Petition „Rettet die Archivbibliothek Stralsund! Den Ausverkauf von Kulturgut stoppen!

Link zur Online-Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-die-stralsunder-archivbibliothek

„Der Verkauf von knapp 6.000 Bänden der historischen Gymnasialbibliothek in Stralsund hat die Fachwelt schockiert. Der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. unterstützt ausdrücklich die bislang geäußerte massive Kritik an dem Verkauf, der weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit durch einen Beschluss des Hauptausschusses in nichtöffentlicher Sitzung am 5. Juni 2012 vollzogen wurde. ….  Die Archivsatzung des Stadtarchivs Stralsund vom 14.11.2002 erkennt den Wert der Archivbibliothek für das „historische Gedächtnis“ der Stadt an. In § 2 Abs. 2 heißt es: „In der Archivbibliothek werden Neuanschaffungen, die ehemalige Ratsbibliothek und Schenkungen aufbewahrt, wissenschaftlich aufgearbeitet und den Benutzern zur Verfügung gesteilt.“ Mit § 6 Nr. 1 der Archivsatzung verpflichtet sich die Stadt Stralsund in besonderem Maße, das historische und kulturelle Gedächtnis der Stadt zu wahren – eine Bestimmung, die in dieser Deutlichkeit in vielen kommunalen Archivsatzungen fehlt: ,,1. Das Archiv- und Bibliotheksgut ist Kulturgut und unveräußerlich.“ …..

Haushaltskonsolidierung durch Verkauf von Kulturgut? Mit großer Sorge sieht der VdA der Entwicklung vor allem in strukturschwachen Regionen entgegen. Der VdA weiß um die finanzielle Situation vieler Kommunen. Haushaltssicherungskonzepte wirken sich allzu häufig auch auf die Arbeit der Archive aus. Personalabbau führt dazu, dass die notwendigen archivfachlichen Arbeiten wie Erschließung, Konservierung und Restaurierung nicht mehr zufriedenstellend geleistet werden
können. Öffnungszeiten werden eingeschränkt. Bedeutende nichtamtliche Archivbestände wie z.B. Fotonachlässe können nicht mehr angekauft werden. Droht nun auch der Ausverkauf von Kulturgut? Müssen wir auch in Stralsund mit weiteren Verkaufsaktionen rechnen: Erst der Verkauf von Bibliotheksgut, dann von Archivgut? Das historische Erbe der Gemeinden und Kreise zu bewahren, in der Gegenwart zu vermitteln und in die Zukunft weiterzugeben, ist eine unverzichtbare öffentliche Aufgabe der Archive. Der VdA warnt davor, den Verkauf von Kulturgut der Archive in Erwägung zu ziehen. Der Schaden für das Gedächtnis der Stadt ist nachhaltig, die Haushaltslöcher dagegen werden nur kurzfristig ausgeglichen …..“

aus: Offener Brief des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare an den Oberbürgermeister der Stadt Stralsund, 8.11.2012

5 Gedanken zu „Petition „Rettet die Archivbibliothek Stralsund! Den Ausverkauf von Kulturgut stoppen!

  1. Die Petition, die gerade auch für kleinere Archive nicht unwichtig ist, wie die Stellungnahme des VdA darlegt, hat bis jetzt 2.290 Mitzeichner. Als erster Erfolg des breiten öffentlichen Drucks – auch der Bibliotheksverband hat reagiert – darf der Verkaufsstopp der Bücher durch das betroffene Antiquariat gelten. Weitere Unterzeichnungen sind aber bis zur vollständigen Rückabwicklung gerne gesehen.

  2. Alle Proteste und Vorwürfe verpuffen, wenn nicht erforderliche Maßnahmen über die kommunale Zuständigkeit hinaus getroffen werden, um Wiederholungen zu verhindern. Wenn ein Behördenleiter seinen Archivar suspendiert, ist das eine Maßnahme innerhalb der Behörde, geht er damit aber an die Öffentlichkeit, ist das ein Bauernopfer zur Ablenkung der eigenen Verantwortung.

  3. Erneuter offener Brief des VdA vom 28.11.2012 zur Causa Stralsund:
    “ …. „Kein Archiv würde ohne Not oder äußeren Druck wertvolles Kulturgut veräußern. Auftrag und Selbstverständnis der Archive, Entscheidungen, Handlungen und Erinnerungen als einzigartiges, unersetzliches kulturelles Erbe zu sichern und von Generation zu Generation weiterzugeben, stehen dem diametral entgegen. …..Muss ein Stadtarchiv erst unter tragischen Bedingungen einstürzen oder sich ein Skandal wie in Stralsund ereignen, bis wieder die zentrale Bedeutung des historischen Kulturgutes für die Stadtgesellschaft in das Bewusstsein der Verantwortungsträger und der allgemeinen Öffentlichkeit rückt?“
    Quelle: http://vda.archiv.net/index.php?id=1

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