7 Antworten zur Archivarbeit in der Gemeinde Neunkirchen/Siegerland –

(fast) ein Beitrag zur siwiarchiv-Blogparade „#Archivpolitik“

Vor gut einem Monat hatte die SPD-Fraktion sieben Fragen zur Archivierung in der Gemeinde Neunkirchen gestellt. Zur politischen Diskussion über die Errichtung eines Gemeindearchivs bzw. über die Archivarbeit in der Gemeinde Neunkirchen findet sich auf siwiarchiv bereits folgender Eintrag. Aus der Sitzungsniederschrift der Sitzung des Gemeinderates vom 13.12.2018 (S. 3 – 4) werden hier nun die Antworten der Verwaltung wiedergegeben:
“ ….GVR Flick beantwortet die Anfrage wie folgt:
Frage 1
Wie kommt die Verwaltung der gesetzlichen Verpflichtung momentan nach, ihr Archivgut in eigener Zuständigkeit zu archivieren?
Die Frage der Einrichtung eines Gemeindearchives wird schon seit einigen Jahren
diskutiert. Bei der Untersuchung von Standorten hat sich nach Rücksprache mit
dem Westfälischen Archivamt herauskristallisiert, dass ein Standort im Zentrum
Neunkirchen wünschenswert ist. Bereitsuntersuchte Standorte wie die Weiße Schule in Salchendorf und die ehemalige Grundschule in Altenseelbach wurden daher wieder verworfen. Die Einrichtung des Archives in den Räumen des ehemaligen Rathauses Kölner Straße 166 scheiterte an der Erforderlichkeit eines Aufzuges und der damit verbundenen hohen Kosten. Letztmalig wurde aufgrund eines entsprechenden Antrages der SPD-Fraktion am 13.07.2017 vom Rat die grundsätzliche Einrichtung eines Gemeindearchives beschlossen. Die Verwaltung wurde beauftragt, ein Konzept für die Implementierung eines Archives zu erarbeiten. Am 15.03.18 wurde der Schul- und Kulturausschuss darüber unterrichtet, dass im Rahmen der Beratungen zur Weiterentwicklung der Ortsmitte und der verkehrlichen Erschließung des Rathausumfeldes Gedankenspiele zur Unterbringung eines Archives eingebracht worden seien. Diese Überlegungen werden bei der Entwicklung der Grobkonzeption für die Ortsmitte berücksichtigt. Unterbringungsmöglichkeiten für ein Archiv könnten sich bspw. in der Grundschule Neunkirchen durch Veränderungen in der Grundschullandschaft ergeben.
Das Archivgesetz NRW unterscheidet nach Unterlagen, Archivgut, Zwischenarchivgut und Vorarchivgut. Welche Unterlagen letztendlich archivwürdig sind und somit Archivgut werden, wäre in einem Archiv von einem Archivar zu entscheiden. Eine Archivierung im Sinne des Archivgesetzes kann somit derzeit nicht stattfinden. Eine solche Archivierung umfasst die Aufgaben „Unterlagen zu erfassen, zu bewerten, zu übernehmen und das übernommene Archivgut sachgemäß zu verwahren, zu ergänzen, zu sichern, zu erhalten, instand zu setzen, zu erschließen, zu erforschen, für die Nutzung bereitzustellen sowie zu veröffentlichen.“
Gleichwohl werden alle Unterlagen der Gemeindeverwaltung aufbewahrt um eine spätere Archivierung nicht zu gefährden. Weiterlesen

Siwiarchiv-Blogparade: „#Archivpolitik“

Es ist bereits zu einer Tradition geworden, dass siwiarchiv an seinem Geburtstag eine Blogparade startet.

Auf dem diesjährigen Rostocker Archivtag betonte Hans-Christian Ströbele die Kontrollfunktion von Archiven in der Demokratie und die daraus resultierende Einbindung in die Verwaltung. Ein Archiv sollte “ …. in eine eigenständige Körperschaft überführt werden, um so dessen Unabhängigkeit zu stärken….. “ Schon auf dem Bremer Archivtag (2011) hatte Heribert Prantl die „Demokratierelevanz“ der Archive formuliert. Er führte weiter aus: “ ….. Der archivarische Schöpfungsakt ist ein politischer Akt, weil er auswählt, weil er darüber urteilt, was zukunftsbedeutsam ist und was nicht. Der homo conservator ist ein homo politicus. Sein Schöpfungsakt entscheidet, welche Quellen versiegen und welche aus der Vergangenheit in die Zukunft fließen; er entscheidet, welche Texte, Töne und Bilder später einmal die Erinnerung und das kollektive Gedächtnis stimulieren können. Der Archivar formt aus einem Haufen von geschriebenen, gedruckten und gespeicherten Materialien einen Kosmos der Ordnung.
….“ Helge Kleifeld hat sich  unlängst in seiner Dissertation „Archive und Demokratie“ eingehender mit der Thematik auseinandergesetzt.
Die mehrfach formulierte Bedeutung von Archive für die demokratische Gesellschaft korreliert aber nicht immer mit der aktuellen Tagespolitik, wie z. B. jüngst die Mittelstreichungen für das Archiv für alternatives Schrifttum in Duisburg gezeigt haben.
Dieses Spannungsverhältnis führt zu Fragen, um die die Texte der Blogparade kreisen können: Was erwarten Archive von der Politik? Umgekehrt: Was die Politik von den Archiven? Welchen Wünsche, Forderungen etc.  haben die Archivnutzenden an Politik und Archive? Wie sah die Rolle der Archive in anderen politischen Systemen aus?

Zur Teilnahme gebeten sind neben den archivischen Weblogs daher auch die Geschichtsblogosphäre und (geschichts)kulturaffine Bloggende. Beiträge werden bis zum 28. Februar 2019 angenommen. Wir sind gespannt und freuen uns auf jedes einzelne „Geburtstagsgeschenk“!
Tanja Praske gibt übrigens 10 Tipps für die erfolgreiche Teilnahme an einer Blogparade: Weiterlesen

Petition: Landesverband fordert mehr Stunden für das Fach Geschichte in NRW

Landesverband nordrhein-westfälischer Geschichtslehrer hat eine Online-Petition initiiert.


Nach Veröffentlichung der Stundentafel für das neue G9 war klar, dass das Fach Geschichte in NRW nur noch 7 Stunden in der Sekundarstufe I zur Verfügung haben soll. Viele Diskussionen und Gespräche folgten – auch mit Ministerin Yvonne Gebauer in Münster und Düsseldorf.

Wortlaut der Petition:
„Wir fordern die Festlegung auf mindestens 8 Stunden Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe I des G9-Gymnasiums und sehen diese Forderung auch für alle anderen weiterführenden Schulformen! Eine einseitige Stärkung der ökonomischen Bildung an nordrhein-westfälischen Schulen ist kontraproduktiv. Die geplante Beschneidung der Stundenzahl ist angesichts der Wichtigkeit der historischen Bildung in heutigen Zeiten nicht mehr hinnehmbar. Nordrhein-Westfalen muss den letzten Platz im bundesweiten Vergleich bezüglich der Anzahl an Geschichtsstunden endlich abgeben!“

s. a. rp-online.de, 9.12.2018

7 Fragen zur Archivarbeit in der Gemeinde Neunkirchen/Siegerland

Folgender Antrag der SPD Fraktion nach der Geschäftsordnung des Rates der Gemeinde Neunkirchen wird in der heutigen Gemeinderatssitzung behandelt:

“ …. Da weiterhin auf die Errichtung eines Gemeindearchivs gewartet werden muss, bittet die SPD Fraktion um die Beantwortung folgender Fragen:
1. Wie kommt die Verwaltung der gesetzlichen Verpflichtung momentan nach, ihr Archivgut in eigener Zuständigkeit zu archivieren?
2. Welche Unterlagen werden bzw. wurden der Archivierung zugeführt? Werden sowohl Papierdokumente als auch elektronische Informationen/Texte erfasst?
3. Ist die Verwaltung im Besitz des Archivguts der sechs ehemalig selbstständigen Gemeinden?
4. Wo ist das Archivgut untergebracht und wie wird es vor möglichen Schäden geschützt?
5. Wer hat Zugang zu den Dokumenten?
6. Wie verhindert die Verwaltung, dass aufbewahrungsrelevante Dokumente vernichtet bzw. aus dem Archiv gelöscht werden?
7. Wer ist innerhalb der Verwaltung für die Archivierung zuständig? ….“

Zur politischen Diskussion um die Errichtung eines Gemeindearchivs bzw. über die Archivarbeit in der Gemeinde Neunkirchen s. https://www.siwiarchiv.de/neues-zur-archivarbeit-in-der-gemeinde-neunkirchen/ .

Erhalt des Archivs für alternatives Schrifttum (afas) in Duisburg

Offener Brief des VdA-Vorsitzenden an den Landtag und die Landesregierung Nordrhein-Westfalens. siwiarchiv schließt sich diesem Brief im vollen Umfang an. Das Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein hatte von 2011 an über mehrere Jahre Magazinflächen zur Lagerung von Archivgut zur Verfügung gestellt.

„Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens beabsichtigt, die Haushaltsmittel für das archiv für alternatives schrifttum (afas) im kommenden Jahr komplett zu streichen. In einem offenen Brief an die Abgeordneten des Landtages und die Landesregierung Nordrhein-Westfalens fordert der VdA-Vorsitzende Ralf Jacob, bei der abschließenden Beratung des Haushalts diese Streichung der Zuschüsse zurückzunehmen. Weiterlesen

Literaturempfehlung: Helge Kleifeld: „Archive und Demokratie.

Demokratische Defizite der öffentlichen Archive im politischen System der Bundesrepublik Deutschland.
302 Seiten, 210 x 297 cm, ISBN 978-3- 939413-55-4, Essen 2018, Link zum Verlag.

Fazit aus der Rezension von Jens Heckl in der aktuelle Archivpflege für Westfalen und Lippe, S. 71: “ …. Insgesamt bietet die Arbeit eine Betrachtung der demokratischen
Aufgaben von Archiven aus politikwissenschaftlicher Sicht, wie sie im Archivwesen Deutschlands bisher nicht zu finden war. Darüber hinaus liefert sie interessante Denkanstöße und jede Menge Ansätze für Diskussionen. Hierbei sollten nicht nur Fragen der Rechtsfähigkeit und der durchaus problematischen Anbindung der Archive an die exekutiven Verwaltungen im Vordergrund stehen, sondern auch mögliche Spannungsfelder in der alltäglichen Archivarbeit unter den zum Teil konträr erscheinenden Einflüssen
aus der Informationsfreiheitsgesetzgebung (Recht auf Information) und EU-Datenschutz-Grundverordnung (Recht auf Vergessenwerden [durch Vernichtung von Information]). Man darf gespannt sein, was Kleifelds methodisch und didaktisch gut verständliche, jede Menge „Zündstoff“ bietende Dissertation für einen Disput in der Archivlandschaft entfachen dürfte.“

Zum Ansatz Kleifelds s. a. Archivalia v. 10.11.2011

Errichtung eines Archivs der Sozialdemokratie für den Kreis Siegen-Wittgenstein

Antrag der SPD Neunkirchen/Siegerland für den SPD-Unterbezirksparteitag am 10.11.2018:

„Der erweiterte Vorstand des SPD-Gemeindeverbandes Neunkirchen hat in seiner Sitzung am 8. Oktober 2018 einstimmig beschlossen, den folgenden Antrag an des SPD-Parteitag zu stellen:
Der Parteitag des SPD-Unterbezirk Siegen Wittgenstein beauftragt den Unterbezirks-Vorstand, die SPD-Kreistagsfraktion und den SGK-Kreisvorstand, sich zeitnah für die Erstellung eines Archivs einzusetzen, in dem u.a. Dokumentationen, Aktionen, Veranstaltungen, Broschüren u.a.m. der SPD-Ortsvereine und Stadtverbände, des Unterbezirks, der Kreistagsfraktion und des SGK-Kreisverbandes gesammelt und aufbewahrt wird.
Begründung:
Bei der Erstellung einer Chronik des SPD-Gemeindeverbandes Neunkirchen aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des damaligen Gemeindeverbandes „Freier Grund“ ist uns und unseren Vorstandsmitgliedern nochmals bewusst geworden, dass viele SPD-Aktionen, Veranstaltungen, Dokumentationen u.v.a.m. unserer Orts- und Stadtverbände sowie des Unterbezirks drohen in Vergessenheitzu geraten. Weiterlesen

Sparkasse Siegen und Bürgerverein Hilchenbach unterstützen die Angebote in der Wilhelmsburg

„Ende vergangenen Jahres musste der Förderverein Wilhelmsburg e. V. seine Vereinsarbeit leider einstellen. Für seine wichtigste Aufgabe, die Förderung der städtischen Einrichtungen Bücherei, Stadtmuseum und Archiv in der Wilhelmsburg, ist kurzentschlossen der Bürgerverein Hilchenbach e. V. eingesprungen.
Partner des Bürgervereins ist die Sparkasse Siegen, die die drei Einrichtungen in der Wilhelmsburg in diesem Jahr mit einem Betrag in Höhe von insgesamt 11.600 Euro unterstützt. Der Großteil davon kommt der Stadtbücherei zu Gute, aber auch Museum und Stadtarchiv profitieren von der Sparkassenspende. ….
Beim Stadtarchiv gehört die Massenentsäuerung des archivierten Materials zu den von der Sparkasse und dem Bürgerverein unterstützten wichtigen Anliegen. Diese auch vom Land Nordrhein-Westfalen über das LWL-Archivamt für Westfalen seit Jahren geförderte Maßnahme schützt historisch wertvolle Informationen vor dem Zerfall und sichert somit deren dauerhaften Erhalt. ….“

Erinnert sei daran, dass der Erhalt von Archivgut eine gesetzliche Pflichtaufgabe für kommunale Archive darstellt: § 2 Abs. 7 in Verbindung mit § 10 Abs. 5 des Archivgesetzes NRW.
Quelle: Amtliches Mitteilungsblatt der Stadt Hilchenbach, 9/2018 vom 30.10.2018, S. 23 – 25

Leiter des LWL-Archivamts ist neuer Vorsitzender der Bundeskonferenz der Kommunalarchive

Bei der Bundeskonferenz der Kommunalarchive (BKK) ist Dr. Marcus Stumpf einstimmig zum Vorsitzenden des Gremiums gewählt worden.
Foto: LWL

Bei der Herbstsitzung der Bundeskonferenz der Kommunalarchive (BKK) ist Dr. Marcus Stumpf, seit 2008 Leiter des LWL-Archivamtes für Westfalen, beim Deutschen Städtetag einstimmig zum Vorsitzenden des Gremiums gewählt worden. Er übernimmt diese Aufgabe als Nachfolger von Dr. Ernst Otto Bräunche, Stadtarchivar von Karlsruhe, der seit 2002 Vorsitzender der BKK gewesen ist. „Es ist ehrenvoll und zugleich eine spannende Herausforderung für mich, die Interessen der vielen Gemeinde- und Stadtarchive in Deutschland zu vertreten, denn die Kommunalarchivarinnen und -archivare bilden zahlenmäßig die größte Archivcommunity in Deutschland“, sagt Stumpf. Der LWL-Chefarchivar ergänzt, dass er sich auf Bundesebene besonders auch für die Belange der vielen kleinen Archive einsetzen werde, was ja in Westfalen ohnehin Aufgabe des LWL-Archivamtes sei.

Quelle: LWL, Pressemitteilung v. 5.10.2018

„VERLÄSSLICH, RICHTIG, ECHT – Demokratie braucht Archive!“

88. Deutscher Archivtag 2018 in Rostock mit Fachmesse ARCHIVISTICA 2018

Eröffnungsredner Hans-Christian Ströbele, ©Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen


Vom 25. bis 28. September 2018 findet in der Stadthalle Rostock der 88. Deutsche Archivtag statt. Europas größter nationaler Archivkongress wird vom VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. ausgerichtet, erwartet werden ca. 700 Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland. Auf der parallel stattfindenden Fachmesse ARCHIVISTICA präsentieren 40 Aussteller Produkte und Innovationen rund um das Archivwesen.
Die digitale Revolution hat eine unüberschaubare Masse an Daten frei verfügbar gemacht. Noch nie in der Geschichte der Menschheit war es so einfach, sich Informationen zu beschaffen. Gleichzeitig war es noch nie so schwierig, zu überprüfen, welche dieser Informationen authentisch sind und welche nicht.
„In Zeiten von Fake-News und gezielten Manipulationen von sozialen Netzwerken fragen sich viele Bürgerinnen und Bürger, welchen Quellen sie noch vertrauen können. Ob für Zivilgesellschaft, Forschung, Medien oder den Staat – die Archive sind unverzichtbar“, so der VdA-Vorsitzende Ralf Jacob.
Rund 50 Einzelveranstaltungen in unterschiedlichen Formaten werden angeboten: Große Plenarsitzungen, Workshops, Fortbildungen, Postersessions und erstmals auch ein BarCamp. In diesen wird nicht nur der Rolle der Archive in der Informationsgesellschaft nachgegangen, sondern auch das schwierige Verhältnis zwischen den Archiven und den Geheimdiensten thematisiert. Bei der frei zugänglichen Eröffnungsveranstaltung am 25. September 2018 um 18:30 Uhr im Saal 1 der Stadthalle Rostock spricht als Festredner der Grünen-Politiker und langjährige Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele zum Thema „Geheimdienstakten ins Bundesarchiv – Neuregelung des Archivrechts“. Bei der abschließenden Podiumsdiskussion greift eine hochrangig besetzte Expertenrunde aus den Sektoren Archivwesen, Journalismus, Politik und Wissenschaft das Thema des Eröffnungsvortrages aus anderer Perspektive erneut auf. Weiterlesen