Projekt Europa in Westfalen: Wilhelm von Oranien und die Ginsburg

Ginsburg als außerschulischer Lernort

Die Jubiläen „450 Jahre Wilhelm I. von Oranien-Nassau auf der Ginsburg“ und „50 Jahre Wiedererrichtung des Turmes“ in 2018 nutzt der Verein zur Erhaltung der Ginsburg e.V. auf verschiedenste Art und Weise, um das Wahrzeichen Hilchenbachs besonders ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken. Dabei hat er einige Projekte auf die Bedeutung der Ginsburg für Europa ausgerichtet.

Erlebniskoffer Burgen im Mittelalter


Der Verein zur Erhaltung der Ginsburg e.V. freut sich nun und ist stolz, einer von 20 außerschulischen Lernorten in Westfalen zu sein, die eine Denkmalbedeutung und einen Europabezug aufweisen. Ziel dieser Initiative ist, der jungen Generation die Möglichkeit zu geben, Parallelen zwischen dem Historischen und der Gegenwart aufzuspüren und kritisch zu hinterfragen. Das Projekt „Europa in Westfalen“ wird vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe koordiniert und unterstützt. Dessen Anliegen ist, junge Menschen nachhaltig für das Gefüge „Heimat ‑ Europa ‑ Kulturelles Erbe“ zu sensibilisieren. Dabei sollen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ihre Sicht auf die Dinge darstellen und ihre Ideen ausdrücken.

Am 5. November präsentierte der Verein zur Erhaltung der Ginsburg e.V., wie er sich eine Umsetzung dieses neuen Angebotes als außerschulischer Lernort unter dem Motto „Europa in Westfalen – Wilhelm von Oranien und die Ginsburg“ praktisch vorstellt. Dazu hatte er die Klasse 7a der Freien Christlichen Schule aus Kaan-Marienborn mit Lehrer Peter Lutz eingeladen. Diese Sekundarschule nutzt ohnehin bereits seit einiger Zeit die Ginsburg, um dort und in deren Umgebung Unterricht durchzuführen.

Dieter Viehöfer und Markus Völkel vom Vorstand des Vereins zur Erhaltung der Ginsburg nahmen die Schulklasse in Empfang. Anschließend führte der Historiker Olaf Wagener die Jugendlichen rund um die Burg. Er erklärte anhand der Mauerreste der Ruine den Aufbau der früheren Burganlage und die verschiedenen Funktionen einzelner Bereiche. Besonderes Interesse fand bei der Schulklasse die Wassergewinnung durch das Sammeln in Zisternen. Die Jugendlichen konnten sich kaum vorstellen, dass man dieses so gewonnene Wasser trinken konnte. Doch Olaf Wagener stellte klar, dass dieses Wasser tatsächlich trinkbar war, auch wenn die Qualität sicherlich nicht heutigen Ansprüchen entsprach. Auch andere Fragen konnte der Historiker fachkundig und verständlich beantworten.

Nach dem interessanten Rundgang setzte Olaf Wagener im Gedenkzimmer der Ginsburg mit einem theoretischen Teil seine „Unterrichtsstunde“ fort. Wichtig war ihm dabei, den Schülerinnen und Schülern auf einfache Art und Weise die Bedeutung von Wilhelm I. von Oranien-Nassau und dessen Treffen vor 450 Jahren auf der Ginsburg zur Vorbereitung des Kampfes zur Befreiung der Niederlande von spanischer Herrschaft für das heutige Europa deutlich zu machen. Dabei nutzte er auch anschauliche Beispiele: „Die Fußballspiele Deutschlands gegen die Niederlande würde es ohne Wilhelm von Oranien nicht geben.“ Auch das die niederländische Nationalmannschaft orange Trikots trägt und im Stadtwappen von Hilchenbach die Farbe Orange eine wichtige Rolle spielt, konnte Olaf Wagener anschaulich damit erklären, dass Orange sich von Oranien ableitet.

Die Demonstrationsführung mit der Schulklasse nutzen auch die Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach, Ulrich Neseker vom Museumsamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und Projektleiter Dr. Oliver Karnau von der LWL-Denkmalpflege sowie der Fachbereichsleiter Bürgerdienste Hans-Jürgen Klein für die Stadt Hilchenbach, um sich über das Angebot „Ginsburg als außerschulischer Lernort“ zu informieren und ihre Unterstützung hierfür deutlich zu machen. Alle Beteiligten zeigten sich sehr angetan, von den Möglichkeiten, die dieses Projekt bietet, und der vorgesehenen Umsetzung.

Im Anschluss an die praktische Vorführung hatte der Verein zur Erhaltung der Ginsburg e.V. alle Schulen in Siegen-Wittgenstein eingeladen, um diese über sein neues Angebot zu informieren. Diejenigen, die der Einladung gefolgt waren, erhielten neben einigen Informationen kostenlos einen „Erlebniskoffer Burgen im Mittelalter“, der vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg entwickelt wurde, ein Arbeitsheft „Europa in Westfalen“ zur Ginsburg und eine extra für das Projekt vom Verein herausgegebene und von Olaf Wagener erstellte historische Broschüre mit dem Titel „Wilhelm von Oranien und die Ginsburg ‑ Freiheitskampf der Niederlande“. Diese Materialien bilden die Grundlage, um die Denkmalbedeutung und den Bezug zum heutigen Europa als Thema im Schulunterricht behandeln zu können. Als „Zugabe“ erhielten die Vertretungen der teilnehmenden Schulen einen Gutschein über eine Führung oder einen Vortrag des Historikers Olaf Wagener zur Ginsburg.

Neben dem „Kümmern“ um die eigentliche Burgruine und deren Nebengebäude sieht der Verein zur Erhaltung der Ginsburg e.V. seine Aufgabe insbesondere auch darin, die Geschichte der Ginsburg zu bewahren und präsent zu halten. In 2018 jährt sich die Anwesenheit von Prinz Wilhelm I. von Oranien-Nassau zum 450. Mal. Am 31. März des Jahres 1568 traf sich Prinz Wilhelm I. von Oranien-Nassau mit seinen Brüdern und weiteren Offizieren für mehrere Tage auf der Ginsburg zu geheimen Beratungen, in denen es um die Befreiung der Niederlande von der spanischen Besatzungsmacht ging.

Der Verein zur Erhaltung der Ginsburg e.V. lädt nicht nur Schulklassen, sondern auch Familien zu einer Suche nach den Spuren der europäischen Geschichte an der Ginsburg ein. „Nutzen Sie dabei unsere Unterlagen und Informationen zur Burg und Wilhelm I. von Oranien-Nassau im Unterricht oder zu Hause. Im Anschluss erobern Sie dann die Ginsburg und gehen vor Ort auf Spurensuche“, laden Dieter Viehöfer und Markus Völkel stellvertretend für den Verein ein. Dieser stellt auf Anfrage dafür auch gerne das sogenannte „Grüne Klassenzimmer“ im Turm zur Verfügung. Die Anreise mit dem ÖPNV ist mit dem Schüler-Ticket kostenlos möglich. Weitere Hinweise und Unterlagen zu den Projekten und Angeboten „rund um die Ginsburg“ sind im Internet zu finden unter www.europa-in-westfalen.de und www.hilchenbach.de/ginsburg

Förderung belohnt Engagement des Vereins zur Erhaltung der Ginsburg
Die Vorstellung der Ginsburg als außerschulischer Lernort nutzten Dieter Viehöfer und Markus Völkel auch, um über die vom Verein geplante weitere Entwicklung der Burganlage zu informieren. Zur Umsetzung des Gesamtprojektes strebt der Verein zur Erhaltung der Ginsburg eine Förderung von rund einer Millionen Euro an. Kurz nach der Präsentation erhielt der Verein schon die erste positive Rückmeldung auf seine Förderbemühungen. Der Bund beteiligt sich mit 70.750 Euro aus seinen Mitteln für den Denkmalschutz an der Sanierung der Ginsburg. Damit wird gewürdigt, dass die Burg nicht nur ein wichtiger Ort der deutsch-niederländischen, und damit der europäischen Geschichte, sondern auch außerschulischer Lernort und ein beliebtes Ausflugsziel ist.

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