Im Laaspher Kino geht es um Morde hinter dem „Nebel im August“

Christlich-Jüdischer Freundeskreis und Residenztheater laden zu „Film gegen das Vergessen“

In der neuen Reihe „Filme gegen das Vergessen“ vom Laaspher Freundeskreis für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und dem Residenztheater der Lahnstadt läuft am Mittwoch, 24. September, ab 19.30 Uhr der Film „Nebel im August“ im örtlichen Kino an der Brückenstraße 2. Das Drama erzählt die wahre Geschichte von Ernst Lossa, einem Zehnjährigen, der als schwerziehbares Kind 1940 in eine Nervenklinik eingewiesen wird. Dort wird ihm schnell klar, dass die Nazis viele seiner Mitpatienten töten. Deshalb will er fliehen aus der mutmaßlichen Heilanstalt, die allein Unheil bringt. Der Laaspher Christlich-Jüdische Freundeskreis legt in diesem Herbst einen Schwerpunkt auf das Thema „Aktion T4“, den systematischen Massenmord im Nationalsozialismus an Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Einschränkungen.
Quelle: Bad Laaspher Freundeskreis für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V., Veranstaltungsseite

Ausstellung: „Den Holocaust in Bildern erzählen – aktuelle Graphic novels und Bilderbücher“

Eröffnung. 20. September | 17:00 – 18:00 mit Autorenlesung Stephanie Lunkewitz
Eine Ausstellung des Aktiven Museum Südwestfalen in Kooperation mit der Universität Siegen


„Wie erzählt man über den Holocaust in einer Zeit, in der immer mehr Zeitzeug:innen nicht mehr Schulklassen besuchen und von ihren Erlebnissen berichten können? Wie gewinnt man das Interesse von Schüler:innen für die Ereignisse, die Jahrzehnte zurückliegen? Vor allem mit welchen Medien? Eine Möglichkeit bieten neben Bilderbüchern vor allem Graphic Novels, die Text und Bild miteinander verbinden, mit Leerstellen arbeiten und auch den Lese- sowie Sehbedürfnissen junger Menschen entsprechen. Seit den 1980er Jahren entstanden unterschiedliche Bilderbücher und Graphic Novels, die sich verschiedener Narrative bedienen und unterschiedliche Perspektiven auf den Holocaust und dem Überleben danach zeigen. Die Ausstellung widmet sich ausgewählten Graphic Novel und Bilderbüchern, um die Bandbreite dessen, was erzählt wird, zu zeigen, aber auch Chancen des grafischen Erzählens zu präsentieren. Die Ausstellung „Den Holocaust in Bildern erzählen – aktuelle Graphic novels und Bilderbücher“ ist eine Kooperation zwischen dem Aktiven Museum Südwestfalen, dem Germanistischen Seminar sowie dem Seminar für Anglistik. Auf Bildtafeln werden unterschiedliche grafische Zugänge gezeigt, wie man über den Holocaust erzählen kann. Künstler:innen haben uns für die Ausstellung, die als Wanderausstellung konzipiert wurde, bislang unveröffentlichtes Material zur Verfügung gestellt. Den Besucher:innen ist es möglich, auch Entstehungsprozesse kennenzulernen.
Die Wanderausstellung soll auch an Schulen gezeigt werden, ist in unterschiedliche Module (Primarbereich, weiterführende Schulen) eingeteilt. Eingebettet ist die Ausstellung in dem Projekt „Learning about the Shoah Through Narrative Art and Visual Storytelling“– Transnationale Erinnerung in der grafischen Literatur“, das im Wintersemester 2024/25 von Prof. Dr. Daniel Stein, Dr. Jens Aspelmeier und Dr. Jana Mikota initiiert wurde. Die Ringvorlesung im Wintersemester 2024/25 und die im Sommersemester 2025 besuchten Seminare boten den Studierenden Einblicke in die aktuellen Debatten. Im Wintersemester 25/26 finden erneut Seminare, eine hybride Ringvorlesung sowie eine Tagung statt.“

Nachtrag, 21.09.2025: Fotoeindrücke: Weiterlesen

Besuch des alten jüdischen Friedhofs am Lindenberg

zum Tag des offenen Denkmals

Zum Tag des offenen Denkmals, wird Traute Fries wieder Interessierte zu einem Rundgang auf dem alten jüdischen Friedhof am Lindenberg begrüßen.
Anmeldung nötig! Unter info@vhs-stadt-siegen.de oder persönlich.
Eintritt: 5 €
Männer bringen bitte eine Kopfbedeckung mit.
Treffpunkt: Neue Trauerhalle Lindenberg-Friedhof, Frankfurter Straße 205 (neue Halle), 57074 Siegen

Quelle: Aktives Museum Südwestfalen, Veranstaltungen

Zeichen setzen in Zeiten eines wachsenden Antiziganismus

Bundesarchiv und Zentralrat Deutscher Sinti und Roma schließen Kooperationsvereinbarung

Das Bundesarchiv und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma haben eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Am 1. September unterzeichneten Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, und Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs, die Vereinbarung in Heidelberg. Damit soll in Zeiten eines wachsenden Antiziganismus in der Gesellschaft ein Zeichen gesetzt und gleichzeitig die Aufklärung über die nationalsozialistische „Rassenforschung“ weiter verbessert werden. In Erinnerung an die im nationalsozialistisch besetzten Europa ermordeten rund 500.000 Sinti und Roma wurde zuletzt am 2. August der „Europäische Tag des Gedenkens an den Genozid an Sinti und Roma“ begangen.

Die Unterzeichnung fand 44 Jahre nach der Besetzung des Universitätsarchivs Tübingen statt, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg NS-Akten der „Rassenhygienischen und Bevölkerungsbiologischen Forschungsstelle“ (RHF) lagen, die in der NS-Zeit als Planungsgrundlage für den Holocaust an Sinti und Roma dienten und die in der Nachkriegszeit für rassistische Forschungen missbraucht wurden. Am 1. September 1981 hatten 18 Sinti das Universitätsarchiv besetzt, darunter auch Holocaustüberlebende und Romani Rose, und die Überführung der entsprechenden NS-Akten in das Bundesarchiv gefordert. Die Unterlagen werden seitdem im Bestand R 165 im Bundesarchiv verwahrt. Weiterlesen

LWL-Video: Die Wewelsburg und das KZ Niederhagen


„Die Wewelsburg südlich von Paderborn stammt aus dem beginnenden 17. Jahrhundert und diente über 300 Jahre als Jugendherbe mit Veranstaltungssaal und als Heimatmuseum – bis es 1933 in den Besitz des NS-Staats geriet. Heinrich Himmler, Reichsführer der Sturmstaffel, plante aus der Burg eine elitäre Versammlungsstelle für Gruppenführertreffen und Feiern zu errichten. So ist sie eine von vielen Stätten, die von der Ideologie der Nationalsozialisten in der westfälischen Region eingenommen wurde.

Für den Umbau der Burg mussten Häftlinge aus den naheliegenden KZ Niederhagen teilweise mit ihrem Leben zahlen. Das Konzentrationslager war das kleinste Hauptlager im deutschen Gebiet und galt als besonders brutal – die Häftlinge arbeiteten unter unmenschlichen und tödlichen Bedingungen. Heute stehen noch Teile der Burg und des Konzentrationslagers als Symbol für die NS Ideologie und als wichtige Erinnerungsstätte.

Diese Episode der „Kurzen Geschichte Westfalens“ erzählt vom Vorhaben die Wewelsburg umzubauen, vom herrschenden Leid und der strafrechtlichen Verfolgung der Täter nach Kriegsende.“

Ausstellung: „Spandau Prison. 1877 – 1987“

Zeughaus der Zitadelle Berlin-Spandau, bis 17. Mai 2026

„Und wo saß hier jetzt Rudolf Hess?“, ist eine alltägliche Frage von Besucherinnen und Besuchern der Zitadelle Spandau. Die Antwort lautet: „Nirgends.“ Das sogenannte Kriegsverbrechergefängnis mit Hess als letztem Häftling befand sich in der Spandauer Wilhelmstadt: 1877 begannen dort die Arbeiten für ein neues „Central-Festungsgefängniß“, in dem ab 1881 straffällig gewordene Soldaten und Kriegsgefangene einsaßen. Nach einer spektakulären Befreiungsaktion während der Novemberrevolution 1918 diente das für 300 Gefangene ausgelegte Gebäude bis 1933 als Gefängnis für Zivilisten. Die nationalsozialistische Regierung nutzte das Gefängnis sofort nach dem Reichstagsbrand als Ort der „präventiven Schutzhaft“. Bis 1945 saßen hier eine Vielzahl politischer Gefangener ein, die zumeist zum Tode verurteilt wurden – dazu gehörten erstmals auch Frauen, insbesondere aus dem polnischen Widerstand. Weiterlesen

Geboren 1895 in Siegen: Otto Hesse – Hilfsschullehrer und rassistischer „Kriminalgenealoge“

Quelle: Volksschullehrerkartei 17353

Ein Hinweis auf Archivalia förderte bei der Durchsicht einen Aufsatz über die Soester Zeit Hesse zutage, der die folgende Zusammenstellung der aktuell online greifbaren Quellen ermöglichte. Hesse ist wie der hier bereits vorgestellte Robert Krämer ein weiterer regionaler „Vordenker“ des Völkermordes an die Sinti und Roma.

Lebenslauf
– * 1.7.1895 Kaan-Marienborn1
– kath., ggl. aus der katholischen Kirche trat er im November 1937 aus., kath. (1946)2
– verh. Mit Hedwig geb. Friege3
– 2 Söhne; Sohn geboren 26.3.1926 (gefallen März 1944)4
– 1913 – 1915 Lehrerseminar in Olpe5
– Kriegsteilnehmer in Frankreich6
– VS-Lehrer7, Hilfsschullehrer8
– 14. Februar 1920 Erste Lehrerprüfung in Olpe9
– 1921 von Horstmar nach Dortmund10
– 1. Oktober 1921 bis zum 1. April 1932 an der Hilfsschule in Dortmund-Mengede11
– 17. Juli 1922 Zweite Lehrerprüfung in Dortmund-Mengede12
– 20. Oktober 1922 Hilfsschullehrerprüfung 13
– 1. April 1924 Endgültig im Volksschuldienst angestellt14
– ab 1926 widmete Hesse sich seinem Spezialinteresse, der „Zigeunerforschung“15
– ab 1. April 1932- 31.3.1936 Versetzung auf eigenen Wunsch an die einklassige Katholische – Hilfsschule/Pestalozzi-Schule in Siegen16
– Vereinsführer des Fussballvereins Ballspiel Clubs 07 Siegen (1937 fusioniert mit den Sportfreunden Siegen)17 Weiterlesen

Podcast: Angeklagte in der zweiten Reihe – Die Nürnberger Nachfolgeprozesse digital

Mitarbeiterinnen im Dokumentenraum des Internationalen Militärgerichtshofs in Nürnberg, 2. Oktober 1946. © Stadtarchiv Nürnberg, A65-II-RA-121-D/Ray D’Addario

„Direkt im Anschluss an den Hauptkriegsverbrecherprozess gegen bekannte Größen des Nationalsozialismus wie Hermann Göring oder Rudolf Heß folgten ab 1946 zwölf weitere Prozesse in Nürnberg. Diesmal gegen bestimmte Funktionseliten wie Ärzte, Juristen oder Wirtschaftsunternehmen gerichtet. Ein neues Projekt an der Bayrischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) digitalisiert das Archivmaterial zu den Prozessen im Staatsarchiv Nürnberg nun zum ersten Mal vollständig, auch mit Hilfe von KI-Methoden, und macht es weltweit zugänglich. Eine Hördoku im Rahmen des Podcastformats der BAdW „nachgehakt“.

Weitere Informationen und Links: https://badw.de/die-akademie/presse/podcast/podcast-details/detail/angeklagte-in-der-zweiten-reihe-die-nuernberger-nachfolgeprozesse-digital.html

Im Nachfolgeprozess gegen Wirtschaftsunternehmen waren auch die aus der Region stammenden Friedrich Flick und Bernhard Weiß angeklagt.

Danke an Archivalia für den Hinweis!

Video: Liselotte (Lilo) Herrmann, eine junge Stuttgarterin im Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Link zum Video


„Die Ingenieurstochter Liselotte Herrmann gehört zu den bekanntesten, auch gewerkschaftlich engagierten Frauen, die Widerstand gegen den Nationalsozialismus leisteten und dies mit dem Leben bezahlen mussten. Sie studierte von 1929 bis 1931 an der Technischen Hochschule in Stuttgart Chemie und ab 1931 Biologie in Berlin. 1928 trat sie in den KJVD ein, wurde Mitglied des „Roten Studentenbundes“ und im November 1931 auch KPD-Mitglied. Wegen ihrer politischen Tätigkeit wurde sie im Juli 1933 von der Universität verwiesen. Sie war in jener Zeit bereits Mitarbeiterin des geheimen militärischen Apparates der KPD. Nach der Geburt ihres Sohnes Walter kehrte sie im September 1934 nach Stuttgart zurück und arbeitete dort weiter in der illegalen KPD mit. Am 7. Dezember 1935 wurde sie verhaftet und am 12. Juni 1937 vom Volksgerichtshof wegen „Landesverrats und Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt. Obwohl sich viele Menschen aus verschiedenen Ländern für die junge Frau und Mutter eingesetzt haben, wurde sie am 20. Juni 1938 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Gudrun Greth, die sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in Stuttgart für die Erinnerungskultur engagiert, stellte ihre Biographie am 22. Juli im Staatsarchiv Ludwigsburg vor.

In Zusammenarbeit mit dem Förderverein Zentrale Stelle.“

Zum regionalen Bezug s. https://widerspruch-und-widerstand-im-ns-in-siegen-und-wittgenstein.de/verzeichnis/biografische-skizzen#herrmann. Der Bestand P 416 (Staatliches neusprachliches Mädchengymnasium, Siegen) im Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen könnte de Besuch Herrmanns im Siegener „Lyzeum“ belegen.

s.a. Bundesarchiv: „100. Geburtstag von Lilo Herrmann“, Link, (Dort Verweise auf die Archivbestände von Lilo Herrmann).