Spuren am Straßenrand. Preußische Meilensteine sind Denkmal des Monats der LWL-Denkmalpflege

Karte der Provinz Westfalen 1815-1844. Gelb markiert der Verlauf der Minden-Koblenzer Chaussee von Minden bis Freudenberg.
Repro aus: 100 Jahre Straßenbauverwaltung in Westfalen-Lippe. Münster 1975, S. 15

Die preußischen Meilensteine an der Minden-Koblenzer Chaussee sind Denkmal des Monats Juni des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Mit dieser Auszeichnung lädt das LWL-Denkmalamt dazu ein, die 200 Jahre alten Wegezeichen neu zu entdecken.

„Preußische Meilensteine markierten als robuste historische Verkehrszeichen – lange vor den heutigen Verkehrsschildern – einstige Fernstraßen, die Preußen im frühen 19. Jahrhundert ausbaute“, so LWL-Denkmalpfleger Dr. Moritz Wild. „Solchen Orientierungshilfen hatten auf den seinerzeit wenig gepflegten Verkehrswegen große Bedeutung für Militär, Post und sonstigen Warenverkehr.“

Hintergrund

Die Funktion der Meilensteine bestand darin, den Wegeverlauf und Entfernungen kenntlich zu machen. Eine preußische Meile maß 7,53 Kilometer. „Entlang der Minden-Koblenzer Chaussee kamen mindestens drei Arten von Meilensteinen zum Einsatz“, weiß Wild. „Der größte war der ‚Vollmeilenstein‘ in Form eines hohen Obelisken. Inschriften auf seiner zur Straße gewandten Seite und an den Flanken wiesen auf die Endpunkte Minden und Koblenz sowie auf die nächsten Wegpunkte hin. Zwischen den Vollmeilensteinen markierten glockenförmige ‚Halbmeilensteine‘ und kleinere ‚Viertelmeilensteine‘ den Weg und die Distanzen.“

Nur die Vollmeilensteine waren mit Podesten als Sitzplätze für die Reisenden gestaltet. „Wir gehen davon aus, dass die Vollmeilensteine früher regelmäßig mit dem preußischen Adler geschmückt waren, um die Territorialhoheit deutlich zu machen“, so Wild. Heute seien viele dieser Adler verloren gegangen.

Die erhaltenen Meilensteine erinnern an das historische Netz preußischer Chausseen. Aus diesen Fernstraßen gingen einige der heutigen Bundes-, Landes- und Hauptausfallstraßen hervor. So folgt die Bundesstraße 55 streckenweise dem historischen Verlauf der Minden-Koblenzer Chaussee.

Für den heutigen Verkehr haben die Meilensteine keine Bedeutung mehr. Umso wertvoller sind sie als Zeugnisse der Vergangenheit, wie Wild betont: „Die erhaltenen Meilensteine veranschaulichen die historischen Routen, ihre Kennzeichnung mitsamt Distanzangaben und die dafür angewandten Steinmetztechniken.“ Einige der Meilensteine stehen heute unter Denkmalschutz.

Eine Besichtigung der öffentlich zugänglichen Meilensteine ist – unter Beachtung des heutigen Verkehrs – jederzeit möglich.

Durch die Abstandsangabe unterschieden sich die Meilensteine inhaltlich von den „Wegestundensteinen“, die Entfernungen in üblichen Reisezeiten angaben. Beide Entfernungsanzeiger verloren mit der Einführung des metrischen Systems, modernerer Beschilderung und schnelleren Verkehrsmitteln ihre Funktion.

Quelle: LWL, Pressemitteilung v. 3.6.2024

s. a. Dokumentation zu Grenzsteinen im Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein

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