Einerseits jährt sich an diesem 28. Juni der 435. Geburtstags des in Siegen geborenen Malers Peter Paul Rubens, andererseits starb vor 20 Jahren der für die Siegener Kunstszene nicht unwichtige Maler Walter Helsper, der mit der hier gezeigten Zeichnung seinen Respekt vor dem großen „Vorfahren“ bezeugte. Während eine Lebensbeschreibung für Rubens allenthalben dem Internet entnommen werden kann, soll im folgenden der Lebensweg Walter Helspers kurz nachgezeichnet werden:
Walter Helsper wird als zweiter von vier Söhnen des Hüttenobmanns Ewald Helsper und seiner Frau Louise am 1. Juli 1927 in Herdorf/Sieg geboren. Durch den Einfluss seiner Mutter ist das Elternhaus religiös freikirchlich geprägt. Bereits als Kind zeichnet und malt er ständig und ohne jede Anleitung.
Er besucht von 1933 bis 1941 die Volksschule in Herdorf, wo seine zeichnerische Begabung auffällt. Daraufhin erhält er 1941 bis 1944 eine Ausbildung zum Kirchenmaler. Während des Krieges wird er erst zum Arbeitseinsatz verpflichtet, dann 1944 auch zur Wehrmacht eingezogen. Bis 1945 begleitet er als Gefreiter einer Luftwaffeneinheit den Rückzug der Wehrmacht in Holland, Polen und Nord-Deutschland.
Nach dem Krieg besucht er von 1948 bis 1950 die Malfachschule Siegerland. In den fünfziger Jahren verdient er seinen Lebensunterhalt als freiberuflicher Plakatmaler und Schaufensterdekorateur. Seit dieser Zeit widmet er sich parallel stets seinem künstlerischen Schaffen.
1955 heiratet er seine Frau Susanne, im selben Jahr wird eine Tochter geboren. Die Ehe wird jedoch bereits 1959 wieder geschieden.
Ende der fünfziger Jahre erregt Walter Helsper mit einer Freiluft-Ausstellung großer Panorama-Bilder die verschiedene Siegener Motive zeigen erstmals größere Aufmerksamkeit. Ab 1961 stellt er dann regelmäßig seine Bilder aus.
1962 heiratet er seine zweite Frau Ute. Es folgt ein Umzug nach Köln, wo er mit dem Maler Ewald Hackler zusammenarbeitet. Durch dessen Arbeit am Kölner Stadttheater treffen sich im gemeinsamen Atelier viele Künstler und Schauspieler. Erstmals kommt Walter Helsper mit einer größeren Kunstszene in Kontakt.
1963 wird seine zweite Tochter geboren.
Da er das Hauptgewicht seines Schaffens stets auf die eigenständige künstlerische Arbeit legte, lebt die Familie auch weiterhin von gelegentlichen Auftragsarbeiten wie dem Ausmalen von Kneipen und Diskotheken und der Arbeit als Kinoplakat-Maler. 1964 kehrt die Familie jedoch nach Siegen zurück, da sich seine Auftragsarbeiten mittlerweile in den Westerwälder Raum verlagert haben. Eine lukrative Arbeit in den sechziger Jahren ist für Walter Helsper auch die Ausgestaltung von Messeständen. Ebenfalls in diese Zeit fällt ein halbjähriger Spanien-Aufenthalt, den er mit Hilfe örtlicher Aufträge finanziert und der ihn auch künstlerisch inspiriert. Auf künstlerischem Gebiet erhält er neue Impulse durch die Freundschaft mit dem Siegener Künstler Herbert Schäfer, mit dem er 1968 eine neue Art der Monotypie entwickelte. Aufsehen erregt er 1969 durch die Happenings im Hotel Monopol mit Herbert Schäfer und auf dem Geisweider Flohmarkt.
Ein weiterer wichtiger Weggefährte in dieser Zeit ist der Schriftsteller Wolf Kühne, der als erster versucht, die Werke Walter Helspers ästhetisch zu bewerten und Verständnis für diese Kunst beim damals größtenteils distanzierten Publikum zu wecken. Als 1970 die Familie durch die Geburt der drittenTochter größer wird, entschließt sich Walter Helsper zum Aufbau einer gesicherteren Existenz und eröffnet in Siegen 1972 das Künstler-Lokal ,Belle Epoque‘. Als er dieses 1973 wegen wachsender Schwierigkeiten schließen muss, kommt es zu einer ernsten persönlichen Krise und der Trennung von seiner Frau.
1976 beginnt die Beziehung zu Dorothee Jasper, die bis zu seinem Tod andauert. Bis 1979 pendelt Walter Helsper zwischen Siegen und Köln, wo Dorothee Jasper und sein Freund Herbert Schäfer leben.
1979 bis 1985 lebt er mit Dorothee Jasper in Wilnsdorf-Obersdorf und hat sich damit erneut gegen Köln und seine vielfältige Kunstszene entschieden. Seine Heimatverbundenheit mag ein Grund dafür gewesen sein, ebenso wie seine langsame Etablierung in Siegen, die sicher auch mit der seit 1970 bestehenden Mitgliedschaft im Arbeitskreis Siegerländer Künstler und der damit verbundenen Möglichkeit der regelmäßigen Ausstellung verknüpft war.
Sein Atelier befindet sich zu dieser Zeit in der Siegener Altstadt und dient gleichzeitig als ständiger Ausstellungsraum, da Walter Helsper zeitlebens keine regelmäßige Geschäftsbeziehung zu einer Kunstgalerie unterhielt. Seit den siebziger Jahren arbeitet er nacheinander als Kunsterzieher am Fachinstitut Siegen, am Gymnasium Stift Keppel in Hilchenbach und als Gastdozent am Fachbereich Kunst der Universität-Gesamthochschule Siegen. Obwohl Walter Helsper seine Sujets hauptsächlich aus seinen Erfahrungen und Stimmungen sowie aus seiner unmittelbaren Siegerländer Umgebung wählt, sind doch die Reisen 1975 nach Spanien und 1987 nach Griechenland nachhaltige Inspirationsquellen für ihn.
Von 1985 bis zu seinem Tod leben Walter Helsper und Dorothee Jasper in einem Bauernhaus in Netphener Ortsteil Eschenbach. Hier findet er inmitten der Natur die Themen für seine nun im Vordergrund seines Schaffens stehenden Landschaftsbilder. In seinen letzten Lebensjahren wagt er sich nochmals an einen neuen Malstil, indem er nun mit reinen Farbpigmenten und ohne Bindemittel arbeitet und so Farbkomposi- tionen von ungewöhnlicher Leuchtkraft schafft.
1992 wurde Walter Helsper Opfer seiner stets substanzzehrenden Lebensführung, die immer auf den Schaffensprozess ausgerichtet war und sich selten um Konventionen scherte. Er starb am 28. Juni in Siegen.
Quelle: Schwarz, Kirstin: Biographie in: Schwarz, Kirsten/ Riha, Karl/ Anspach, Maria/ Suttner, Wolfgang: „Unwirklichkeit üben …“ – der Maler und Zeichner Walter Helsper, Siegen, Bonn & Fries, ca. 1998, 152 S. : Ill.
Erinnerungen an Walter Helsper, Rhein-Zeitung 22.10.1997
Wirths, Rainer: „Brotbilder“ zieren Stuben in Herdorf : Walter Helsper ist einer der großen Künstler des Siegerlandes / he. In: Rhein-Zeitung, Ausg. HA. – 55 (2000), 282 vom 5.12., S. 22
Schwarz, Kirsten/ Riha, Karl/ Anspach, Maria/ Suttner, Wolfgang: „Unwirklichkeit üben …“ – der Maler und Zeichner Walter Helsper, Siegen, Bonn & Fries, ca. 1998, 152 S. : Ill.
Siegerländer Heimatkalender 1993, S. 37.
Zwischen Hochwald, Koppe und Zobten / von Helene Marianczyk-Fiebig. [Ill. von Walter Helsper]
Verfasser: Marianczyk-Fiebig, Helene Beteiligt: Helsper, Walter
Ausgabe: 3. Aufl.. Erschienen: Norden (Ostfriesland) : Waldenburger Heimatbote, [ca. 1980]
Umfang: 82 S.. : Ill..
Pfälzische Landesbibliothek, Geisslers Archiv Mappe 200h
Helsper, Walter – Schwarzer Peter – 1992 – Kunstverein Siegen, Germany
Schäfer, Herbert (Hg.): Skizzen eines Tages. Der Maler und Zeichner Walter Helsper . Köln, (Wave) 1997. Broschur . Unpaginierter Bildband. Gr.-8°
Danke
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Habe beim aufräumen ein ca. 70 Jahre altes kleines Ölgemälde
ca 50 x 60 cm. gefunden. Es handelt sich um ein Ölgemälde auf Holzfaser-
platte. Meines Erachtens handelt es sich hier um spanische Tänzerinnen.
Ich bin kein Fachmann, trotzdem finde ich das Gemälde als typischen
Helsper. ( ist signiert)
Persönlich habe ich Walter sehr gut gekannt.
Da das Bild meiner Meinung nach schützenswert ist, wüsste ich gerne,
wie ich weiter verfahren soll. Ich bin gerne bereit, das Gemälde
in die richtige Hand ( evtl. Frau Jasper ) abzugeben.