„Zeitzeugen auf Zelluloid“: 1968 in der Region

Siegen, LYZ, 10.10.2018, 19:00

„Das Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein präsentiert historische Filme:
Gemeinsam mit dem Siegener Historiker Dieter Pfau nähert sich das Kreis­­­archiv mit einem Wechsel von Filmvorführung(en) und Podiumsgespräch dem fünfzigsten Jubiläum der Revolution von 1968 in der Region. Von der Etablierung der Beat-Musik in der Siegerlandhalle über die Demonstrationen gegen den NPD-Parteitag im November 1968 bis zum Streik der Schülerinnen des Staatlichen Mädchengymnasiums zeigen sie die Bandbreite des Bewusstseinswandels in der Region.“
Eintritt frei! Um eine Spende für die Erhaltung des regionalen audiovisuellen Archivguts wird gebeten.
Quelle: LYZ, Programm

3 Gedanken zu „„Zeitzeugen auf Zelluloid“: 1968 in der Region

  1. Pingback: Unterlagen zur Jugend- und Protestkultur der 60er Jahre in der Region gesucht | siwiarchiv.de

  2. 1968: ‚Revolutionäre Verhältnisse‘ oder ‚laues Protest-Lüftchen‘ im Siegerland?

    Die erstaunlichen Einschätzungen des Siegener Kreisarchivars Wolf::
    „Das Jahr 1968, als im Siegerland etwas in Bewegung kam“ (WP/WR)

    https://www.google.de/search?rlz=1C2AOHY_deDE723DE723&source=hp&ei=dXrtW8PuM4LdwQL5kYjwBw&q=1968+in+Siegen&oq=1968+in+Siegen&gs_l=psy-ab.3…46388.53409.0.54375.14.14.0.0.0.0.774.2384.0j6j2j1j6-1.10.0….0…1.1.64.psy-ab..4.9.2047…0j38j0i131k1j0i22i30k1.0.EXEAbhO_jSI 

    (Online-Link vom 10. Oktober 2018)

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    Leserbrief zu den Einschätzungen von Kreisarchivar Thomas Wolf über das Jahr 1968 und die „68er“ Protestbewegung in
    Siegen:“1968: Eine Chance, etwas zu ändern‘‘ in der WP/WR vom 11. Oktober:

    Das ist eine erstaunliche Einschätzung, die Kreisarchivar Thomas Wolf über die Verhältnisse von 1968 in Siegen verbreitet hat. Siegen und eine ‘‘68er‘‘-Protestbewegung, von der man sich fragen muss: wo war diese vor 50 Jahren auszumachen? Wo gab es Szenen, die beim NPD-Landesparteitag am 16. November 1968 an „die große Protestkultur“ erinnerten? Wodurch kam diese von Wolf so bezeichnete „große Protestkultur“ zum Ausdruck? Dass eine überschaubare Zahl von Demonstranten Parteitagsdelegierte und den NPD-Vorsitzenden Adolf von Thadden am Zugang zur Siegerlandhalle behinderte und es dabei an den Absperrungen zu Rangeleien und Polizeieinsätzen kam?

    Was hatte der vom Kreisarchivar bemühte „68er-Geist“ mit dem NPD-Landesparteitag zu tun? Was überhaupt mit dem „Tanz für die Jugend“? Wo kam das Siegerland „in einer Breite in Bewegung“, bei der „vielleicht nicht die große Revolution stattgefunden“ hat? Was war denn dann? Protest am Mädchen-Lyzeum um die Ablösung einer autoritären Schulleiterin, als sei das ein bundesweit bedeutsames Ereignis? Sollen mit solchen Vergleichen Ereignisse in einer Region historisch aufgewertet werden? In der Auseinandersetzung mit den ‘‘68ern‘‘ hat Jürgen Habermas die studentischen Proteste, ihre Ziele und Aktionen, die mancherorts in Schülerkreise hineinreichten, seinerzeit als „Scheinrevolution und ihre Kinder“ bezeichnet. In Siegen war das, was ‘‘68er“-Protest genannt werden könnte, selbst zu Zeiten der APO-Proteste gegen die Bonner Notstandsgesetze, im Mai ’68, nicht mal als ‚laues‘ Protest-Lüftchen auszumachen.

    Bei der Europäischen Bewegung, deren Sprecher ich damals war, hatte bereits im Vorfeld des Parteitages nicht nur der Parteien- und Wahlforscher Hans-Dieter Klingemann die Ursachen für das Aufkommen der NPD thematisiert, die von 1966 bis 1968 in sieben Landtage eingezogen war. Von dem Sozialforscher wurde dies vor allem der ersten wirtschaftlichen Rezession der Nachkriegszeit zugeschrieben, auch der Großen Koalition, von 1966-1969, einer Konstellation, die die politischen Einstellungen beeinflusste. Interessiert hat sich für diese Bestimmungsgründe und wie damit umgegangen werden kann, bei den Protesten gegen den  NPD-Parteitag kaum jemand vor Ort. Und: Der mit Antisemitismus gepaarte Rechtsextremismus war bei den ’68ern‘ kein bestimmendes Thema, eher ein „blinder Flecken“, wie es der Politologe Wolfgang Kraushaar, ein Kenner der 68er-Verhältnisse, in einer Beschreibung über die ’68er‘-Protestbewegung und die APO benannt hat.

    Karl-Jürgen Reusch
    Siegen/14. Nov. 2018

    Anmerkung: Der Leserbrief musste wegen einer maximal möglichen Zeilen-Vorgabe in Lokalausgaben der Zeitungstitel Westfalenpost/Westfälische Rundschau gekürzt werden. Daher blieb im Leserbrief der Satz unberücksichtigt: „Zur Auseinandersetzung mit dem NPD-Landesparteitag gehörte auch die gewerkschaftliche Protest-Kundgebung auf dem Weidenauer Bismarckplatz mit IG-Metall-Vize Eugen Loderer, der sich mit markigen Sprüchen gegen die NPD verbreitete.“ Die DGB-Kundgebung gegen den NPD-Parteitag stand nicht in einem unmittelbaren und organisatorischen Zusammenhang mit „68er“-Protestaktionen. KJR

  3. Ich möchte diesen Kommentar nur zum Thema Mädchenrevolte kommentieren. Sie sagen: „Protest am Mädchen-Lyzeum um die Ablösung einer autoritären Schulleiterin, als sei das ein bundesweit bedeutsames Ereignis?“ und werten damit ein nicht nur für hunderte von Schülerinnen des Mädchengymnasiums (sic!) höchst wichtiges Ereignis ab, an dem sich rund 80 Prozent der Schülerinnen aktiv beteiligt haben, sondern Sie unterschätzen auch die Bedeutung dieses Streiks für die Entwicklung im Land. Die Ereignisse wurden bundesweit wahrgenommen, auch wenn die Lesart der damaligen Zeit diese war: Mädchen sind an sich unpolitisch und haben eigentlich keine wichtigen Themen, also werden die bösen Jungs sie wohl dazu verführt haben. Erstaunlich, dass Sie heute noch in diese Kerbe hauen! Eine autoritäre Direktorin abzulösen ist ein Meisterstück. Der Streik war eine vorbildliche Lektion in Sachen Demokratie, weil wir uns erstmals zusammengeschlossen und klar ausgedrückt haben, dann konsequent handelten. Wo sonst hat es das gegeben? Ich durfte vor zwei Jahren mit etlichen Zeitzeuginnen darüber sprechen. Wir alle zehren heute noch von dieser bundesweit einzigartigen Aktion.

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