Den Diplomaten Peter Schuurmann interessieren die geschichtlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen
Text und Bilder: Bernd Brandemann
Die Niederlande und Nordrhein-Westfalen sind Nachbarn. Und sie verbindet nicht nur die räumliche Nähe, sondern vielfältige wirtschaftliche, kulturelle und geschichtliche Verbindungen. Um die konkreten historischen Beziehungen des Siegerlandes mit dem Haus Oranien-Nassau und den Niederlanden ging es jetzt beim Besuch des niederländischen Generalkonsuls Peter Schurrmann in Freudenberg. Gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Volkmar Klein besuchte er die Evangelische Kirche oberhalb des Alten Fleckens. Diese, wie auch die Hilchenbacher Ginsburg, erfährt für ihre Sanierung eine Förderung durch die Kulturstaatsministerin im Bundeskanzleramt (Denkmalschutz-Sonderprogramm).
Vor der Kirche empfing Pastor Thomas Ijewski in perfektem Niederländisch seine Gäste. Bernd Brandemann verweis in einem kurzen Vortrag auf die geschichtlichen Zusammenhänge: Der Freudenberger Kirchturm ist das letzte bauliche Überbleibsel des ehemaligen Freudenberger Schlosses, dessen Reste auch dem Stadtbrand von 1666 zum Opfer fielen. In jenem Schloss hatten sich vom 2. Bis 4. April 1568 Wilhelm von Oranien nach seiner Flucht aus den Niederlanden mit seinen Brüdern Johann, Ludwig und Adolf sowie 40 Bediensteten getroffen und hier in einer Geheimkonferenz mit einer Delegation der Edlen von Gelderland die militärische Unterstützung im Kampf gegen Spanien zugesagt.
Zusammen mit der danach folgenden Schlacht von Heiligerlee am 23. Mai 1568 wird dies in den Geschichtsbüchern als der Beginn des „80-jährigen Krieges“, des Freiheitskampfes der Niederlande, angesehen.
Mit Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679), der mit 17 Jahren am Hof seines Onkels in Leeuwarden lebte und 1621 in den Dienst der Republik der Vereinten Niederlanden eintrat, verbindet sich ein weiterer Bezugspunkt zu Freudenberg: Er, später auch erster Generalfeldmarschall der Niederlanden und Gouverneur der Provinz Utrecht, unterstütze den Wiederaufbau des Fleckens, als dieser am 9. August 1666 nahezu vollständig durch Feuer vernichtet worden war.
Fürst Johann Moritz wird ausdrücklich in einem Dank-Gedicht in der Kirche gewürdigt. Thomas Ijewski erläuterte dazu die Einzelheiten, wie auch die Besonderheiten des von Johann Moritz der Kirchengemeinde geschenkten Abendmahlskelches- und Tellers. Die Schilderung der kirchen- und baugeschichtlichen Entwicklung stieß auf das besonderes Interesse des niederländischen Gastes, denn sein Vater hatte evangelische Theologie studiert und seine Doktorarbeit über Martin Luther in deutscher Sprache verfasst. Gespannt hört er Thomas Ijewski zu, der detailreich zur Geschichte der ältesten reformierten Kirche Westfalens zu berichten weiß.
Peter Schuurman ist seit August 2019 mit den Aufgaben des Generalkonsuls für das Königreichs der Niederlande in Düsseldorf betraut. Seine diplomatische Laufbahn begann er 1994 im Den Haager Auswärtigen Amt. Er zeigte sich an den geschichtlichen Verbindungslinien zwischen beiden Ländern sehr interessiert. „Das wird sicher nicht mein einziger Besuch bleiben,“ zog er ein Fazit.
Im weiteren Verlauf seines Besuchs nahm er im Flecken an einem Wirtschaftsgespräch mit Unternehmen des Siegerlandes teil, die über besondere Beziehungen in die Niederlande verfügen. Hier wurden die unkomplizierten und intensiven Handelbeziehungen gelobt sowie die hohe Bedeutung des Hafens in Rotterdam für den Warentransport unterstrichen. Die Fragen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sollen später weiter vertieft werden. Volkmar Klein MdB zeigte sich über den gelungenen Dialog sehr erfreut. Ein Netzwerk zwischen Siegerland und Wittgenstein mit niederländischen Partnern verdiene es, deutlich forciert zu werden, um ökonomische, historische und gesellschaftliche Verbindungen zu stärken. „So wird Europa gelebt!“
Peter Schuurmann und Volkmar Klein hatten vor dem Termin in Freudenberg auch die Ginsburg besucht und sich dort über die aktuellen Umbaupläne der Anlage informieren lassen.