Am 27. Januar wurde international der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. In Kreuztal findet an diesem Tag seit vielen Jahren traditionell eine Gedenkstunde am Littfelder Fred-Meier-Platz statt, die von der Stadt Kreuztal und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland organisiert wird. Um mit Blick auf die aktuelle Infektionslage größere Ansammlungen zu vermeiden, wurde bewusst auf eine feierliche Gedenkstunde mit Redebeiträgen und Musikstücken verzichtet. Damit dennoch gemeinsam die Erinnerung an das Schicksal der 10 Kreuztaler Jüdinnen und Juden aufrechterhalten werden kann und um zusammen dafür einzustehen, dass die Geschichte sich nicht wiederholt, hatten die Kreuztaler Ratsfraktionen, die Littfelder Dorfgemeinschaft, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und Bürgermeister Walter Kiß vereinbart, am internationalen Holocaust-Gedenktag in aller Stille Blumen am Gedenkstein Fred Meiers in Littfeld niederzulegen.
Dazu trafen sich am Nachmittag stellvertretend für alle Fraktionen im Rat, der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Björn Eckert, für die Littfelder Dorfgemeinschaft der 1. Vorsitzende Wolfgang Breuer und für die Gesellschaft Christlich-Jüdischer Zusammenarbeit Heiner Giebeler. Die Stellvertretende Bürgermeisterin Astrid Collenberg vertrat Walter Kiß, der leider nicht persönlich teilnehmen konnte. Gemeinsam wurden Kränze sowie ein Gesteck niedergelegt und der Holocaust-Opfer mit einer anschließenden Schweigeminute gedacht.
Beteiligung des Littfelder Jugendtreffs „Glonk“
Auch im Littfelder Jugendtreff „Glonk“ hat man den Gedenktag zum Anlass genommen, das Schicksal des jungen Fred Meier und der anderen Kreuztaler Holocaust-Opfer noch einmal aufzuarbeiten und erlebbar zu machen. Melvin Busch, Leiter des Jugendtreffs, hat dazu vor allem zielgruppengerecht auf die sozialen Medien gesetzt: für Instagram etwa wurde dazu unter anderem eine „Story-Strecke“ zusammengestellt. Dabei regt vor allem der Lokalbezug zum Nachdenken an: „Es ist unglaublich, dass hier, wo ich wohne, schon so schreckliche Dinge geschehen sind. Das macht das Ganze irgendwie so ‚nah‘. Man denkt immer, dass so etwas vielleicht mal irgendwo weit weg passiert ist – aber nein, es ist auch einfach HIER passiert. Hier in Littfeld“, sagt der 14-jährige Mika Neuhaus, der sich auch an einer Stolperstein-Putzaktion beteiligt hat: Mit Politur, Bürste und Schwamm hat er zusammen mit Melvin Busch die Littfelder Mahnmale wieder auf Hochglanz gebracht und in Gedenken an die Schicksale, auf die sie verweisen, eine Rose niedergelegt. „Wir sind nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon“, sagt Melvin Busch.
Über Fred Meier
Fred Meier war einer von 10 jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Littfeld und Krombach, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. 1943, im Alter von gerade einmal 3 Jahren, wurde er aus seinem Zuhause in Littfeld verschleppt und in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht, wo er daraufhin ermordet wurde. Das genaue Todesdatum ist nicht bekannt. Sein Schicksal steht stellvertretend für das von Millionen von Menschen, die im dritten Reich Opfer von Hass, Unmenschlichkeit und willkürlicher Grausamkeit wurden. In seinem Andenken und als Mahnmal wurde 1983 der Fred-Meier-Platz nach ihm benannt. Ein Gedenkstein mit Inschrift erinnert an ihn und die anderen Opfer aus Littfeld und Krombach. Der Platz befindet sich inmitten der Gabelung Grubenstraße und Altenberger Straße.
Quelle: Stadt Kreuztal, Aktuelles, 27.1.22