LWL veröffentlicht aktuelle Forschungsergebnisse zu Archäologie und Paläontologie
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat eine neue Publikation („Archäologie in Westfalen-Lippe 2023“) veröffentlicht, die das Spektrum der Forschungsmethoden widerspiegelt, mit denen die paläontologische und archäologische Vergangenheit Westfalens erforscht wird. Die Entdeckungen reichen von Säugetieren aus der Unterkreide bis hin zu Funden aus großen Gräberfeldern der Eisenzeit.
Fast 50 Kilo schwere Bleibarren und mittelalterliche Burgtürme gehören ebenfalls zu den archäologischen Höhepunkten des vergangenen Jahres. In über 70 Beiträgen informieren 103 Autor:innen über aktuelle Forschungsergebnisse aus Paläontologie und Archäologie und werfen einen Blick zurück auf die Ausstellungen in Westfalen im Jahr 2023.
2023 war für die LWL-Archäologie für Westfalen ein arbeitsreiches Jahr mit Projekten, Ausgrabungen und Ausstellungen. „Aber auch die Gelegenheit, sich mit dem neuen Denkmalschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen vertraut zu machen, bot sich ausreichend“, so LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind. „Mit 281 Ausgrabungen in Westfalen erreichten wir 2023 einen neuen Rekord. Besonders Grabungen im Zusammenhang mit dem Bau von Windparks und Solaranlagen bescherten der Archäologie viel Arbeit“, sagt Rind.
Seit 2010 hat sich die Zahl der Ausgrabungen verfünffacht. Inzwischen sind auch immer mehr ehrenamtliche und lizenzierte Sondengängerinnen und -gänger engagiert, ohne deren Hilfe viele Funde gar nicht entdeckt oder vor ihrer Entdeckung zerstört werden würden. „Um den Aufgaben gerecht zu werden, haben wir ein neues Sachgebiet ‚Sondengehen und Magnetangeln‘ eingerichtet“, erläutert der Direktor der LWL-Archäologie.
„Auch in der Altertumskommission sehen wir, wie wichtig Zusammenarbeit auf allen Ebenen ist – egal ob mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern, Fachleuten oder überregional“, sagt Dr. Aurelia Dickers, Vorsitzende der LWL-Altertumskommission für Westfalen. „Mithilfe von ‚Citizen Science‘ konnten wir den Aufbau eines Megalithgrabes besser rekonstruierten und eine kleine Ausstellung dazu präsentieren.“
Eine länderübergreifende Zusammenarbeit gibt es im Rahmen eines EU-Projektes, in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Niederlanden und aus Westfalen eine Kultur aus der Steinzeit untersuchen. „Dies ist auch eine gute Gelegenheit, das Bewusstsein der Bürger:innen für die gemeinsame Geschichte und Identität in der Grenzregion zu stärken“, so Rind.
Wie wertvoll die Arbeit ehrenamtlich Tätiger ist, zeigt das Beispiel von Helmut Baldsiefen aus Netphen im Kreis Siegen-Wittgenstein. Baldsiefen hat im Laufe der Jahre über einhundert steinzeitliche Fundplätze entdeckt. Dadurch ist das Siegerland zu einer der reichsten südwestfälischen Regionen für steinzeitliche Oberflächenfundstellen geworden ist.
Besonders ertragreich war die Oberflächenfundstelle von Dreis-Tiefenbach in der Gemeinde Netphen. Aufgrund der dort entdeckten Steinartefakte sind aktuell vier steinzeitliche, regional teils nur selten nachweisbare Besiedlungsphasen belegt. Während der jüngeren Steinzeit (4900 bis 4200 v. Chr.) suchten die Menschen offenbar auch die Region auf, um aus sogenannten Hämatiten oder auch Roteisenerz Farbpulver zu gewinnen. Die bisherigen Stücke konnten im vergangenen Jahr um einen interessanten Neufund erweitert werden.
Regionale Beiträge:
Ingrid Koch, Michael Baales: Der Steinzeitfundplatz Dreis-Tiefenbach im Siegerland –neue Funde, neue Einsichten, S. 41ff
Manuel Zeiler, Carolin Johanning: Neufunde von der Wallburg Alte Burg bei Bad Laasphe, S. 71ff
Manuel Zeiler, Philipp Rethwisch: Große Produktion in kleinen Öfen – die eisenzeitliche
Verhüttung im Minnerbachtal, S. 74ff
Manuel Zeiler, Jennifer Garner, Meinhard Weber: Hochdruckdampf unter Tage – neue Forschungen
zur Grube Landeskrone im Siegerland, S. 197ff
Fabian Geldsetzer, Lutz Cramer: Dokumentieren in der Finsternis – montanarchäologische
Grabungstechnik in Südwestfalen, S. 255ff
Die Publikation „Archäologie in Westfalen-Lippe 2023“ ist in jeder Buchhandlung, in den LWL-Museen in Herne, Haltern und Paderborn sowie im Internet unter https://www.archaeologie-und-buecher.de zum Preis von 19,50 Euro erhältlich. Die Beiträge des Bandes stehen nach einem Jahr auch online über Open Access kostenfrei zur Verfügung. Weitere Informationen gibt es unter https://www.lwl-archaeologie.de
Archäologie in Westfalen-Lippe 2023
Herausgegeben von der LWL-Archäologie für Westfalen und der Altertumskommission für Westfalen
Langenweißbach 2024
320 Seiten, durchgehend farbig bebildert
ISBN 978-3-95741-228-7
Quelle: LWL, Pressemitteilung v. 18.12.2024