Eine Anfrage an das Kreisarchiv zur Biographie des Zauberers Hans Alexander Bellachini führte zu einer Suche im Bestand „Heilstätte Hengsbach“. Dort konnte nicht nur die abgebildete Werbung für den Auftritt des Künstlers im Jahr 1955 in der Einrichtung aufgefunden werden. Der Aktenband enthielt auch eine Anfrage des Künstlers, ob er auf seiner Abschiedstournee im Jahr 1967 noch einmal in der Heilstätte auftreten könnte. Dazu ist es leider nicht gekommen. Für die Anfrage wichtig war es, dass aus der Korrespondenz der Wohnort des Künstlers im Jahr 1967 hervorging, so dass weitere Recherchen möglich wurden.
Eine begleitend zu dieser Recherche gemachte, einfache google-Suche lieferte ein überraschendes, da im Kreisarchiv nicht bekanntes Ergebnis, das zu einer intensiveren Forschung geradezu einlädt:
„Joachim Bellachini (* 1856 in Siegen/Westfalen als W. Jochum; † 16. Juni 1901 [in Frankfurt/Main]) war ein deutscher Zauberkünstler.
Leben
Bellachini entstammte einer gut bürgerlichen Familie. Bis zu seinem 14 Lebensjahr war er als Sekretär an der Steuerkasse in Siegen tätig, wozu er jedoch nie richtig Lust hatte. Er war viel mehr angetan von den Reisen und Abenteuern der Zauberkünstler. Per Zufall traf er auf den damals bekannten Zauberkünstler Ernst Basch und durfte mit ihm auf Reisen gehen. Sie gastierten in ganz Europa [u. a. Schweiz, Italien ….] und immer wieder in Holland.
Als sich Basch zur Ruhe setzte, konnte Joachim eine Stellung bei dem damals ebenso bekannten Zauberkünstler Bellachini (Samuel Berlach) erhalten. Bei ihm bildete sich Joachim weiter zum Zauberkünstler aus.
Nach dem Tode von Bellachini übernahm Joachim dessen Requisiten und nannte sich nun Joachim Bellachini.
Am 21. Juli 1895 feierte er in seiner Vaterstadt sein 25-jähriges Künstlerjubiläum.
Am 29. Janaur 1896 trat er im Statthalterpalais zu Strassbourg vor dem kaiserlichen Statthalter Fürst Hohenlohe-Langenburg und seiner Ehefrau auf. Joachim Bellachini spielte auch für den Kaiser Nicolaus II. und der Kaiserin von Russland.
Nach seinem Tod heiratete die Wittwe Clara Julius Winkelmann, der sich nun ebenfalls Joachim Bellachini nannte.
Bellachini-Tradition
Im Laufe der Zeit haben sich mehrere Zauberkünstler den Namen Bellachini zugelegt: Franz Schweizer-Bellachini, Theodor von Schledorn – Bellachini, Eugen Schröder
Strack-Bellachini, [Hans Alexander Bellachini]
Literatur:
[Uriatre: Die Magie des XIX. Jahrhunderts als Kunst und als Geheimwissenschaft, Berlin 1896, S. 47]
St.-W.: Joachim Bellachini, in: Die Zauberwelt, 7. JG, Nr. 10, Oktober 1901, S. 145 ff.
[Volkmann, Kurt: Geschichte der Zauberkunst, in: Magie, 36. Jg., Heft 12/1956, S. 335
o. A.: Nachruf Joachin Bellachini, in: Die Zauberwelt, 7. JG, Nr. 7, Juli 1901, S. 111]“
Quelle: Eintrag „Joachim Bellachini“ in Zauber-Pedia
Auf folgenden Artikel in der Thorner Presse vom 3. März 1901 (S. 3) verweist Peter Kunzmann via E-Mail:
Sterberegister 1901 Stadt Frankfurt/Main, Standesamt I:
Quelle: Hessisches Staatsarchiv Marburg 903 Nr. 10551
Dem ersten (?) Siegener Adressbuch zufolge gab es 1879 in der Stadt Siegen keinen Schreinermeister Jochum (bzw. die Witwe desselben). Also beide Elternteile schon verstorben? Auch kein anderer Sohn vorhanden, der die Werkstatt übernommen hätte? Zu korrigieren ist wohl die Angabe „Bis zu seinem 14. Lebensjahr war er als Sekretär an der Steuerkasse in Siegen tätig“. Vielleicht bloß ein Druckfehler; gemeint „24“? Taucht sein Name im Schülerverzeichnis von Kruses Realschul-Geschichte auf (wenn ja, mit welchem Abgangsjahr)? Lassen sich im Siegener Kreisblatt Anzeigen von frühen Auftritten Jochums als Amateur-Zauberer in seiner Heimatstadt finden? Fragen über Fragen …
… Und die hilfreichen Geister im Stadtarchiv Siegen könnten einmal den in der „Siegener Zeitung“ 1901 erschienenen Nachruf heraussuchen …
In der Siegener Zeitung findet sich ein auf den 18. Dezember 1900 datierter Hinweis, dass Bellachini die Fürstlich schaumburg-lippische Verdienstmedaille verliehen bekam.
Eine ausführliche Würdigung erhielt Jochum-Bellachin anlässlich seines 25jährigen Bühnenjügiläums in der Siegner Zeitung vom 21. Juli 1895:
Zum Tod Bellachinis erschien am 22. Juni 1901 lediglich eine knappe Notiz.
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