Die Online-Version des Gedenkbuchs „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945“ wurde überarbeitet und ist jetzt in neuem Layout und mit neuen Funktionen verfügbar.
In dem Online-Gedenkbuch „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945“ werden jüdische Opfer der Shoah aus Deutschland namentlich aufgeführt, die zwischen 1933 und 1945 ihren Wohnsitz im Deutschen Reich hatten. Die Gruppe der hier zusammengetragenen „jüdischen Opfer“ umfasst die Personen, die aufgrund der nationalsozialistischen Rassenideologie als Jüdinnen und Juden verfolgt wurden, ungeachtet ihrer tatsächlichen Staatsangehörigkeit. Der geografische Bezugsrahmen ist das Deutsche Reich in den Grenzen vom 31.12.1937, das heißt vor der Annexion Österreichs und des Sudetenlands sowie ohne die Gebietseroberungen im Zuge des Zweiten Weltkriegs. Wohnsitznahmen infolge von Zwangsumsiedlungen bleiben außerhalb der Betrachtung.
Geschichte des Gedenkbuchs
Ausgehend von der Initiative der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem begannen die Länder und Gemeinden der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1960 damit, Quellen zur ehemaligen jüdischen Bevölkerung zusammenzustellen. Diese sollten die Grundlage für ein Gedenkbuch für die Opfer der Shoah bilden. Die Bundesregierung beauftragte das Bundesarchiv mit der Koordination der Recherche für ein solches Gedenkbuch.
Dessen erste Auflage erschien 1986 unter dem Titel „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“ und verzeichnete ungefähr 128.000 Namen. Das zweibändige Werk war in enger Zusammenarbeit mit dem Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes (ITS) in Bad Arolsen entstanden und beruhte im Wesentlichen auf den beim ITS (heute: Arolsen Archives) vorhandenen Quellen.
Die zweite Auflage des Gedenkbuchs konnte unter völlig veränderten politischen Rahmenbedingungen erarbeitet werden. Durch den Fall der Mauer und des „Eisernen Vorhangs“ standen deutlich mehr Quellen zur Verfügung, die ausgewertet werden und in das Werk einfließen konnten. Die neue, nunmehr vier Bände umfassende Auflage erschien im Jahr 2006 und verzeichnete die Namen von 149.625 Todesopfern der nationalsozialistischen Judenverfolgung.
Seit dem Jahr 2007 bietet das Bundesarchiv eine Online-Version des Gedenkbuchs auf seiner Internetseite an. Die Arbeit am Gedenkbuch ist bis heute nicht abgeschlossen, sondern wird kontinuierlich als eigenes Aufgabengebiet fortgesetzt. Nach wie vor ist das Bundesarchiv zum einen um die Vervollständigung und zum anderen um die Pflege und Aktualisierung der Daten durch Erschließung bisher noch nicht berücksichtigter Quellen bemüht. Die Publikation einer weiteren gedruckten Auflage ist nicht beabsichtigt.
Wie kann ich im Gedenkbuch recherchieren?
Im online verfügbaren Gedenkbuch „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“ kann mittels einer Suchmaske gezielt nach Personen recherchiert werden. In der zugrunde liegenden Datenbank werden personenbezogene Daten sowie nach Möglichkeit Daten über einzelne Stationen der Verfolgung dokumentiert. Detaillierte Hinweise zur Datenerfassung und -qualität und den Auswertungsmöglichkeiten finden Sie im Internetauftritt des Gedenkbuchs unter der Rubrik „Hinweise zur Darstellung der Personenangaben“.
Angeboten wird eine einfache „Namensuche“, mit der im Gedenkbuch nach Personennamen gesucht werden kann und, für komplexere Recherchen, eine „Erweiterte Suche“. Dort lassen sich beispielsweise alle Personen mit einem bestimmten Geburtsort auslesen. In der „Erweiterten Suche“ können Sie zudem Suchwörter und Daten kombinieren. Damit lassen sich etwa alle im Gedenkbuch dokumentierten Personen ermitteln, die mit einem bestimmten Transport deportiert wurden.
Was ist neu?
In der neuen Version des Gedenkbuchs besteht unter anderem die Möglichkeit, Ergebnislisten einer Recherche als csv-Datei mit den Datenfeldern Nachname, Vorname, Geburtsort und Geburtsdatum exportieren zu können.
Neu verfasst oder überarbeitet wurden im Online-Gedenkbuch weiterführende Informationen zur Entstehung des Gedenkbuchs, zur Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung im Deutschen Reich 1933-1945 und zur Abschiebung polnischer Juden aus dem Deutschen Reich 1938/39. Wie bisher wird eine chronologische Auflistung der Deportationen aus dem Deutschen Reich (hier einschließlich Österreichs, des Protektorats Böhmen und Mähren und der sudetendeutsche Gebieten), aus Belgien, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden bereitgestellt.
Zur Startseite des Gedenkbuchs
Quelle: Bundesarchiv, Meldung, 28.4.2021
Nach dem Relaunch ist vor dem Relaunch – s. Kritik auf Archivalia: https://archivalia.hypotheses.org/132172