„Oma, kannst du das lesen?“ – Sütterlinschrift können häufig nur noch die älteren Generationen entziffern. Der Schreibschrift im Wandel der Zeit widmet sich eine neue Sonderausstellung im Westfälischen Schulmuseum in Dortmund-Marten. Bis zum 17. Januar 2020 geht sie der Handschrift an die Tinte.
Im Westfälischen Schulmuseum können Interessierte bis zum 12. Januar 2020 die Sonderausstellung „Oma, kannst du das lesen? Deutsche Schreibschriften im Wandel der Zeit“ besuchen. Sie informiert über die Entwicklung verschiedener Schreibschriften in Deutschland vom Mittelalter bis heute.
Schreibschrift in der Kritik
Das Thema Schreibschrift entfacht immer wieder hitzige Debatten unter Fachleuten, Lehrkräften und Eltern. Erst vor ein paar Wochen erschien eine Studie des Verbands Bildung und Erziehung in Zusammenarbeit mit dem Schreibmotorik Institut, in der auf die schlechten Leistungen der Schüler*innen im Schreiben aufmerksam gemacht wurde. Im Zuge der dadurch entstandenen Diskussion wurde auch Kritik an der zu erlernenden Schrift geübt. Die Schreibschrift sei schwierig zu lesen, zu schnörkelig und überflüssig in Zeiten der Digitalisierung, sagen die Kritiker.
Doch welche Art von Schreibschrift lernen die Schüler*innen heute eigentlich? Was genau ist der Unterschied zwischen Schreib- und Druckschrift? Wie ist unsere Schreibschrift entstanden? Was genau ist Sütterlinschrift, und kann man sie heute auch noch lernen?
Mit diesen und ähnlichen Fragen befasst sich die Sonderausstellung. Mit Exponaten zum Thema Schrift und Schreiben zeigt die Ausstellung die Anfänge der Schreibschrift in Antike und Mittelalter und ihre stetige Veränderung von der Neuzeit bis heute.
Entwicklung der Schreibschrift
Besonders im Fokus steht die Entwicklung der alten deutschen Schreibschrift, die die Kinder in den Schulen zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert gleichzeitig mit der (noch heute genutzten) lateinischen Schreibschrift erlernten. Diese Formen der Schreibschrift waren schon damals – wie auch heute noch – Gegenstand ständiger Kritik und Diskussionen zwischen Lehrkräften und politischen Gremien. So ist auch die Sütterlinschrift nur eines von vielen Ergebnissen solcher Schriftreformen.
Im kostenlosen Begleitheft findet sich ein kleines Quiz. Am Ende der Ausstellung können kleine und große Besuchende selbst zu Feder und Tinte greifen und verschiedene historische Schreibschriften ausprobieren.
Quelle: Stadt Dortmund, Nachricht vom 16.05.2019
ich bin jetzt 70 Jahre und habe diese Schrift noch in der Schule gelernt. Das ist DEUTSCHES SCHRIFTGUT, es sollte wieder in der Schule gelernt werden.
Danke für den Kommentar! Da Kurrentschriften heute nicht mehr gebräucklich sind, halte ich eine Aufnahme dieser Schrift in den Lehrplan der Schulen für problematisch. Zur Vermittlung von Schreibschriften s. a. http://www.siwiarchiv.de/ausstellung-50-jahre-schulausgangsschrift/
Eigentlich sehr Schade, dass die Sütterlinschrift als eine Alternativschrift vor mehr als 40 Jahren aus dem Lehrplan ausgefallen ist. Besonders bei Schulkindern mit vererbter Disgraphie wäre Sütterlin (Kurrentschrift) die ideale Ersatzmöglichkeit gewesen. Ich hatte vor gut 15 Jahren die Möglichkeit gehabt, solchen Schulkindern in der Tschechischen Republik die Sütterlinschrift anzulernen, wodurch sich im Nachhinein bei den 13 Knaben und Mädchen die normale Schreibschrift wesentlich verbesserte. Vielleicht wäre dies ein Tipp für die Bildungsminister, um etwaige Bildungslücken bei den Erst- bis Vierklasslern zu beseitigen.
Was spricht dagegen, dass Großeltern, wenn sie Kurrentschriften noch beherrschen, diese Tradition an ihre Enkelkinder weitergeben? Bitte nicht immer alles der Schule aufbürden! Bildung und Erziehung sollten in der Familie beginnen. Traurig ist aber, dass historische Hilfswissenschaften (wie die Schriftkunde) kaum noch zum universitären Pflichtprogramm angehender Geschichtslehrer gehören.