Yannick Brücher, Archivar der Gemeinde Finnentrop. Alumni im Gespräch.
Quelle: querschnitt 2/24, S. 13
Gottfried Theis 75 Jahre – Gewichtiger Geburtstag eines wichtigen Heimatforschers
Am 8. August 2024 kann Gottfried Theis seinen 75. Geburtstag begehen. In vielfältiger Weise setzt er sich, in Betzdorf-Bruche geboren, für seine Wahlheimat Freudenberg und insgesamt für Geschichte und Kultur ein.
Der frühere Oberstudienrat, der am Berufskolleg in Siegen unterrichtete, entwickelte früh ein Faible für den Bergbau. So kuratierte er 2018 als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Siegerlandmuseums die Ausstellung „200 Jahre Bergschule Siegen“. Hierzu trug er in jahrelanger Forschungsarbeit Informationen und Exponate zusammen.
Gleiches gilt für die Präsentation „dass es eben schön sei…“ über Kunst und Kultur des Bergbaues im Freudenberger 4Fachwerk-Museum, die bis Anfang 2019 gezeigt wurde. Rund 180 Kunstobjekte wie Gebrauchsgegenstände, sakrale und profane Ausstellungsstücke stellte er dafür zusammen. In einer solchen Packungsdichte war bergmännische Kunst bisher kaum zu sehen. Im Siegener Oberen Schloss verantwortete er auch die Ausstellung „Bildermacher unter Tage“ (2016).
Die darüber hinaus gehende Bergbau-Leidenschaft von Gottfried Theis bezieht sich auf Grubenlampen, die er nicht nur sammelt, sondern denen es sich intensiv wissenschaftlich widmet. „Lampologen“ bezeichnen ihn deshalb gerne Kenner der Szene.
Licht ins Dunkel von Geschichte zu bringen, ist also sein Hobby. „Wir freuen uns, dass Gottfried Theis mit seinen Fähigkeiten eine tragende Säule unseres Arbeitskreises Stadtgeschichte ist,“ sagt Klaus Siebel-Späth, Vorsitzender des 4Fachwerk-Museums-Vereins.
Als Kurator verantwortete Gottfried die Ausstellung zur Erinnerung an den Freudenberger Stadtbrand von 1666 im Jahr 2016, darauf folgend 2019 die Präsentation „550 Jahre Asdorfer Weiher“. Seiner Initiative war ebenso die Matinee zu den Meistermann-Fenstern in der Freudenberger St. Marien-Kirche zu verdanken, bei der die so bedeutende Glaskunst von Prof. Georg Meistermann im Mittelpunkt stand.
Quelle: 4Fachwerk-Museum, Pressemitteilung
Erinnerungstafel an einen nassau-siegenschen Grafen in Nijmegen
Ein Beitrag zur siwiarchiv-Sommerferienaktion 2024
Adolf Graf von Nassau-Siegen (8. August 1586 – 7. November 1608), – offizielle Titel: Graf zu Nassau, Katzenelnbogen, Vianden und Diez, Herr zu Beilstein – war ein Graf aus dem Haus Nassau-Siegen. Er diente als Offizier in der niederländischen Staatsarmee. In der Geschichte des Hauses Oranien wird er als einer der zwölf Helden des Hauses Nassau angesehen, die im Achtzigjährigen Krieg für die Freiheit des niederländischen Volkes ihr Leben ließen.
Adolf wurde am 8. August 1586 auf Schloss Dillenburg als dritter Sohn des Grafen Johann VII. des Mittleren von Nassau-Siegen und seiner ersten Frau, Gräfin Magdalene von Waldeck-Wildungen, geboren. Er wurde am Sonntag, dem 21. August, getauft. Adolf studierte 1601 in Genf, dann in Basel und in Frankreich.1604 trat er in die niederländische Staatsarmee ein und nahm an der Belagerung von Ostende (1604) und der Belagerung von Sluis (1604) teil. Am 3. April 1606 wurde er zum Rittmeisterster über eine Kompanie von 86 Reitern ernannt. 1608 war er mit seinem Vater zur „Landes-Musterung“ in der Pfalz . Anschließend Adolf und seine älteren Brüder Johann Ernst und Johann der Jüngere hatten den Ruf, Spieler zu sein und in ihrer Kleidung und ihrem Aussehen eine völlig unziemliche Pracht an den Tag zu legen. Der Vater schrieb Briefe an die jungen Grafen voller väterlicher Ermahnungen, ermahnte sie zur Sparsamkeit, weil er mit seinen Sorgen und Schulden nichts anzufangen wisse. In einem Brief vom 8. Dezember 1608 betrachtete er den Tod Adolfs gar als Strafe Gottes und ermahnte die beiden anderen, die mit „einem ärgerlichen Leben mit Verschwendung fast allem, was ich in der Welt habe, durch Ehebrechen und Hurerei, Plünderung und Beraubung armer, unschuldiger Leute hoch und niederen Standen“ die Grafschaft Nassau-Siegen ruiniert hätten, ein anderes, besseres Leben zu führen, das des Namens Nassau würdig sei.
Im Jahr 1901 wurde auf Initiative des Stadtarchivars Herman Diederik Johan van Schevichaven eine 103 x 64 cm große Gedenktafel im nördlichen Querschiff der in Nijmegen angebracht.
[Anm: Der obige biografische Text ist eine Übersetzung des niederländischen bzw. englischen Wikipediaeintrages; ein deutscher Wikipedia-Eintrag liegt noch nicht vor]
[Nachtrag v. 9.8.: Von Christian Brachthäuser wurde ich bereits im Juni auf einen anonymen und undatierten Kupferstich des Grafen verwiesen:]
Weiterführende Literatur und Quellen: Weiterlesen
Literaturhinweis: „Bau | Kunst | Boden Denkmäler im Kreis Olpe“ (2024)
Von der Jugendstil-Fabrikantenvilla über den historischen Industriekomplex und vom ortsbildprägenden Fachwerkhaus bis zum uralten Hohlweg: Sämtliche Denkmäler, die der Kreis Olpe zu bieten hat, finden sich in dem neuen Buch „Bau | Kunst | Boden Denkmäler im Kreis Olpe“ wieder, das jetzt im Kreishaus vorgestellt wurde.
„Ein Muss im Grunde für jeden, der sich mit Heimat auseinandersetzt“, resümierte Landrat Theo Melcher kürzlich bei der Vorstellung des über 600 Seiten starken Werkes. Eine „ungeheure Fleißarbeit“, die von der ersten Vision bis zum Druck fast 40 Jahre beanspruchte.
Gemeinschaftswerk von Kreisheimatbund und Kreis Olpe
Es ist ein Gemeinschaftswerk von Kreisheimatbund Olpe e.V. und Kreis Olpe. Verfasserin Andrea Arens, Kunsthistorikerin und Vorsitzende des Kreisheimatbundes, hatte die von Kunsthistoriker Dr. Ulrich Schäfer einst begonnene Arbeit mit großem Engagement fortgeführt. Umfangreiche redaktionelle und fachkundige Unterstützung leistete Kreisarchivar Jörg Endris Behrendt. Zusätzlich bereichern zahlreiche Textbeiträge von Fachleuten aus der Region das Buch. Die grafische Gestaltung übernahm Ina Halbfas und die Aufbereitung der Karten Antonius Klein vom Kreisheimatbund.
Auch Kreisheimatpflegerin Susanne Falk betonte, dass ein solches Werk niemals allein zu realisieren ist, und dankte allen Beteiligten für ihren Eifer und ihre Ausdauer.
Texte und Bilder zu knapp 700 Denkmälern
Jedes der knapp 700 Denkmäler im Buch wird mit seinen Besonderheiten beschrieben, mit mindestens einem Foto bebildert und auf einer Karte der jeweiligen Stadt oder Gemeinde verortet. Ergänzt wird das Werk durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis, ein Glossar mit Fachbegriffen und ein Künstlerverzeichnis. Dieses erlaubt erstmals eine gute Übersicht über das Wirken bekannter Künstler, Handwerker und Architekten, deren Werke die Region geprägt haben. Weiterlesen
Online: Siegerländer Heimatbuch (1914)
Das Landesbibliothekzentrum Rheinland-Pfalz hat diese Publikation Georg Mollats unlängst online gestellt.
Dank gebührt Archivalia für den Hinweis!
Castris in finibus Westfalaorum –
Das neue Burgenprojekt der LWL-Altertumskommission
Die „Westfalaos“, also die Westfalen, werden im Zusammenhang mit den Sachsenkriegen Karls des Großen in den Fränkischen Reichsannalen erstmals erwähnt. Als umkämpfte Orte werden vor allem Burgen genannt. Diese waren immer Machtzentren. Ihr Bau und Unterhalt erfordert hierarchische Strukturen und wirtschaftliches Potenzial. Bis auf wenige genannte Befestigungen ist aber über die Schriftquellen kaum etwas zur Strukturierung der vielfältigen Region bekannt.
Die jeweilige örtliche Zuweisung der in den Schriftquellen genannten Burgen ist zum Teil nicht gesichert. Zahlreiche weitere frühmittelalterliche Burgen sind bekannt und könnten zum Teil ebenfalls mit den genannten Anlagen identifiziert werden. Sie verdichten in jedem Fall das Netz der Befestigungen zur Zeit der Sachsenkriege.
In dem Projekt soll erforscht werden, auf welche geografisch-politischen Verhältnisse Karl der Große ab 772 n. Chr. traf, also wo tatsächlich die regionalen Machthaber derjenigen saßen, die seine Schreiber mit „Westfalaos“ bezeichneten. Weiterlesen
Eindrucksvolle Ausfahrt zum 100. Geburtstag von Wolfgang Kreutter
„Am 22. Juli 2024 wäre der bekannte Bad Berleburger Künstler mit Schweizer Wurzeln genau 100 Jahre alt geworden. Nachdem der Wittgensteiner Heimatverein e.V. bereits in seinem vorletzten Heft mit mehreren Beiträgen eine ausführliche Ehrung Kreutters vorweggenommen hatte, war es ihm nun ein besonderes Anliegen, diesen runden Geburtstag würdig zu begehen.
Unter der sachkundigen Führung von Angelika Kreutter, der ältesten Tochter des Künstlers, unternahmen Vertreter des Wittgensteiner Heimatvereins, der Kulturgemeinde Bad Berleburg, der BLB-Tourismus GmbH sowie des Vereins Bad Berleburg Markt und Tourismus am vergangenen Samstag eine Ausfahrt der besonderen Art. Bei strahlendem Sonnenschein traf sich die mehr als 20 Personen zählende Gruppe zunächst in Schwarzenau an der ehemaligen Alexander-Mack-Schule, wo sich Wolfgang Kreutter bereits 1950 mit einem großflächigen Kunstwerk an der Giebelfassade verewigt hatte. Dort stellte er u.a. heimische Wild- und Nutztiere beim friedlichen Grasen dar. Weiterlesen
Archivar:innen: Die Athleten der Daten und des Gedächtnisses
Archivar:innen arbeiten unermüdlich daran, die Geschichte zu bewahren und sicherzustellen, dass unsere Vergangenheit zugänglich und geschützt ist. Wie Sportler verfügen sie über hochprofessionelle Fähigkeiten, die unser Verständnis der Zukunft beeinflussen
Quelle: Internationaler Archivrat auf X
Vormals an der Siegener Jugendherberge: „Lautenspieler“ schmückt Fassade der Fritz-Busch-Musikschule
Ein in Siegen „alter Bekannter“ ist zurück: Das Fassadenkunstwerk „Lautenspieler“ des Siegerländer Künstlers Hermann Manskopf (1913 bis 1985) ziert – in frischem Glanz – die Ostfassade des Gebäudes der städtischen Fritz-Busch-Musikschule an der Frankfurter Straße. Weiterlesen
Beton-Monster oder Schönheit auf den zweiten Blick. Ein Tagungsbericht.
Die Entstehungsgeschichte der Siegener Bildungsbauten auf dem Haardter Berg war Thema eines Kolloquiums der Architekturgeschichte an der Universität Siegen. Die Campusarchitektur der 1960/70er Jahre stand im Zeichen des Brutalismus. Funktionalität, klare Linien, geometrische Formen und vor allem viel Beton prägen den Baustil, der gerade eine Renaissance erlebt.
Die Silhouette der Universität Siegen fällt schon von weitem ins Auge. Markante Gebäude, hervorstechende Türme. Ein Ensemble aus Beton und Stahl, das beispielhaft ist für eine Architekturströmung der Moderne: den Brutalismus. Der Begriff verweist auf rohen, unverkleideten Beton (franz. béton brut), der den Bauten ihre besondere Ästhetik verleiht. Brutalistische Gebäude – Museen, Wohnkomplexe, Kirchen, Bibliotheken, Hochschulen – findet man weltweit. In London, Paris, Wien, Madrid, Sydney – und auch in Siegen. Um zu zeigen, was hinter den Gebäuden der Uni Siegen steckt und um die Bedeutung der Hochschule im Reigen der herausragenden Beispiele von Campusarchitekturen zu unterstreichen, hatte Prof. Dr. Eva von Engelberg (Architekturgeschichte) mit den beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Isabell Eberling und Lilian Kraft zu einem öffentlichen Kolloquium zur Campusarchitektur der 1960/70er Jahre an die Uni Siegen eingeladen. Es kamen nicht nur Fachleute, Studierende und Uni-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, sondern auch Anwohnerinnen und Anwohner des Haardter Bergs, um mehr über den baulich-mächtigen Nachbarn zu erfahren, der eher mit dem Ruf des Hässlichen zu kämpfen hat, als dass man ihn als wichtiges Beispiel für eine architektonische Epoche wahrnimmt. Dabei hat das vermeintliche Betonmonster mehr als einen zweiten Blick verdient, findet Eva von Engelberg. „Es gibt eine rege Forschungstätigkeit zum Brutalismus und zur Campusarchitektur der 60er und 70er Jahre und unser Ziel ist es, dass wir die Siegener Bauten mit in diese Diskussion einbinden.“ Weiterlesen