Ein Beitrag von Martin Gummersbach
Ganz schön staubig sind sie schon und auch schwer, gewichtsmäßig nämlich. Wenn in einer DIN A0-Zeichnungsmappe mitunter 15 Aufträge mit je 12 oder mehr Übersichts- und Detailzeichnungen abgelegt sind, dann bedarf es schon eines besonders starken Mannes, diese Mappen zu bewegen. Und da diese Mappen alle schon mindestens 40 Jahre alt sind – manche schon fast 100 Jahre – hat sich natürlich auch der Staub der Jahre angesammelt. Was hat es nun mit diesen Mappen auf sich?
Als in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts das Technologie-Zentrum in Siegen-Geiweid auf dem Gelände der früheren Siegener AG – Geisweid gebaut wurde, ist auch die „Villa Hügel“, das ehemalige Hauptverwaltungsgebäude der SAG, von Grund auf renoviert worden. Die auf dem Speicher dieses Gebäudes abgelegten Auftragsunter-lagen der SAG-Abteilungen Stahlbau, Dach-Wand-Decke und Schwere Kesselschmiede aus mehreren Jahrzehnten wurden vom Kreis Siegen – Bauherr des Technologiezentrums – in das Kreisarchiv übernommen.
Leider ist bei der damaligen Verlagerung versäumt worden, die „Spreu vom Weizen“ zu trennen, d.h. besonders wichtige, technisch anspruchs-volle, besonders alte und außergewöhnliche Aufträge auszusortieren, während der größte Teil der Unterlagen – Routineaufträge, 0815-Hallen oder Dächer, Allerweltszeichnungen – durchaus hätten vernichtet werden können. Diese Aktion der Begutachtung, Prüfung und Beur-teilung wird zur Zeit nachgeholt.
Zwei ehemalige Mitarbeiter der SAG – beide waren bis zum Jahre 1980, d.h. bis zur Übernahme durch den Hoesch-Konzern lange Jahre tätig – nehmen nunmehr jede Zeichnungsmappe – wie gesagt staubig und schwer – zur Hand, prüfen den Inhalt – im wesentlichen technische Zeichnungen, Stücklisten und auch schon mal eine statische Berech-nung – und entscheiden dabei über die Einstufung in 3 Gruppen:
Gruppe 1: Ganz wichtiger, ganz alter, ganz außergewöhnlicher Auftrag; Auftraggeber ist im Siegerland ansässig und ist auch weiterhin aktiv; technisch anspruchsvoller Auftrag.
Gruppe 2: Der Auftrag ist so interessant, dass es geg. andere Stellen gibt, die mal Einsicht nehmen wollen.
Gruppe 3: „Allerweltsaufträge“; die Archivierung lohnt nicht; der Erhaltungs- und Lageraufwand ist zu hoch. Über die Entsorgung ent-scheidet der Leiter des Kreisarchivs.
Nachdem die beiden „Aktenordner“ nun schon 5 Sitzungen absolviert haben, lässt sich durchaus erkennen, dass die Mühe lohnt. Bei jedem Prüfungstermin ist zumindest ein Auftrag aus der Gruppe 1 dabei; die Beiden sprechen dann von einem „Schätzchen“.
Oder sind die Zeichnungen einer Hofkranbahn bei der Maschinenfabrik GmbH. Dahlbruch, vormals Gebr. Klein, aus dem Jahre 1923 keine Schätzchen…
…oder Unterlagen über die Stahlwerkshallen der Geisweider Eisenwerke AG aus dem Jahre 1922…
…oder die Übersichtszeichnung für eine Gießpfanne für die Firma Gontermann, Siegen…
…und davon gibt es mit Sicherheit noch mehr. Die Aktion hat ja erst begonnen. Die Firma The Coatinc Company Holding GmbH, Siegen – vormals Siegener Verzinkerei Holding GmbH und Nachfolgegesellschaft der Siegener AG, Siegen – unterstützt diese Aktion. Das Vorhaben wird begleitet durch Herrn Klaus Niederstein.
Wir halten die Leser über die weitere Entwicklung auf dem laufenden.
Das Bild zeigt die beiden „Aktenordner“ an ihrem Arbeitsplatz in den Räumen des Kreisarchivs im IHW-Park in Siegen, Eiserfeld.
Martin Gummersbach, Kreuztal (l.) und Volkert Merle, Siegen-Geisweid
Pingback: Zuwachs zur Plansammlung der SAG Geisweid | siwiarchiv.de
Hallo, eine Frage, gibt es evtl. einen Stammtisch, aehnlich. wie Jahrgangstreffen der Schule, wo sich ehemalige Mitarbeiter treffen um ueber alte Zeiten zu reden? Sicher leben schon viele nicht mehr, aber ich war ca. von 65-70 dort beschaeftigt (Geisweid), damals Anfang 20, da koennten vielleicht noch ehemalige Kollegen leben.
Ich faende es schoen alte Zeiten aufleben zu lassen, ich habe mich dort wohlgefuehlt und war verbunden mit der Firma.Waere doch schoen, zu erfahren, was ist aus dem einen oder anderen geworden.
VGR.Moser