„Das Thema Kriegsversehrung rückt zunehmend in den Fokus der Forschung. Angesichts der Jugoslawien-Kriege in den 1990er Jahren, der Debatten um die (neuen) Aufgaben der Bundeswehr, der Golfkriege oder des sog. „Krieges gegen den Terror“ – um einige Bespiele zu nennen – scheint das Bedürfnis nach einer historischen Deutung der Effekte und Rückwirkungen kriegerischer Konflikte auf die kriegsführenden Länder zuzunehmen. Nachdem auch Bundeswehrsoldaten aus ihren Auslandseinsätzen mit physischen und psychischen Verletzungen zurückkehren, ist die Frage nach den Strategien im Umgang mit und der Kompensation von Kriegsversehrungen verstärkt von öffentlichem Interesse.
Es ist schon häufig darauf hingewiesen worden, dass die Kriege des 20. Jahrhunderts und speziell die Weltkriege durch die Senkung von Gewaltschwellen und durch einen bislang unbekannten Grad der Mobilisierung und Vernichtung von Material und Menschen gekennzeichnet waren. Im Zusammenspiel von maschineller Zerstörungsgewalt und dem Einsatz wissenschaftlich-medizinischer Mittel zum Erhalt von Leben überlebten immer mehr Soldaten schwerstverletzt. Die Nachkriegsgesellschaften waren aber nicht nur von verletzten Militärangehörigen, sondern gleichermaßen von den zivilen Opfern und ihren Anerkennungskämpfen geprägt. Kriegsversehrung war kein gesellschaftliches Randphänomen, sondern vielmehr ein zentrales Merkmal europäischer Nachkriegsgesellschaften im 20. Jahrhundert.
Vor diesem Hintergrund ist es Ziel der Tagung, die Bedeutung von Kriegsgeschädigten für die europäischen Gesellschaften zu diskutieren und dabei verschiedene Forschungsperspektiven miteinander ins Gespräch zu bringen.“
Quelle: Universität Siegen Veranstaltungsflyer