Anna Kinder (Deutsches Literaturarchiv Marbach)
„Wie erforscht man 20.000 Aktenordner, wie findet man in 400 GB Datenmaterial, wonach man sucht? Archiv-Großbestände zeichnen sich nicht nur durch ihren Materialreichtum und ihre Materialheterogenität aus, sondern laden geradezu dazu ein, in den Modus der vorkritischen Materialbeschreibung zu verfallen. Die Unübersichtlichkeit von Großbeständen erfordert daher heuristische Strategien, die eine historisch-semantische Struktur freilegen, die auf der Oberfläche des Archivs nicht ohne Weiteres sichtbar ist. Ausgehend von der auch gegenwärtig zu beobachtenden Diskussion zwischen hermeneutisch interessierten, auf den literarischen Text fokussierenden Ansätzen auf der einen und materialitätsaffinen, an den Material Studies orientierten Herangehensweisen auf der anderen, wird die Frage nach dem Erkenntnisgegenstand literaturwissenschaftlich relevanter Großbestände gestellt.“
Quelle: Uni Siegen, Fakultät I, Aktuelles