Zweiter Landrat des Kreises Wittgenstein:
1831-1850 Wilhelm Friedrich Groos
• * 28.6.1801 in Saßmannshausen, gest. 20.5.1874 in Northeim
• evgl.
• Eltern: Johann Daniel Karl Heinrich G., wittgenstein-hohensteinscher Kammerdirektor, Anna Friederike Schaffner
• Verh. mit Christine Amalie Martin [Romeyk: Anna Friederike] (* 18.6.1812 in Erndtebrück, evgl., gest. 6.1.1894 in Düsseldorf) am 26.12.1832 in Erndtebrück (Schwiegereltern: Nikolaus M., Pulverfabrikant, Hedwig Sinner)
• 5 Söhne, 2 Töchter
• bis 1817 Gymnasium in Gießen
• Ostern 1818 Abitur an der Uni Marburg
• 1818/19 Uni Marburg Jura u. Cameralia, 1819/21 Uni Bonn Jura u. Cameralia
• 3.5.1822 Eintritt als Auskultator beim Hofgericht Arnsberg
• 12.5.1824 Ernennung zum Ger. Ref. (App. Ger. Münster)
• 20.6.1825 Ernennung zum Hofgerichtsadvokaten in Laasphe
• 1826 Eintritt beim OLG Münster
• Eintritt beim Hofgericht Arnsberg
• 1.4.1828 komm. Ass. beim Justizsamt Siegen; 26.1.1829 def. Ernennung
• 7.8.1830 mit 3 von 8 Stimmen zum 3 Kandidaten für das LR Wittgenstein gewählt, die Wahl war erfolglos, da die Kandidaten den Erfordernissen des § 4 des Reglements vom 17.3.1828 nicht entsprachen; daraufhin wurde die Reg. Arnsberg aufgefordert, von sich aus Vorschläge zu machen; die Regierung Arnsberg hat G. zur Ernennung zum LR vorgeschlagen – trotz Gegnerschaft des Fürsten von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein
• 25.1.1831 Ernennung zum LR Wittgenstein
• 18. Mai – 19. August 1832 kommissarische Verwaltung durch Groos von Freusberg
• 19.8.1832 Amtseinführung nach Ablegung der vorschriftsmäßigen Prüfung (Fb S. 12: 1.9.1832)
• 11.10.1847 Geheimer Regierungsrat
• 28.9.1850 Versetzung auf eigenen Antrag als LR nach Wetzlar; 1.4.1851 def. Ernennung
• 1.11.1859 Entlassung aus dem Staatsdienst mit Pension wegen Erblindung
• 18.1.1840 Roter Adlerorden 4. Kl., 13.4.1843 Roter Adlerorden 3m. d. Schl.
• Abgeordneter zur Berliner Nationalversammlung für den Kreis Wittgenstein
“ …. Groos gründete den Landwirtschaftlichen- und den Gartenbauverein, um die schlechten Erträge der kargen Böden zu verbessern. In diesem Zusammenhang vermittelte er den Bauern Kenntnisse über Wiesenbau und Viehzucht und löste im Laufe der Jahre die standesherrlichen Abgaben ab. Durch den Bau von Kunststraßen schaffte eine Verbesserung der Kreisanbindung an die Nachbarkreise. Aus Dankbarkeit für seine Leistungen für den Kreis wurde ihm nach seinem Tod auf dem Stünzel ein Denkmal gesetzt
In seine Amtszeit fielen die Märzunruhen des Jahres 1948. Auch die Wittgensteiner Grafschaften blieben nicht davon verschont. Schon seit längerem hatten die Menschen versucht, ihre alten Rechte an den Waldungen wieder durchzusetzen. Anfang März kam es, verstärkt durch den Zorn auf missliebige Beamte der Justiz- und Forstverwaltung, zu Auschreitungen, die nur durch Zugeständnisse und Verhandlungsgeschick des Fürsten Sayn-Wittgenstein-Hohenlohe und des Landrates beendet werden konnten.
Bald darauf wurde Groos zum Abgeordneten der preußischen Nationalversammlung in Berlin gewählt und arbeitete in mehreren Ausschüssen. Vielfältige Gründe waren es, die ihn veranlassten, sein Mandat freiwillig niederzulegen und im Oktober 48 wieder nach Berleburg in sein Landratsamt zurückzukehren
Der Landrat wird als ein Mensch beschrieben, der aufrichtig, gewissenhaft und unermüdlich in seiner Arbeit war, aber wenig umgänglich. Traf er auf Gegebenheiten, die sein Missfallen erregten, so konnte er sehr unangenehm werden. Daher, so wird kolportiert, sagten die Bauern über ihn: „E klen Männche, aver e bies Männche.“ Allerdings wurden seine Integrität und seine Arbeitsleistung sehr wohl anerkannt und brachten ihm das Vertrauen der Menschen. Das folgende Beispiel verdeutlicht sein Arbeitsethos: Nach der Ablösung der standesherrlichen Abgaben erhielt der Landrat neben einem Orden ein hohes Geldgeschenk. Dieses Geld stellte seiner Behörde zur Verfügung, da er nach seiner Meinung keinen Anspruch darauf hatte. Es war an sich eine noble Haltung, allerdings hatte er ein Geschenk des Königs zurückgewiesen, was er sich als Beamter nicht hätte erlauben dürfen und er erhielt den einzigen Tadel seiner Amtszeit als Landrat. …“ (Aus: Bauer, S. 63)
Quellen:
Bauer, G.: Die politische Tätigkeit des Landrates Wilhelm Friedrich Groos in der preußischen Nationalversammlung des Jahres 1848, in Wittgenstein, Bd. 21 (1957), S. 62 – 66
Walther Hubatsch (Hrsg.): Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, Bd. 8: Westfalen, Marburg 1980, S. 329
Romeyk, Horst: Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816 – 1945, Düsseldorf 1994, S. 481
Wegmann, Dietrich: Die leitenden staatlichen Verwaltungsbeamten der Provinz Westfalen 1815-1918, Münster 1969, S. 277
LAV Münster, Landkreis Findbuch Wittgenstein, S. 12
Noch auswerten:
LAV MS Reg. Arnsberg I Pr. 87, 235, 237, 258 [Romeyk: 446, 457, 19529, 19588]
ZstAM Rep. 77 Tit. 323b 29 Nr. 10
LHA Koblenz Best. 403 Nr. 5324, Best. 441 Nr. 68, 8103, 12588, 19256
HSTA Wiesbaden Abt. 423 Nr. 2
Archiv Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (?)
Neweling, 150jähr. Zugehörigkeit des Kreises Wittgenstein, S. 109 f.
Die Landwirtschaft im Lahn-Dill-Gebiet 1832-1982, Festschrift zum 150jährigen Jubiläum des Landwirtschaftlichen Verein Lahn-Dill von 1832, 1982, S. 64 ff (mit Bild S. 65)
Jungbluth, Thomas: Die „altpreußischen“ höheren Regierungsbeamten und Landräte in den Regierungsbezirken Koblenz und Trier 1850 bis 1914 im Rahmen der preußischen Personalpolitik, Diss. Phil., Mainz 1989, PersNr. 300
Marburg, S. S. 523 [Romeyk]
Familiengeschichte Groos Nachrichten über die Familien Groos von Breitscheid, Martin u. .a. Darmstadt 1937 (Druckerei Sachs)
Groos, Fr. Otto, Als der Großvater die Großmutternahm. Geschichte der nassauisch-oranischen Familie Groos, Marburg 1895
Mitt. Dr. Groos, Jugenheim (?)
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s. a. Andreas Krüger: 1848/49 – Die deutsche RevolutionSteine fliegen in Laasphe, Tumulte in Erndtebrück, relative Ruhe in Berleburgund der Landrat als Hinterbänkler in Berlin. Der vorliegende Artikel ist die überarbeitete Fassung eines Beitrages in: 1848/49 in Westalen und Lippe. Biografische Schlaglichter aus der revolutionshistorischen Peripherie. Dort unter dem Titel „Wilhelm Friedrich Groos (1801-1874), Schmerzenskind Witgenstein.“ Herausgegeben von Felix Gräfenberg. Münster 2023, (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Neue Folge 48), Seiten 205-215
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