Landschaftsverband würdigt Sanierungsfortschritt
Dass langer Atem sich auszahlt, zeigt das Denkmal des Monats September des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Nach jahrelanger Planung erfolgte von 2020 bis 2022 der erste Bauabschnitt einer systematischen Sanierung des Gruftenweges auf dem Lindenberg-Friedhof in Siegen. Drei Grabstätten wurden aufwändig saniert und damit in letzter Minute vor dem Verfall gerettet.
„Der altersbedingte Verfall, die ausgebliebenen notwendigen statischen Ertüchtigungen und die nachträgliche Erweiterung des Friedhofs oberhalb der Gruften führten über die Jahrzehnte zu erheblichen Mängeln an den Rückseiten, Umfassungsmauern und Abdeckplatten vieler Grabstätten“, so LWL-Restauratorin Helena Dick, die das Projekt eng begleitet hat. „Unzureichender Pflegeschnitt und Wildwuchs beschleunigten durch Wurzeldruck und Feuchteeintrag den Verfall vieler Steinkonstruktionen und die Korrosion der eisernen Zierelemente.“
Dabei ist der Gruftenweg aus ihrer Sicht ein echtes Schmuckstück: Als er im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts angelegt wurde, begrenzte er den Friedhof am Lindenberg zum Südosten hin. Diesen äußeren und höchstgelegenen Teil von etwa 285 Metern Länge reservierte die Stadt Siegen für Erbbegräbnisse. „Bei einem damals sehr hohen Preis zwischen 100 und 200 Mark pro Parzelle von 1,35 Metern Breite konnten sich nur sehr wohlhabende Familien der Siegener Oberschicht hier eine Ruhestätte leisten“, weiß Dick. „Zwischen 1882 und 1913 entstanden insgesamt 60 teils sehr aufwändig gestaltete Erdbegräbnisstätten und Gruften. In ihrem beeindruckenden Nebeneinander zeugen sie noch mehr als ein Jahrhundert später eindrücklich vom Wohlstand der Stadt im Industriezeitalter und dokumentieren den selbstbewussten Repräsentationsanspruch der Siegener Bürger.“
Nach der Sanierung der damals einsturzgefährdeten Grabstätte Luyken im Jahr 2014 waren die Planungsgespräche für eine systematische Sanierung des Gruftenweges wieder konkret geworden. „Im Jahr 2016 klärten restauratorische Befunduntersuchungen für Stein und Metall das tatsächliche Schadensausmaß“, erinnert sich Dick. „Die entstandenen Gutachten waren eine wichtige Grundlage für die Konzeption der Maßnahmen und halfen bei der Einwerbung von Fördergeldern.“
Mit einer finanziellen Unterstützung der Deutsche Stiftung Denkmalschutz, des Landes Nordrhein-Westfalen sowie des LWL setzte die Stadt Siegen 2020 die Sanierung des Gruftenweges mit den Grabstätten Meinhard, Kreutz und Dunninghaus am nördlichen Endes des Weges fort.
„Der Zustand aller drei Grabstätten war desolat. Deshalb mussten sie samt Rückwand und Umfassungsmauern fast vollständig demontiert werden. Experten haben die Werksteine untereinander und zur Rückwand neu verankert und haben statische und ästhetisch notwendige Ergänzungen in Stein und Metall durchgeführt“, so die LWL-Restauratorin. „Alle Oberflächen wurden gereinigt, die Eisenteile mit Korrosionsschutz, die Buntmetallflächen mit Schutzüberzügen versehen. Parallel dazu wurde zur zukünftigen Reduzierung des Erddrucks das Bodenniveau auf der Rückseite abgesenkt.“
Helena Dick ist froh über das Ergebnis der Sanierung und plädiert gleichzeitig für eine baldige Fortsetzung: „Der Gruftenweg genießt regionale Bekanntheit und wird touristisch vermarktet. Damit er für die Besucher sicher bleibt, wurden in der Zwischenzeit an einigen weiteren Grabstätten provisorische Absturzsicherungen notwendig. Weitere Sanierungen sollten unbedingt zeitnah folgen, damit der Gruftenweg als wichtiges Zeugnis der Siegener Geschichte möglichst ohne weitere Verluste erhalten werden kann.“
Hintergrund: Die Sanierung von 2020 – 2022
Die Sanierung der Grabstätten war eine echte Gemeinschaftsleistung: Die Projektbegleitung oblag einem von der Stadt Siegen beauftragten Planungsbüro aus Saarbrücken. Die umfangreichen Maßnahmen erfolgten in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden und dauerten rund zwei Jahre. Beteiligt waren ein Betrieb aus Mühlhausen für die Steinarbeiten, eine Regensburger Metallrestaurierungsfirma sowie das stadteigene Team für die Friedhofspflege.
Quelle: LWL, Pressemitteilung, 12.9.2024