Dekolonialität als Neudefinition der Moderne Dekolonialität ist viel mehr als ein Modewort, auch wenn es derzeit in aller Munde ist. Die Geschichte der letzten 500 Jahre wurde in Europa so erzählt, dass man die dehumanisierende Dimension der Versklavung und der Kolonialisierung eines Großteils der Weltbevölkerung normalisiert und somit fast vergessen hat. Dekolonialität ist somit eine Herausforderung an unsere Idee der Moderne, da erinnert werden muss, dass die Kolonialität, also koloniale Denk- und Handlungsmuster, und somit die Dehumanisierung fast aller Nicht-Europäer*innen ihr eigentliches Programm war. Dies muss benannt und durch die Einbeziehung nicht-westlicher Epistemologien verändert werden. Kunstgeschichte und Kunstwissenschaften müssen sich der Herausforderung stellen, da sie durch die Hierarchisierung von Kunst und Artefakt und somit durch die Erniedrigung anderer Kulturen und ihrer Kunstproduktion ein maßgeblicher Teil der Eroberung war. Beide Disziplinen sind aufgefordert, Dekolonialität als eine Methode in ihre analytische Praxis aufzunehmen. Dafür setzt sich dieser Vortrag ein, indem er die Herausforderung aus brasilianischer Perspektive für deren zeitgenössische Kunst, Ausstellungswesen und Kunstgeschichte beschreibt.
Ab Minute 15:30 analysiert Carolin Overhoff Ferreira Professorin, Institut für Kunstgeschichte, Federal University of São Paulo Gemälde die Albert Eckhout im Auftrag von Fürst Johann Moritz zu Nassau-Siegen angefertigt hatte.