Kirchengemeinde erhofft sich Spenden in Höhe von 35.000 Euro
Die Orgel gilt als Königin der Instrumente und die UNESCO hat insbesondere den deutschen Orgelbau in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Für viele Menschen ist der erhabene Orgelklang in einer Kirche etwas Besonderes. In der Evangelischen Laurentius-Kirche in Ferndorf ist es um die 1928 gebaute, noch ganz romantisch geprägte Orgel überaus schlecht bestellt. „Sie ist in einem desolaten Zustand und die Zeit naht, dass sie sich gar nicht mehr bespielen lässt“, sagt KMD Ulrich Stötzel. Daher hat sich die Evangelische Kirchengemeinde Ferndorf entschlossen, die Sanierung der Orgel Anfang nächsten Jahres in Angriff zu nehmen. Die Grundsanierung einer Orgel ist eine kostspielige Angelegenheit. Dessen ist sich die Kirchengemeinde bewusst. Sie hofft auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Etwa 170.000 Euro kostet die gesamte Sanierung des kostbaren Instrumentes. 135.000 Euro wurden bereits durch Spenden angespart. Die Finanzierungslücke von 35.000 Euro soll ebenfalls aus Spendenmittel zusammengetragen werden.
Die Ferndorfer Orgel gilt als ein besonderer Schatz in Südwestfalen. Ist sie doch die einzige Orgel der berühmten Orgelbaufirma E. F. Walcker in der Region und ein überaus wichtiges Zeugnis der Orgelbaukunst zwischen den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts. Den Zweiten Weltkrieg hatte die Orgel bis auf einige Durchschüsse gut überstanden. Die ursprüngliche Walcker-Orgel von 1928 hatte 24 Register, verteilt auf 2 Manuale und Pedal sowie zwei Pedal-Transmissionen, die Pedal und Manual miteinander verbinden.
Leider ist die Orgel während verschiedener „Sanierungen“ in den 1950er Jahren, 1979 und zuletzt 1997 ihres ursprünglichen Klangbildes beraubt worden. Da zum Glück die historischen Pfeifen noch nahezu komplett vorhanden sind, hat sich die Kirchengemeinde entschieden, nicht nur die Technik auf Vordermann zu bringen, sondern gleichzeitig die Intonation dem ursprünglichen Klangbild der Orgel wieder anzunähern. Sie folgt somit der Empfehlung des Orgelsachverständigen der Evangelischen Kirche von Westfalen Dr. Hans-Christian Tacke und KMD Ulrich Stötzel. Ein Antrag auf kirchenaufsichtliche Genehmigung zur Sanierung der Orgel wurde bereits gestellt.
Mit der gründlichen Sanierung soll der Orgelbaumeister Markus Krawinkel aus Trendelburg beauftragt werden, da dessen Firma Erfahrungen hat mit der Sanierung von Orgeln dieser Epoche. Krawinkel hat das Instrument 2014 begutachtet und stellte gravierende Mängel fest.
Im Laufe der Jahrzehnte ist die Orgel stark verschmutzt. Der Klang ist nicht mehr zufriedenstellend, da bei Sanierungen das historische Orgelwerk mit „neuen“ Pfeifen vermischt wurde. Zudem ist die Windversorgung nicht ausreichend. Die Firma Krawinkel kommt zu der Bewertung: „Somit lässt das Instrument derzeit jeglichen klanglichen Charme vermissen!“ Die Orgel wird von Organisten als technisch sowie klanglich fragwürdig eingestuft und gemieden.
Stark ins Gewicht fallen vor allem die technischen Mängel des Instruments.
Die Windversorgung hat Konstruktionsmängel und transportiert nicht genügend Luft zu den Pfeifen. Einige der heute 26 Register laufen daher nur auf „halber Kraft“. Die Steuerungstechnik im Spieltisch ist marode. Hier arbeiten ca. 180 Elektromagnete an der Grenze der Belastbarkeit und sind zum Teil durchgebrannt. Relais und Platinen stammen aus der Autoindustrie der siebziger Jahre und sind teils defekt. Hinzu kommt, dass durch die Verschmutzung der freiliegenden Kontakte hinter den Tasten eine erhöhte Funkenbildung besteht. Eine sichere Funktion ist nicht mehr gewährleistet und ein Kabelbrand kann nicht ausgeschlossen werden. Das Pfeifenwerk besteht aus 1500 Pfeifen, von denen nur noch 1312 spielen. Die kleinste Pfeife ist 10 mm hoch, die größte misst 5,00 m. Manche Pfeifen stehen locker, oder drohen abzubrechen. Einige Metallpfeifen sind vom Bleizucker angefressen und einige Holzpfeifen von Schimmel befallen.
Die Fachleute attestieren dieser Orgel ein potentiell einzigartiges Klangbeispiel für ihre Entstehungszeit in den 1920er Jahren, was unbedingt erhalten werden sollte. Es wurde daher empfohlen, die alten, denkmalwerten Pfeifen wieder ursprünglich anzuordnen, stilecht zu ergänzen und auf eine neue, solide technische Anlage zu stellen.
Nach der Sanierung soll in der Evangelischen Laurentiuskirche wieder eine spätromantische Königin der Instrumente erklingen, die in Gottesdienst und Konzert ihre Aufgaben meistern kann.
Quelle: Evangelischer Kirchenkreis Siegen,v. 17.07.2018