anschließend aufgestellter Werke“
Dissertation: Gabriele Zabel-Zottmann

Warum wird hier eine Dissertation ohne erkennbaren Kreisbezug vorgestellt? Eine vergleichbare Studie wäre sicherlich auch für das Kreisgebiet wünschenswert. Allerdings ist der Bezug viel naheliegender. Denn im Katalogteil (PDF) der Arbeit (S. 68-69) findet sich unter Nr. 76 ein Kunstwerk mit Siegen-Bezug. Für die Erstellung des im folgenden wiedergegebenen Textes fragte die Autorin auch beim Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein an:


„Werk Ladis Schwartz, Ruhe (Stille), 1977
Bronze, 85x80x45 cm, Scheibe Höhe 10 cm, Ø 76 cm
Sockel Höhe 84 cm, Ø 65 cm
Aufstellung 1980
Standort 1 Nordstadt, Berliner Platz 2 (Stadthaus – Ostplattform)
Auftraggeber Stadt Bonn
Beschreibung
Über einem zylinderförmigen Sockel befindet sich auf flacher überkragender drehbarer Scheibe eine organische Form. Sie verläuft, von einem länglich-ovalen Element ausgehend, zunächst waagerecht in wellengleicher rhythmischer Bewegung und spaltet sich am Ende in zwei Teile auf. Zusammen mit einer oberen Verstrebung ergeben sich insgesamt drei Öffnungen. Der Bronzeguss stand zunächst im Innenbereich (Foyer, an der Aufzugsgruppe 1), heute im Freien aufder Ostplattform.
Ein zweites Exemplar, Stille benannt, befindet sich in Siegen in Nähe der Kreisverwaltung und soll nach Renovierung des Hauses und Neugestaltung des Umfeldes seinen Platz vor dem Gebäude erhalten (z.Zt. vor dem Kulturhaus Lÿz in der St.-Johann-Str. 18).
Kurzbiografie Ladis Schwartz
Geb. 1920 in Temeswar/Rumänien, gest. 1991 in Bonn.
Bereits während seiner Gymnasialzeit in Temeswar, lernt Schwartz die Grundlagen der Bildhauerkunst im Atelier von Nandor Galasz. 1938-1940 Studium an der Kunstgewerblichen Hochschule (Iparmüveszeti Foiskola), Budapest. Mitarbeit im Atelier des Tierbildhauers Imre Huszar. 1941-1944 als Jude interniert im Arbeitslager in Rumänien. 1944 Anschluss an Künstlergruppe um den Maler Stefan Szönyi in Temeswar. 1962 erste Preise auf der Internationalen Kleinbronze-Ausstellung in Budapest: Büffel, Fohlen und Kleiner Esel werden von der Porzellanmanufaktur Pecs zur industriellen
Vervielfältigung erworben. 1970 Übersiedlung nach Deutschland (Siegen) und Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft. 1975 Gedächtnismedaille der Stadt Siegen anl. ihres 750jährigen Bestehens. Lebte von 1978 bis zu seinem Tod in Bonn, Atelier im Ellerhof.
Einzelausstellungen u.a. 1976 Städtische Galerie, Siegen; 1980 Stadthaus, Bonn; 1985 Beethovenhalle, Bonn.
Arbeiten im öffentlichen Raum, u.a. 1972 Totem, Schlosspark, Siegen; 1984 Haltung in Verbundenheit, Materialamt der Bundeswehr, St. Augustin; 1987 Aliya, Meeresufer Haifa.
Quellen
Schriftliche Auskunft Thomas Wolf, Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein, an Verfasserin 14.1.2010, 24.3.2010 und 30.9.2011.
Klee, Sonja: Ladis Schwartz. SS 1993. Ms. (Nachlass Hallensleben).
Literaturhinweise
Guski, Simone: Wider die schwitzende Kunst. Ein Ateliergespräch mit dem Bonner Bildhauer Ladis
Schwartz. In: GA 28.7.1984 (StA ZA 136/2082).
Jianou, Ionel: Ladis Schwartz. Paris 1977, Abb. 41 Gipsmodell von 1977, hier tituliert als Stille mit dem Zusatz „Bronze in Kreisverwaltung Siegen“.
Ladis Schwartz. 1920-1990. leben-quellen-schöpfung. Hrsg. Ladis Schwartz. Bonn 1990 (Biografie,Ausstellungen, Bibliografie), o.S.; unter „1977“ wiederum Erwähnung des Bronzegusses für die Kreisverwaltung Siegen mit dem Titel Stille und den Maßen 180×180 cm; unter „1980“ Erwerb der Plastik Ruhe durch die Stadt Bonn „

Abstract für die gesamte Dissertation:
„Am 10. Mai 1949 bestimmte der Parlamentarische Rat Bonn zum vorläufigen Regierungssitz der entstehenden Bundesrepublik Deutschland. Bis zur Wende 1989 fungierte die Stadt als Bundeshauptstadt. Hierin liegt ihre Besonderheit.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Auswirkungen der Entscheidungen zunächst für, dann gegen Bonn im Hinblick auf die Gestaltung des Stadtbildes mit Kunstwerken im öffentlichen Raum aufzuzeigen. Unter Berücksichtigung der Aufgabe als Bundeshauptstadt werden daher im Textteil ausgewählte, für Bonn besonders relevante Kunstwerke vorgestellt, die sich größtenteils vor Bundesbauten befinden. Im Unterschied zu den bisher erschienenen Bonner Publikationen wird dabei der Fokus auf das Procedere bis zur Auftragsvergabe und die Reaktionen auf die realisierten Kunstwerke gelegt. Dies umfasst insbesondere die Wettbewerbsverfahren und Kriterien für die Auswahl der Künstler sowie die Diskussionen in den Medien über die Objekte.
Dabei soll insbesondere geklärt werden
– von wem – Bund, Land, Stadt, Künstler – die Initiative für Kunst im öffentlichen Raum ausging,
– welche Gesichtspunkte den Bund und die Stadt Bonn zum Erwerb von Freiplastiken in der Zeit nach 1945 bewegten,
– nach welchen Verfahren und Kriterien die Künstler ausgewählt wurden,
– ob es Zusammenhänge zwischen den Ankäufen und der Funktion Bonns als Bundeshauptstadt gab,
– welche Rolle dabei die politische Konstellation in Bonn – Zusammensetzung des Parlaments und der Stadträte – spielte und
– ob es nach 1945 längerfristige kulturpolitische Konzepte im Hinblick auf die Gestaltung des Stadtbildes gab.
Nach dem Wegzug der Regierung stellten sich Fragen nach dem Verbleib der vor Bundesbauten aufgestellten Objekte und dem weiteren kulturpolitischen Engagement des Bundes für die Stadt. Diesen Fragen wird in den Schlussbetrachtungen nachgegangen.
Da die auch für die Zukunft der Stadt Bonn entscheidenden Jahre zwischen 1970-1991 liegen, werden alle in diesem Zeitraum aufgestellten Objekte in einem separaten Katalogteil erfasst, ausgenommen sakrale Kunst, Repliken und nicht künstlerisch gestaltete Brunnen. Dieser Katalog soll gleichzeitig den Anfang einer systematischen Zusammenstellung aller Kunstwerke im Bonner Stadtgebiet machen, da eine solche bislang fehlt.
Der Katalogteil wird durch zwei Anlagen ergänzt. Im alphabetischen Künstlerregister sind alle weiteren Arbeiten im öffentlichen Bonner Raum – auch Reliefs, sakrale Kunst und Repliken – der im Katalog aufgeführten Künstler aufgelistet, um sich einen Überblick von der Präsenz dieser Bildhauer im hiesigen Stadtgebiet verschaffen zu können. Das chronologisch geordnete Werkverzeichnis gibt darüber hinaus Auskunft, in welchem Jahr welche Objekte verwirklicht wurden. Die Abbildungen dieser Werke sind als dritter Teil beigefügt.“

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