»1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«
In der neuen Ausgabe der Vortragsreihe „Siegener Forum“ wird Traute Fries am Donnerstag, den 9. Dezember 2021, die regionale Perspektive zu 1.700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland beleuchten und wichtige historische Stationen des Zusammenlebens der Kulturen und Religionen im Siegerland nachzeichnen.
So gibt es lediglich zwei urkundliche Hinweise auf Juden im ausgehenden Mittelalter. Strenge Verordnungen untersagten deren Ansiedlung sogar im nassauischen Siegerland; es galt wirtschaftliche Konkurrenz abzuhalten. Jüdischen Händlern aus Hessen wurde etwa nur die Beteiligung an Siegener Markttagen erlaubt. Die Bezeichnung „Judengasse“ beim Wittgensteiner Flügel des Unteren Schlosses lässt im 18. Jahrhundert keine eindeutige Entstehung zu. Überliefert ist jedoch, dass ein Benjamin Moses aus dem Sauerland im Jahr 1797 vom Freiherrn von Fürstenberg ein Grundstück in Burgholdinghausen erwarb. Einer seiner Nachkommen ist der Siegener Hugo Herrmann. Ein weiterer hessischer Händler, Isaac Rosenberg, ließ sich 1817 in Siegen nieder und kämpfte jahrzehntelang um das Bürgerrecht. Erst durch den Bau der Bahnstrecken Köln-Siegen und Hagen-Siegen kam es zum Ende der 1860er Jahre zum Zuzug jüdischer Familien, vorwiegend Kaufleute, Metzger sowie Vieh- und Fellhändler. 1884 gründete sich dann die Synagogengemeinde Siegen. Als ihr Vorsteher diente Meyer Leser Stern, gebürtig aus Hohenlimburg. In Stadt und Kreis Siegen lebten damals 234 Menschen jüdischen Glaubens, 1933 waren es 211.
1904 wurde die Synagoge am Obergraben feierlich eingeweiht. In dem jüdischen Gotteshaus wurde aber nur ganze 34 Jahre gebetet. Während der NS-Diktatur wurde die Synagoge am 10. November 1938 von den Nationalsozialisten in Brand gesteckt, jüdische Familien in die Vernichtungslager deportiert. Vom Bahngleis 4 des Siegener Bahnhofs fuhren in den Jahren 1942, 1943 und 1944 Züge nach Zamosc, Theresienstadt, Auschwitz und Kassel-Bettenhausen ab. Anhand verschiedener Biographien ruft Traute Fries das Schicksal der vom NS-Regime verfolgten Menschen in Erinnerung.
Der Vortrag findet statt am Donnerstag, den 9. Dezember 2021, um 18.30 Uhr im Eintrachtsaal der Siegerlandhalle (Einlass ab 18.00 Uhr). Der Eintritt ist frei. Die Veranstalter weisen angesichts der aktuellen NRW-Corona-Schutzverordnung darauf hin, dass nur vollständig geimpfte oder genesene Personen an der Veranstaltung teilnehmen können (2-G-Regelung)! Ein entsprechender Nachweis ist am Vortragsabend beim Einlass zusammen mit einem Ausweisdokument vorzulegen. In der Siegerlandhalle ist ein medizinischer Mund- und Nasenschutz zu tragen, der am Sitzplatz abgenommen werden darf.