Rotwelsch-Dialekte als „Immaterielles Kulturerbe“ anerkannt

Auf Antrag des Gründungsvorsitzenden der IGS, Klaus Siewert, sind die historischen Geheimsprachen in Westfalen und im Rheinland im April 2024 vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen als „Immaterielles Kulturerbe“ anerkannt worden, darunter die Münstersche Masematte, das Humpisch der Tiötten im Tecklenburger, das Jenische und Manische im Kreisgebiet Siegen-Wittgenstein und die Mindener Buttjersprache. Das Antragswerk, das Klaus Siewert unter dem Titel „Rotwelsch-Dialekte als Träger kultureller Ausdrucksformen in der Gegenwart“ im Herbst 2023 eingereicht hat, ist soeben von der zuständigen Landesjury für das Immaterielle Kulturerbe angenommen und als rundum „gelungen“ gewürdigt worden. Dem Bescheid des Ministeriums zufolge werden „die Rotwelsch-Dialekte als Träger kultureller Ausdrucksformen in der Gegenwart in das Landesinventar eingetragen. Außerdem hat das Land Nordrhein-Westfalen die Kulturform für das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes nominiert“.
Quelle: Internationale Gesellschaft für Sondersprachenforschung in Münster, Homepage

s. a. Siegener Zeitung v. 4.10.2024

Literatur:
Literaturhinweis zu südwestfälischen Geheimsprachen

Online: Chronik „30 Jahre Historischer Hauberg Fellinghausen“

Bereits seit 1994 besteht nun schon die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Waldgenossenschaft Fellinghausen und dem Land Nordrhein-Westfalen, die als vertragliches Förderprojekt in diesem Jahr nunmehr in die nächste Vertragsperiode geht.

Zu diesem Jubiläum wurde die Chronik „30 Jahre Historischer Hauberg Fellinghausen“ erstellt. Sie soll Interessierten einen Blick in die Geschichte des Projektes ermöglichen und steht zum Download bereit.

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Quelle: Förderverein Historischer Hauberg, Aktuelles

Siegener „funfact“: Der Mäckes

Literatur:
Lothar Irle: Der Siegerländer Mäckes, Siegen 1970.
Ulrich F. Opfermann: Der „Mäckes“ – Zu Geschichte und Bedeutungswandel eines Schmähworts, in: Nassauische Annalen, Bd. 109, 1998, S. 363-386
Joseph Trapp: Der Siegerländer Mäckes – ein Volkstyp aus den siebziger Jahren, in: Siegerland (1913)
Zitat hieraus: “ …. Bis Ende der 1880er Jahre als noch nicht so viele Eisenbahnen liefen, zu einer Zeit, da die Fuhrleute noch in hohem Ansehen standen, konnte man den Mäckes sehen, wie er stolz neben seinem Eselswägelchen einherschritt, wie er seinen „Kiezeknöppel“ (Knotenstock, als Stütze für die Kiepe dienend) schwingend und wichtigtuend, handelnd durch das Siegerland zog. In der guten Jahreszeit handelte er mit „Eärewar“= Irdenware). Im Winter flocht er Drahthenkel für die irdenen Wasser- und Kaffeekessel, oder er machte Körbe aus Weidenruten. ….“

„Murmeltiertag“ auf Westfälisch: Ein trüber Himmel am 2. Februar ist ein gutes Zeichen

Wie unsere Vorfahren mit Beobachtungen versuchten, das Wetter vorherzusagen

Am 2. Februar muss in Amerika am „Murmeltier-Tag“ wieder ein Nagetier als Wetterprophet für einen guten oder schlechten Frühling herhalten. In Westfalen gab es laut den Alltagskultur-Expert:innen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) früher auch eine tierische Wetterregel: „Sonnt sich der Dachs in der Lichtmesswoche, geht auf vier Wochen er wieder zu Loche“, heißt es in einer Bauernregel. „Hintergrund der Beobachtung war wohl, dass Dachse, die zwar keinen Winterschlaf, wohl aber Winterruhe halten, bei Sonnenschein und steigenden Temperaturen aus ihrem Bau kommen. Folgt der Schönwetterphase aber eine winterliche Witterung, suchen sie wieder Schutz in ihrem Bau“, erklärt Christiane Cantauw, wissenschaftliche Geschäftsführerin der Kommission Alltagskulturforschung beim LWL.

Der Dachs galt früher in Westfalen als Wetterprophet. Wenn die Tiere, wie hier in einer Inszenierung im LWL-Museum für Naturkunde in Münster, rund um den 2. Februar bei gutem Wetter aus dem Bau kamen, galt das als Hinweis, dass der Winter noch lange nicht vorbei ist.
Foto: LWL/Berenika Oblonczyk


Diese Bauernregel erinnert an den „Groundhog Day“, also den Murmeltier-Tag, der in einigen Städten der USA und Kanadas begangen wird. In einer publikumswirksamen Zeremonie wird an diesem Tag ein Murmeltier aus seinem Bau gelockt. Wirft es einen Schatten, was nur an einem sonnigen Tag möglich ist, so dauert der Winter angeblich noch vier weitere Wochen an. Immer wieder liest man, dass westfälische Einwanderer den „Murmeltiertag“ nach Amerika brachten. Da es dort den Grimbart nicht gibt, hätten sie ihn durch das Murmeltier als Wetterprophet ersetzt. „Ob der Murmeltiertag und die sich sonnenden Dachse mehr miteinander zu tun haben als die Beobachtung, dass auf eine sehr zeitige Gutwetterperiode Anfang Februar oft eine anhaltende Schlechtwetterperiode folgt, scheint mir eher unwahrscheinlich“, sagtdie Alltagskulturforscherin Cantauw. Weiterlesen

Ausstellungstipp: „Er gehört zu mir. Muslimische Lebenswelten in Deutschland“ in Telgte

bis 28. September 2022

Wasserschale und Wasserkanne für die rituelle Gebetswaschung Türkei, vor 1985 Kupfer, verzinnt Religionskundliche Sammlung – Philipps Universität Marburg Foto: Stephan Kube, Greven


„Es ist für uns eine sehr große Ehre, dass die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Aydan Özoğuz, und die frühere Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, die Schirmherrschaft für diese Ausstellung übernommen haben.“ (Museumsleiterin Dr. Anja Schöne)

Am 5. Mai wurde in Telgte im Museum Relígio ein außergewöhnliches Ausstellungsprojekt eröffnet: „Er gehört zu mir. Muslimische Lebenswelten in Deutschland“.

In Deutschland leben rund 5,5 Millionen Menschen mit muslimischer Religionszugehörigkeit; knapp ein Drittel von ihnen in Nordrhein-Westfalen. Viele von ihnen sind seit mehreren Generationen in Deutschland, andere kamen erst in den letzten Jahren. Manche haben sich bewusst für ein (Arbeits-) leben in Deutschland entschieden, andere sind aus der Not heraus als Geflüchtete gekommen. Die Vielfalt der Lebensentwürfe ließe sich beliebig erweitern. Hinzu kommen unterschiedliche Glaubensrichtungen innerhalb des Islams und verschiedene Kontinente, aus denen die Zuwanderung erfolgte. Diese Vielfalt möchte die Ausstellung sichtbar machen. Weiterlesen

Wie sich Weihnachten in Westfalen verändert hat

Die Illustration“Herr Winter“ von Moritz von Schwind von 1847 war ursprünglich für einen Gedichtzyklus „Der Winter“ des österreichischen Schriftstellers Hermann Rollett in den Fliegenden Blättern gefertigt worden. Zweitpubliziert wurden sie im „Münchener Bilderbogen“, Nro. 5, 1848. Das Foto zeigt einen Ausschnitt.
Foto: LWL/Archiv für Alltagskultur

Einer Umfrage zum Atlas der deutschen Volkskunde von 1930 zufolge teilten sich vor gut 90 Jahren Christkind und Weihnachtsmann noch die Arbeit des Geschenkebringens. Während das Christkind vor allem für West- und Süddeutschland sowie Schlesien zuständig war, schleppte der Weihnachtsmann seinen Gabensack durch ganz Mittel-, Nord- und Ostdeutschland. „Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Popularität des Weihnachtsmannes jedoch merklich gesteigert, während das Christkind ein wenig in Vergessenheit zu geraten scheint“, beschreibt Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Kommission Alltagskulturforschung beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die jüngere Entwicklung der Weihnachtsbräuche.

Bereits Martin Luther kannte die Figur des Christkindes. Seine Gestalt verdankt es wohl einem engelsgleichen Wesen, das schon vor der Reformationszeit ausgestattet mit Schleier, Krone und Engelsflügeln bei Weihnachtsumzügen die Engelschar anführte. Der Weihnachtsmann ist eine wesentlich jüngere Erscheinung: Er gesellte sich erst im 19. Jahrhundert zu Nikolaus und Christkind hinzu. In ihm vereinen sich Eigenschaften des Nikolaus und des Knecht Ruprecht, von dem er Pelzrock, Kapuze, Stiefel, Sack und Rute entlieh. Weiterlesen