„Die Tagebucheintragungen Ludwig Vinckes zwischen dem Herbst des Jahres 1800 und dem Herbst des Jahres 1803 sind bestimmt durch die traumatische Erfahrung seiner gescheiterten Beziehung zu Malchen Hass, nun verehelichte von Rohr. Gewerblich motivierte Inspektionsreisen in die Grafschaft Mark und das Herzogtum Berg sollten dazu verhelfen, die Krise zu überwinden. Hierzu diente auch seine Beauftragung durch den preußischen Staat, Merino Schafe in Spanien zu kaufen, die man für die Veredelung der eigenen Wollzucht benötigte. Auf seiner nach dem Englandaufenthalt zweiten großen Auslandreise erlebte er in Paris das Abebben der Revolutionsbegeisterung und den Aufstieg Napoleons, dessen Alleinherrschaftsanspruch er genau erspürte. Die Kaufverhandlungen in Spanien und die anschließende private Reise durch die iberische Halbinsel entwickelten sich zu einer der kritischsten Analysen der dortigen politischen und sozialen Verhältnisse im ausgehenden Ancien Régime. Der Erfolg der Ankaufsverhandlungen und der geglückte Seetransport der Herde verstärkten in den Berliner Ministerien die Auffassung, dass Ludwig Vincke für höhere Aufgaben geeignet war. Zurückgekehrt nach Hausberge und Minden wurden die letzten Monate seiner dortigen Amtstätigkeit überschattet durch eine unerwiderte Liebe zu einer Quernheimer Stiftsdame. Seine Berufung zum Präsidenten der Kriegs- und Domänenkammer in Aurich halfen ihm, auch diese Krise zu überwinden. Seine nur kurze amtliche Tätigkeit in Ostfriesland wird er einige Jahre später als die bisher glücklichsten Jahre seines Lebens bezeichnen.“
Bd. 4: ISBN 978-3-402-15743-5, Quelle: Verlagswerbung
„Die Tagebuchaufzeichnungen Jahre 1810 bis 1813 beinhalten die einzigen Jahre in Ludwig Vinckes Leben in denen er als Privatmann wirtschaftete. Er erfüllte sich einen seiner Lebenswünsche, als Landwirt und Familienvater tätig werden zu können. Die Ehe mit Eleonore von Syberg ermöglichte ihm, das Gut Ickern bei Castrop pachten zu können. Die unterschiedlichen Erwartungen der beiden Neuvermählten an das Eheleben führten indessen früh zu Reibungen. Als Landwirt hatte Vincke sich mit den Agrarreformen des Großherzogtums Berg auseinander zu setzten. Dem Umwandlungsprozess der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse in landwirtschaftliches Eigen Gut begegnete Vincke mit unerwarteter Resistenz. Er gehörte zu den aktiven Gegnern der Reformbürokratie. Politisch fand er sich indessen mit der neuen napoleonischen Landesherrschaft ab. Er wurde ein zwar inaktiver aber loyaler Bürger des Großherzogtums. Die verbreitete Ansicht, Vincke habe in dieser Zeit insgeheim die Insurrektion vorbereitet erweist sich als Geschichtslegende. Auch seine vielzitierte „Verhaftung“ 1813 widersprach dem nicht. Vincke fühlte sich völlig zu Recht unschuldig verfolgt. Dennoch sind die Jahre zwischen 1810 und 1813 von einem schwelenden Konflikt geprägt. Seinem ursprünglichen Lebensziel, sich im öffentlichen Dienst dem Gemeinwohl zu verpflichten stand der Rückzug ins Privatleben entgegen. Bereits sein Demissionsgesuch 1810 stand unter diesem Zwiespalt. Das Jahr 1813 brachte die Umkehr. Vinckes Entscheidung zur Rückkehr in den preußischen Staatsdienst nach der Völkerschlacht bei Leipzig wurde von Skrupeln geprägt. Der Schritt, der ihn in seiner weiteren Laufbahn zu einem Mythos eines regionalen Beamten werden ließ, wurde von Zweifeln und Unwägbarkeiten geprägt.“
Bd. 6: ISBN 978-3-402-15745-9, Quelle: Verlagswerbung