Der Erzbergbau prägte bis 1961 das Leben vieler Menschen in Neunkirchen und im „Freien Grund“. Vor dem endgültigen Aus des Siegerländer Erzbergbaus vor 60 Jahren kam es auf der Grube „Pfannenberger Einigkeit“ wenige Tage vor Weihnachten (21.12.) zu einem in Deutschland viel beachteten „Sitzstreik Unter Tage“, an dem die Bergleute mehr als 36 Stunden das Tageslicht nicht erblickten. Gleichzeitig wehten schwarze Fahnen auf dem Förderturm des Hindenburgschachtes.
In einer Zusammenkunft der Neunkirchener SPD in diesen Tagen, berichtete deren langjähriger Vorsitzender Hans-Dieter Moritz – der von der Lehre bis zur Schließung der Grube „Pfannenberger Einigkeit“ als Schlosser dort tätig war – über den verzweifelten Protest der Bergleute um den Erhalt der Arbeitsplätze und den Fortbestand der Grube.
Moritz erinnerte daran, dass nicht nur die heimische Presse über den Kampf der Bergleute berichtete, sondern das auch WDR-Reporter mit in die Grube einfuhren und auf der 1020-Meter Sohle Bergleute befragte und in der Sendung „Zwischen Rhein und Weser“ ausführlich über die kritische Lage im Erzbergbau berichteten. Auch der damalige Bundestagsabgeordnete Hermann Schmidt informierte sich bei den Bergleuten unter Tage und unterstützte die Aktionen und Briefe des Betriebsrates an den Wirtschaftsminister und die Konzernleitung des Erzbergbau Siegerland AG.
Alle Proteste waren erfolglos. Am 18. April 1962 wurden die letzten Erzwagen von der Hängebank des Hindenburgschachtes gerollt. Das Ende der „Pfannenberger Einigkeit war damit besiegelt.
Auf ein sehr interessantes und umfangreiches Buch über die Geschichte der Erzgrube Pfannenberger Einigkeit von Gerhard Weyl aus Salchendorf wies Moritz hin. Weyl – ein Kenner der Bergbaugeschichte – beendete 1953 seine bergmännische Lehre auf dem Pfannenberg, wurde dann Lehrhauer und mit 21 Jahren bestand er die Hauerprüfung mit der Sprengberechtigung.
Hans-Dieter Moritz: „Zuverlässigkeit, Solidarität und Kameradschaft hatten im Bergbau immer einen hohen Stellenwert. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sich 25, 30 und 40 Jahre nach der Schließung der Grube, die noch lebenden Bergleute sich an ihrem alten Arbeitsplatz auf dem Pfannenberg trafen um Erinnerungen auszutauschen und alte Freundschaften aufzufrischen.“
Stark besucht waren die Treffen u.a. auch deshalb, weil Firmenchef Theo Schäfer und seine Tochter Beate Schäfer-Henrichs bei Rundgängen durch die Fertigungshallen der Firma – verbunden mit einem anschließenden Imbiss – die ehemaligen „Pfannenberger“ davon überzeugen konnte, dass nach Schließung der Grube auf dem Pfannenberg viele Arbeitsplätze geschaffen wurden und ein gutes Betriebsklima besteht.
Quelle: SPD Neunkirchen, Facebook-Eintrag, 17.12.2021
Zum Hintergrund s.:
und https://www.siwiarchiv.de/vom-ende-des-siegerlaender-erzbergbaus/
Zwei interessante Facebook-Posts in der Gruppe „Bergbau Siegerland:
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