Die Initiative ArchivKomplex nimmt den siebten Jahrestag des Archiveinsturzes zum Anlass, der Stadt Köln ein Geschenk zu machen: ein Werk eines international bekannten Künstlers, das die Bedeutung des Ereignisses vom 3. März 2009 für die Entwicklung der Stadt auf eindrucksvolle Weise herausstellt.
Wir laden alle Interessierten herzlich ein, am 3. März 2016 um 13:30 Uhr an der Veranstaltung von „Köln kann auch anders“, um 13:58 Uhr an den beiden Schweigeminuten und anschließend am Ort des Geschehens (vor dem Haus Waidmarkt 2, 50676 Köln) an unserer Aktion „Enthüllung an der Einsturzstelle“ teilzunehmen.
Sieben Jahre nach dem Einsturz fehlt in der Severinstraße jeglicher offizielle Hinweis auf dasEreignis. ArchivKomplex wird daher am Jahrestag diese Erinnerungslücke schließen und der Stadt ein Geschenk übergeben, das wir gemeinsam mit dem Künstler Mischa Kuball vorbereitet haben.
Mischa Kuball, Professor an der Kunsthochschule für Medien Köln und aktuell Träger des Deutschen Lichtkunstpreises 2016, hat sich mit seinen Studierenden und auch als Künstler intensiv mit dem Einsturz und seinen Folgen auseinandergesetzt. Daraus ist jetzt sein neues, eigens für diesen Ort entwickeltes Kunstprojekt entstanden, das auf überraschende Weise die Aufmerksamkeit auf die Einsturzstelle lenken wird und in Politik und Öffentlichkeit weitere Diskussionen auslösen soll.
Wir haben gemeinsam mit vielen Kölnern und Gästen von außerhalb beobachtet, wie unwirtlich die Situation an der Einsturzstelle und im Georgsviertel ist. Seit das Gedächtnis der Stadt versank, drei Menschen ihr Leben und Dutzende ihre Wohnungen mit vielen unersetzlichen persönlichen Dingen verloren, herrscht hier Ödnis. Rund um die Bauzäune prägen hastig erzeugte Verkehrsprovisorien das Bild – seit sieben Jahren, und noch für viele weitere Jahre, so ist zu befürchten. Oft stehen Menschen ratlos am Bauzaun des Tatorts und suchen nach Antworten auf ihre Fragen. Dennoch fehlt bisher jeder offizielle Hinweis auf die Situation und ihre Geschichte. Ein unhaltbarer Zustand!
Rechtzeitig zum siebten Jahrestag hat der Fotograf und Künstler Reinhard Matz seine bis zum Herbst 2015 am Bauzaun präsentierte Intervention unter dem Titel „Beklagung in acht Tafeln“ in eine neue, der Situation vor Ort angemessene Form gebracht – eine weitere Aktion von ArchivKomplex.
ArchivKomplex ist eine unabhängige Gruppe von Künstlern, Architekten, Autoren und anderen engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Wir wollen durch temporäre Aktionen und Interventionen die Diskussion über den Archiveinsturz vom 3. März 2009 und seine vielfältigen Auswirkungen auf die städtische Gesellschaft und Politik beleben. Es geht uns bei diesen Aktivitäten um ein „Denkmal als Prozess“ – um den gegenwärtigen und
künftigen Umgang mit der Einsturzstelle und um das mögliche Potenzial dieses Ortes der Katastrophe.
Quelle: Pressemitteilung ArchivKomplex
Anmerkung: Bis zum 24. Februar 2016 verwahrte das Stadtarchiv Freudenberg als letztes Asylarchiv im Kreisgebiet geborgenes Kölner Archivgut.