– auch eine erinnerungskulturelle Debatte
Die Siegener Zeitung berichtete unlängst – leider nur im Print – , dass das Präsidium der der IHK Siegen beschlossen habe, den repäsentativsten Veranstaltungsraum im Gebäude IHK umzubenennen. Der Raum soll zukünftig nicht mehr nach dem ehemaligen Präsidenten der IHK, Bernhard Weiss, benanntwerden. Gründe für die Umbenennung waren nicht nur die Haltung der von Weiss aufgebauten Firma SMS im Ukraine-Krieg, sondern auch die Rolle Weiss´ während der Zeit des Nationalsozialismus. Der Kommentar der Siegener Zeitung stellte besonders den zweiten Aspekt in seinen Mittelpunkt.
Zu Bernhard Weiss liegt noch keine ausführliche Biographie vor, so dass lediglich auf folgende Links verwiesen werden kann:
– Wikipedia-Eintrag
– Eintrag „Bernhard Weiss“ im Regionalen Personenlexikon zum Nationalsozialismus in den Altkreisen Siegen und Wittgenstein
Die Rolle Weiss´ im Flick-Konzrern während des NS-Zeit beleuchten u. a. folgenden Titel:
-Johannes Bähr, Axel Drecoll, Bernhard Gotto, Kim Christian Priemel, Harald Wixforth: Der Flick-Konzern im Dritten Reich. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, Herausgegeben durch das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin in Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Oldenbourg Verlag, München 2008
– Tim Schanetzky: Regierungsunternehmer. Henry J. Kaiser, Friedrich Flick und die Staatskonjunkturen in den USA und Deutschland. Wallstein Verlag, Göttingen 2015
– Heute vor 70 Jahren: Die Verurteilung von Friedrich Flick vor den Nürnberger Prozessen am 22.12.1947
Einführend zur Firmengeschichte der SMS .s Heinz Bensberg, Vom Handwerksbetrieb Weiss zum Weltmarktführer der SMS Gruppe
Die zurzeit geführte „Diskussion“ findet vor allem auf dem Facebook-Account der Siegenenr Zeitung statt:
Die Rolle der SIEMAG und die von Bernhard Weiss wird im folgenden Buch beleuchtet, es geht sogar auf die Zeit davor ein, einschließlich des 1. Weltkrieges:
Heimat-Fremde. „Ausländereinsatz“ im Siegerland 1939-1945, wie er ablief und was ihm vorausging Opfermann, Ulrich – 1991
Danke für die Ergänzung!
Bernhard Weiss war ja auch mit dem Thema „Ukraine“ gut vertraut. Er steht für das Interesse der deutschen Wirtschaft am zu erobernden Raum im Osten. In Teil 1 seiner Zeit als Führer der SIEMAG, also vor seinem Nürnberger Verfahren als Menschheits- und Kriegsverbrecher, gelang es ihm, in Dnjpropetowsk ein großes Unternehmen der Schwerindustrie für seine Familie an Land zu ziehen. Verlor es aber alsbald wieder. Die Rote Armee machte den Weiss einen Strich durch die Rechnung. Wie gewonnen, so damals zerronnen.
(eine Facette von Zwangsarbeit – die SIEMAG setzte zahlreich hier wie dort die so schön billigen ukrainischen und russischen Zwangsarbeiter*innen ein – daher in meinem Buch zum Thema nachzulesen)
Danke für die Ergänzung!
Ich hab ihr Buch gelesen, es ist im Stadtarchiv von Siegen verfügbar. Es waren auch Fakten aus ihrem Buch, die ich der IHK vorgetragen habe. Im Rat der Stadt Hilchenbach ist man hingegen noch nicht so weit, sich zu einer Namenänderung vom Bernhard Weiss Platz und Straße im Stadtteil Dahlbruch durchzuringen. Nachgewiesen sind auch verhungerte Kinder im Lager der Siemag Eiserfeld. Herr Opfermann könnte Sie mir bitte eine Email schreiben. Ich hätte da noch ein paar Fragen: ch.kiendl@gmx.de
Hallo Herr Opfermann, gibt es eine Möglichkeit Sie zu kontaktieren? Sonst bitte eine Email
ch. kiendl@gmx.de
Wenn ich es richtig sehe erschien heute der este Leserbrief „Totalitär“ – als solches wird die Umbenennung charakterisiert – in der Siegener Zeitung zum Thema.
Heute erschienen zwei weitere, die Umbenennung ablehnende Leserbriefe in der Siegener Zeitung: „Wer will sich profilieren?“ und „Wichtiger Arbeitgeber“
Zu Bernhard Weiss s. a.
– Kim Christian Priemel: Flick. Eine Konzerngeschichte vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik, Göttingen 2007
– Norbert Frei/Ralf Ahrens/Jürgen Osterloh/Tim Schantzky: Flick. Der Konzern, die Famile, die Macht, München 2009
– Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland (Hrsg.): Konrag Kaletsch, der Flick-Konzern und das Siegerland, Siegen 1987
Heute erschienen 3 weitere Leserbriefe in der Siegener Zeitung, die sich kritisch zur Umbenennung äußern: „Säuberungsagenda“, „Unfassbare Aktion“ und „Eindeutig belogen“.
Ein interessanter Sammelbestand im Bundesarchiv für die Erarbeitung einer Biographie dürfte „AllProz 3“ (=Alliierte Prozesse. Handakten von Rechtsanwälten) sein. Unter der dem Gliederungspunkt 18 finden sich 85 Akten des Anwalts Walter Siemers zur Verteidigung von Bernhard Weiss.
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