Dass das Jahr 2020 im Zeichen der Coronavirus-Pandemie kein Jahr wie alle anderen in der nun bald 50-jährigen Geschichte des 1971 gegründeten Heimatvereins Netpherland war, spiegelt bereits das Titelbild des vor kurzem erschienenen „Blick ins Netpherland 2020“ wieder. Zeigt es doch die „Night of Light“-Illumination von Heike Jung vor dem alten Rathaus in Netphen. Hiermit hatte die Netphener Veranstaltungsbranche am 22. Juni 2020 auf die für sie existenzgefährdenden Auswirkungen der Coronakrise hingewiesen, wie Schriftleiter und Heimathistoriker Wilfried Lerchstein in einem Artikel über diese Rotlicht-Aktion näher beleuchtet. Auch sein Jahresrückblick auf die Aktivitäten des Heimatvereins ist geprägt von den vielen Veranstaltungen, die coronabedingt ausfallen mussten. Immerhin war die am 2. Februar 2020 im Heimatmuseum Netpherland eröffnete Ausstellung „Reise der Emotionen“ von Annett Serafin wenigstens für einige Wochen für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich. Lerchstein zeichnet den Werdegang der Künstlerin nach und stellt einen Querschnitt der von ihr gezeigten Werke vor.
In einem weiteren Aufsatz stellt Lerchstein die neuesten archäologischen Erkenntnisse zum „Burggraben“ in der Gemarkung Niedernetphen als Standort einer eisenzeitlichen Wallburg und einer kleinen Siedlung vor. Prof. Dr. Michael Baales und Dr. Manuel Zeiler von der LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe, haben die Entstehung dieses Aufsatzes sachkundig unterstützt.
Heinz Stötzel rückt den Dillenburger Lateinschüler und Studenten der Hohen Schule zu Herborn Johannes Dilphius, der von 1591 – 1626 als Kaplan und evangelischer Pfarrer in Netphen wirkte, in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Im Rahmen der von Graf Johann VIII. betriebenen Rekatholisierung des „Johannlandes“ wurde Dilphius aus seinem Amt vertrieben. In einem weiteren Aufsatz widmet sich Stötzel dem Verlauf des alten Prozessionsweges in Netphen im Laufe der Jahrhunderte.
Dass Netphen schon vor 125 Jahren auf den Hund gekommen war, stellt Lerchstein in seiner Abhandlung über die Hundesteuer und ihre Vorgeschichte unter Beweis. Im Jubiläumsjahr des 50. Todestages des Jugendherbergspioniers geht Lerchstein auch auf die von dem späteren Hilchenbacher Ehrenbürger Wilhelm Münker initiierte, am 12. September 1926 eingeweihte Jugendherberge in Sohlbach und deren spätere Nutzung als SGV-Wanderheim ein.
Breiten Raum nimmt der Aufsatz über die evangelische Kapelle und ihre Vorgängerbauten in Nenkersdorf ein, den Walter Klöckener gemeinsam mit Wilfried Lerchstein zusammengestellt hat. Bekanntermaßen wurde die Kapelle am 7. Juni 2020 entwidmet und soll zukünftig als Wohnraum genutzt werden.
Den am 19. Mai 2008 eröffneten „Netphener Keltenweg“ hat Lerchstein in diesem Jahr in Zeiten des unübersehbaren Fichtensterbens mehrmals erwandert, stellt diesen als einen der „WanderHöhepunkte links und rechts des Rothaarsteigs“ vor, schildert seine persönlichen Eindrücke und schlägt eine Erweiterung der offiziellen Streckenführung um einen Abstecher zur eisenzeitlichen Burggrabenwallanlage vor.
Schließlich stellt Lerchstein in einem weiteren Aufsatz fest, dass Netphen nach dem Abriss des nicht weit vom St. Petersplatz entfernt gelegenen Fachwerkhauses „Alses“ im Frühjahr 2020 wieder um ein historisches Gebäude ärmer geworden ist, eine Entwicklung, die scheinbar nicht zu stoppen ist.
Wie es sich für einen „Blick ins Netpherland“ gehört, ist auch das aktuelle Heft wieder reich bebildert und soll dadurch auch zu einem Augenschmaus werden.
Erhältlich ist die abwechslungsreiche und informative Zeitschrift mit 72 Seiten im DIN A4-Format u.a. beim Vorsitzenden Nico Eggers (Futura Druck + Verlag) und der Buchhandlung Weinaug in Netphen sowie bei Wilfried Lerchstein in Grissenbach zum Kaufpreis von 9,95 Euro.
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