26. Februar 2016, 10 bis 17 Uhr, im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden
Religionen sind ein mächtiger Gestaltungsfaktor moderner Gesellschaften, auch wenn dies eine Zeitlang verdrängt worden ist. Demgegenüber hat die Geschichtswissenschaft der Frühen Neuzeit die tief greifenden Wirkungen von Religion und Konfession auf die Gesellschaften Europas seit je erkannt und in ihren unterschiedlichen Ausprägungen und Trägergruppen untersucht. In diesem Kontext haben die „Reformationen“ des 16. und 17. Jahrhunderts (Reformation, Zweite Reformation und Katholische Reform/Gegenreformation) im politisch vielgestaltigen Raum vom Rheingau bis zum Siegerland das Interesse der Forschung gefunden. Als Akteure in den spannungsreichen Prozessen der Konfessionsbildung und deren territorialer Durchsetzung standen die Erzbistümer Mainz und Trier sowie die nassauischen Grafen im Mittelpunkt. Dagegen ist kaum nach der Rolle des niederen Adels, d. h. in diesem Raum der Reichsritter, gefragt worden, seien es seine persönlichen konfessionellen Überzeugungen und öffentlichen Haltungen, sei es sein lokaler Einfluss als „geborene“ Elite oder aber als Fürstendiener.
Den Schwerpunkt des Studientags bilden daher Sondierungen zu den Interaktionen von weltlichen/geistlichen Fürsten und Reichsrittern bei der Durchsetzung der „Reformationen“, ebenso die herrschaftlichen und medialen Felder, auf denen sie stattfanden. Von diesem Zugriff erhoffen wir uns zugleich neue Einsichten in die Herrschaftsstrukturen kleiner weltlicher Territorien und geistlicher Fürstentümer des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation.
Der vom Hessischen Hauptstaatsarchiv zusammen mit der Historischen Kommission für Nassau und dem Verein für Nassauische Altertumskunde e.V. veranstaltete Studientag steht unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Heide Wunder und Herrn Prof. Dr. Alexander Jendorff. Das ausführliche Programm und weitere Informationen sind auf dem Flyer zusammengestellt (Download).
Ort: Hessisches Hauptstaatsarchiv, Mosbacher Str. 55, 65187 Wiesbaden
Anmeldung: per Post (Hessisches Hauptstaatsarchiv), per Email (vna@hhstaw.hessen.de) oder per Fax (0611-881145)
Anmeldeschluss: 15. Februar 2016
Teilnahme frei
In der Mittagspause wird ein Imbiss angeboten (Unkostenbeitrag € 5,–, Zahlung vor Ort).
Programm (10 Uhr bis 17 Uhr)
10.00 Uhr Begrüßung – Ltd. Archivdirektor Dr. Volker Eichler, Dr. Rolf Faber, Prof. Dr. Heide Wunder, Bad Nauheim
10.30 Uhr Sektion I – Einführung und Grundlagen
Prof. Dr. Alexander Jendorff: Adel vom Rheingau bis zum Siegerland
Prof. Dr. Holger Th. Gräf: Konfessionsfundamentalismus – ein Konzept zur Interpretation der konfessionellen Verhältnisse im 16. und 17. Jahrhundert?
Dr. Stephan Wendehorst: Juden im Reformations- und Konfessionalisierungszeitalter in der Region
12.00 Uhr Mittagspause
13.00 Uhr Sektion II – Konfession und Fürstendienst
Lorenz Baibl M.A.: Neuer Glaube, neue Elite? Grafenkonversionen und ihre Auswirkungen auf die Führungsschicht in Nassau-Hadamar und Nassau-Siegen
Steffen Leins M.A.: Reformierter Reichsgraf von Kaisers Gnaden? – Peter Melander von Holzappel. Sozialaufstieg und Seitenwechsel im Dreißigjährigen Krieg
14.00 Uhr Sektion III – Konfessionelle Karrieren
Rüdiger Störkel: Die Hohe Schule in Herborn. Die Schulung einer konfessionellen Elite, besonders 1609–1629
Dr. Dieter Wunder: Konfessionelle Adelsprofile? – Schütz von Holzhausen, vom Stein, Langwerth von Simmern und Frei von Dehrn
15.15 Uhr Kaffeepause
15.30 Uhr Sektion IV – Konfessionen vor Gericht und im Angesicht Gottes
Prof. Dr. Anette Baumann: Religionsprozesse nassauischer Grafen vor dem Reichskammergericht
Dr. Rouven Pons: Ästhetizismus und Konfession. Zu den Deckengemälden der Idsteiner Hof- und Stadtkirche
Schlusswort und Abschlussdiskussion
Quelle: Landesarchiv Hessen, Homepage