Fotos: © 2018 by Jörg Hempel, www.joerg-hempel.com
Die Denkmäler des Monats werden jedes Jahr von den neun Mitgliedsstädten der Regionalgruppe Südliches Westfalen sowie drei Städten der Regionalgruppe Münsterland der Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne ausgewählt.
Geschichte:
Alte Kölner Straße Freudenberg
Die engen Verbindungen des Siegerlandes nach Köln ergeben sich bereits aus den ältesten bekannten urkundlichen Erwähnungen, die aus den Jahren 1079 und 1089 stammen. Danach bestanden seit alters her bedeutende Handelsbe-ziehungen, die den Fernweg zwischen Köln und Siegen, die Köln-Siegener Landstraße, prägten. Bei den Kölnischen Kaufleuten waren insbesondere die Eisen- und Stahlwaren aus dem Siegener Raum sehr begehrt. Im Gegenzug wurden fast alle Waren, die im Siegerland nicht selbst erzeugt werden konnten, wie Rheinfisch, Gewürze, Geschmeide und Tuchwaren, aber auch Papier oder Heilmittel aus Köln bezogen.
Die Köln-Siegener Landstraße oder eben Brüderstraße führte von Köln-Deutz über Refrath, Untereschbach und Overath nach Drabenderhöhe. Durch das Hornburger Land verlief sie weiter nach Denklingen und erreichte über Erdingen am Mohrenbacher Kopf das Wildenburger Land. Im Gegensatz zu dem vorste-hend beschriebenen Verlauf, der weitgehend gradlinig war und nur wenige Ver-zweigungen oder Nebenrouten aufwies, sind ab Mohrenbach bis nach der Wil-helmshöhe bzw. Lindenberg verschiedene Streckenverläufe festzustellen, die in eine zeitliche Ordnung gebracht werden können und nachfolgend dargestellt werden.
Die älteste Strecke – hiervon kann wohl wegen ihres konsequenten Verlaufs über die Ruhr-Sieg-Wasserscheide ausgegangen werden – wendete sich ab Mohren-bach zunächst nordöstlich, um beim Gehöft Hilchenbach in südöstliche Richtung zu schwenken. Entlang des jungen Biggebachs, am Bahnhof Wildenburg vorbei gelangte die Brüderstraße, in etwa dem Wanderweg „Siegerland-Höhenring“ fol-gend, über Heiligenborn bei Römershagen und die Erhebungen Zollstock (446 m ü. NN) und Knippen (448 m ü. NN) auf den Löffelberg (457 m ü. NN). Von dort weiter schwenkte der Weg oberhalb von Bühl südöstlich über den Ischeroth (466 m ü. NN) zur Wilhelmshöhe. Ab hier richtete er sich entlang der heutigen Bunde-sautobahn 45 nach der Stadt Siegen, die schließlich über den Starken Buberg und den Fischbacherberg durch das Kölner Tor erreicht wurde. Zwischen der Wilhelmshöhe und Lindenberg sowie kurz vor der Autobahnunterführung bei Heisberg sind Reste früherer Hohlwege als Rinnen im Gelände noch erkennbar.
Etwas jünger dürfte laut Nicke der Weg sein, der vom Knippen abwärts über die heutige Alte Kölner Straße nach Büschergrund führte. Kurz nach dem Beginn des Abstiegs ist westlich von Bockseifen das Bodendenkmal Ohrendorfer Schlag mit seinen Hohlwegen noch heute Zeuge der historischen Straße. Nach Überquerung der Weibe in Büschergrund hatte der Weg Richtung Wilhelmshöhe wieder eine beträchtliche Steigung zu überwinden. Hier folgte er der jetzigen Anstoßer Straße – der Name des Büschergrunder Ortsteils Anstoß könnte auf das notwendige „Anstoßen“ bzw. „Anschieben“ der Fuhrwerke hindeuten – und der bis heute als Hohlweg ausgeprägten Ortsstraße mit der Bezeichnung „Eisenstraße“. Unmittelbar rechts.
Bis Ende des 14. Jh. war diese Variante der sogenannten Brüderstraße (Wie bei Herbert Nicke „Die Brüderstraße“ beschrieben) der wichtigste Handelsweg für den Warenverkehr aus dem Siegerland Richtung Westen.
Mit der Errichtung der Burg in Freudenberg (Ersterwähnung 1389), die auch als Zollstelle diente, bildete sich für den Warenverkehr ein Weg über den „Dicken Schlag“ bei Hohenhain.
Damit verlor der Weg über den „Ohrndorfer Schlag“ an Bedeutung, wurde aber weiterhin bis ins frühe18. Jhd. durch reisende Personen genutzt.
Dies belegt ein Eintrag im Freudenberger Totenbuch vom Februar 1717. Danach war eine Frau Anneke von Brienen aus den Niederlanden mit ihrem Mann auf dem Heimweg aus der Schweiz. Aufgrund des hohen Schneeaufkommens hatten sie sich auf dem Hof Ohrndorf aufgehalten. Die Frau erkrankte schwer und verstarb am 11. Februar 1717 im Alter von 60 Jahren.
Ohrndorfer Schlag
Von Hohenhain nordöstlich verlaufend, hatte die Landhecke westlich von Bock-seifen am Ohrndorfer Schlag erneut einen Durchlass. Hier führte eine Teilstrecke der Köln-Siegener Landstraße und der Bergischen Eisenstraße nach Büscher-grund hinab. Der Ohrndorfer Schlag erhielt seine Bezeichnung von dem Hof Oh-rendorf, der an dem ins Tal führenden Weg gelegen war. Die Landwehr wendete sich unterhalb des Löffelberges östlich, um über den Ischeroth, der mit 466,6 Metern ü. NN höchsten Erhebung der Stadt Freudenberg, die Kalte Höhe zwi-schen Bühl/ Oberholzklau und Hünsborn zu erreichen.
Eintragungstexte der Denkmalakten:
1. Teilbereich der „Alten Kölner Straße“
Bei der „Alten Kölner Straße“ handelt es sich um einen überregionalen Han-delsweg aus hochmittelalterlicher Zeit. Obwohl dieser Verkehrsweg in dem hier angesprochenen Bereich zum heutigen Zeitpunkt bereits z.T. verfallen ist, sind dennoch vor Ort der eigentliche Verlauf sowie die Gestaltung dieses Hohlweges erkennbar. Er ist somit Zeuge der hochmittelalterlichen bis frühen neuzeitlichen Verkehrsgeschichte im Raum Freudenberg.
Darüber hinaus besteht zwischen diesem Handelsweg und dem bereits in die Denkmalliste eingetragenen Ohrndorfer Schlag ein ursächlicher Zusammen-hang, da erst das Vorhandensein dieser Straße die Anlage der Grenzüber-gangsstelle notwendig werden ließ.
2. Grenzübergangsstelle „Ohrndorfer Schlag“
Die Grenzübergangsstelle als auch der Grenzstein stellt einen Durchlass durch die im 17. Jahrhundert üblichen Grenzbefestigungsanlagen (Landhecken, Landwehren) dar. Da diese Übergangsstelle besonders gesichert werden musste, wurden beidseitig Straßenwälle bzw. Gräben angelegt. Dem Durchlass vorgelagert ist eine dreieckige Schanze, die dem Schutz von Wachmannschaften diente.
(Der Grenzstein ist als Baudenkmal in die Denkmalliste eingetragen)
Verwendete Literatur und Quellen:
Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, Stadt Freudenberg, Kultur- und Touristikbüro
Freudenberg, Beiträge zur Geschichte der Stadt und des früheren Amtes, von Bernd Steinseifer (aufgelegt zur 550 Jahr Feier von Freudenberg)
Manfred Flender, Ortsheimatpfleger, Büschergrund
Herbert Nicke, Die Brüderstraße Aus der Geschichte der alten Landstrasse von Köln nach Siegen
Und so kommen Sie nach Freudenberg- Büschergrund:
• Mit dem Pkw:
über die A 45 Anschlussstelle Freudenberg, dann Richtung Freudenberg. Im Kreisel die zweite Abfahrt Richtung Schulzentrum. Von dort erreichen Sie den Ohrndorfer Schlag und den Teilbereich der Alten Kölner Straße fußläufig. (ca. 10 Min. Fußweg).
• Mit der Bahn:
bis Siegen, von dort mit dem ÖPNV nach Freudenberg.
Nach Freudenberg zur „Bahnhofstraße“ (Esso Tankstelle). Der Ohrndorfer Schlag und den Teilbereich der Alten Kölner Straße erreichen Sie von dort fußläufig. (ca. 30 Min. Fußweg).