Das Stadtarchiv Siegen besitzt die größte regionale Zeitungssammlung im Siegerland, die sich eines großen Nutzerkreises erfreut. Infolge der starken Nutzung in den vergangenen Jahrzehnten und zeitweise ungünstigen Lagerbedingungen verbunden mit dem hohen Alter der zu dicken Bänden gebundenen Zeitungsausgaben weisen diverse Zeitungen bereits stärker ausgeprägte Schäden wie Risse, aber auch Fehlstellen auf. Auch ist das hochgradig säurehaltige Papier zeigt bereits Spuren des Abbaus und ist stellenweise brüchig. Eine dauerhafte Erhaltung in der Papierform ist voraussichtlich nicht möglich. „Aus dem Erhaltungszustand folgte bereits die zwangsläufige Sperrung einzelner in ihrer Substanz stark gefährdeter Zeitungsbände für die Benutzung“, wie Stadtarchivar Dr. Patrick Sturm erläutert.
Im April 2021 erhielt das Stadtarchiv Siegen die Förderung für ein großes Digitalisierungsvorhaben mehrerer älterer Zeitungsserien im Rahmen des Digitalprogramms „WissensWandel. Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive“ des Bundes. Das beim Deutschen Bibliotheksverband angesiedelte Förderprogramm ist Teil des Programms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Das Siegener Projekt unter dem Titel „Zeitung digital – Sicherung, Nutzbarmachung und Bereitstellung älterer Zeitungsserien durch Digitalisierung“ hatte zum Ziel, fünf ältere Zeitungsserien aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur NS-Zeit zu digitalisieren. Mit diesen „Ersatzdigitalisaten“ ist perspektivisch die dauerhafte Erhaltung der Zeitungen in digitaler Form sicherzustellen. Weiterhin sollten gesperrte Zeitungsbände infolge der Digitalisierung wieder zugänglich gemacht werden. Ergänzend zur geförderten Digitalisierungsmaßnahme sind die Digitalisate in das Zeitungsportal „zeit.punkt NRW“ einzubringen, um eine orts- und zeitunabhängige Möglichkeit der Onlinenutzung zu schaffen.
Konkreter Gegenstand des Projekts waren die Zeitungen „Das Volk“ (1891-1941), die „(Siegerländer) Nationalzeitung“ (1933-1943), der „Siegerländer Volksfreund“ (1882-1893) sowie die „Sieg-Post“ (1921-1932) mit den Nachfolgeblatt „Siegblätter (1933-1944). Insgesamt handelte es sich um 252 Zeitungsbände und einige lose Ausgaben.
Die im Sommer 2021 vergebene Digitalisierung wurde Ende November erfolgreich abgeschlossen. Die Originale befinden sich wieder im Stadtarchiv. Insgesamt sind 149.150 hochauflösende Images erstellt worden. Herausforderungen im Scanprozess stellten erwartungsgemäß die mitunter schadhaften Zeitungsbände mit Rissen, Knicken und Fehlstellen dar. Die enge Bindung machte das Öffnen einzelner, teilweise genagelter Zeitungsbände erforderlich, um angemessene Digitalisate erstellen zu können. Das Projekt „Zeitung digital“ hat dazu beigetragen, dass ein wesentlicher Teil der bedeutenden, älteren Zeitungen aus dem Bestand des Stadtarchivs digital gesichert wurden und deren Zugänglichkeit künftig über das Zeitungsportal NRW deutlich verbessert wird. Der besondere Dank des Stadtarchivars gilt den Förderern, „da ohne die finanzielle Unterstützung durch das Digitalprogramm „WissensWandel“ eine Digitalisierungsmaßnahme dieses Umfangs nicht realisierbar gewesen wäre“.
Das geplante Einbringen der Digitalisate in das Zeitungsportal „zeit.punkt NRW“ wurde bereits angestoßen. Die vertragliche Grundlage mit den Portalverantwortlichen der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) in Münster ist geschaffen und ein Datenträger mit den Images wurde übergeben. An der ULB werden die Daten nun als Vorstufe zur Onlinestellung aufbereitet und strukturiert. Im Laufe des Jahres 2022 wird die Freischaltung im Zeitungsportal erwartet. Das Stadtarchiv wird hierüber entsprechend informieren.