Vom 5.000 Jahre alten Megalithgrab über ein römisches Marschlager und eine mittelalterliche Grafengruft bis hin zum modernen Industriedenkmal und Schauplätzen der Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg: Westfalen ist reich an Bodendenkmälern, die es zu schützen und zu erhalten gilt. Das belegt die neue Publikation „Archäologie in Westfalen-Lippe 2018“ des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). In 75 Beiträgen informieren 99 Autoren über die aktuellen Forschungsergebnisse aus Archäologie und Paläontologie und die größten Ausstellungen in Westfalen im Jahr 2018.
Auf 316 Seiten laden die LWL-Archäologie für Westfalen und die Altertumskommission für Westfalen zu einer Reise an die verschiedenen Fundplätze in der Region ein – vom Sauerland bis ins Münsterland, von Ostwestfalen bis ins Ruhrgebiet. Die Spanne reicht von paläontologischen Fossilienfunden bis zu den Zeugnissen der jüngsten Vergangenheit. Vieles wird hier zum ersten Mal präsentiert, aber auch Altbekanntes in neuem Licht betrachtet.
„Die spektakulären Bodendenkmäler, die unsere Archäologinnen und Archäologen im Laufe des vergangenen Jahres entdeckt und erforscht haben, geben Aufschluss über die Entwicklung der Kulturlandschaft dieser Region und die Lebensumstände ihrer Bewohner“, erklärt Prof. Dr. Michael Rind, Chefarchäologe des LWL. „Deshalb haben sie einen einmaligen Zeugniswert für uns heute, aber auch für die Generationen nach uns.“ Besonders hervorzuheben seien die spektakulären Überreste der Steinhauser Hütte in Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis) oder die reich verzierte Grafengruft im Kloster Wedinghausen (Hochsauerlandkreis): „Beide waren für uns eine Überraschung und sind in ihrer Ausführung von europäischem Rang.“
„Bei der Entdeckung und Erhaltung solcher Funde profitieren wir als Archäologinnen natürlich von den technischen Errungenschaften anderer Disziplinen“, so Dr. Aurelia Dickers, Vorsitzende der Altertumskommission. „Aber auch die klassischen Methoden kommen weiter zum Einsatz. Hier wird je nach Gegebenheiten individuell entschieden und kombiniert.“ So könne der Arbeitsprozess verbessert, Zeit gespart und die Qualität der Ergebnisse verbessert werden. Der jetzt erschienene achte Band der „Archäologie in Westfalen-Lippe“ sei nicht nur eine interessante Lektüre für Fachleute, sondern für alle, die sich für die Vergangenheit ihrer Heimat interessieren – ob es von regionaler oder überregionaler Warte.
So sorgte die Untersuchung von Schauplätzen der NS-Kriegsverbrechen im Sauerland 2018 für große Aufmerksamkeit und Betroffenheit: Im März 1945 ermordeten Angehörige von Waffen-SS und Wehrmacht zwischen Warstein und Meschede insgesamt 208 polnische und russische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Die Tat gilt als eines der größten Verbrechen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges in Deutschland außerhalb von Konzentrationslagern und Gefängnissen. Anhand von 400 Funden konnten LWL-Archäologen nicht nur die letzten Stunden im Leben der Ermordeten, sondern auch den Ablauf der grausamen Taten rekonstruieren.
Der aktuelle Band ist in jeder Buchhandlung, in den LWL-Museen in Herne, Haltern und Paderborn sowie im Internet unter http://www.archaeologie-und-buecher.de zum Preis von 19,50 Euro erhältlich. Die Beiträge des Bandes stehen nach einem Jahr auch online über Open Access kostenfrei zur Verfügung, wo ab sofort auch die Beiträge des Jahresrückblicks 2017 als Download bereitstehen. Weitere Informationen gibt es unter http://www.lwl-archaeologie.de.
Archäologie in Westfalen-Lippe 2018
Herausgegeben von der LWL-Archäologie für Westfalen und der Altertumskommission für Westfalen
316 Seiten, durchgehend farbig bebildert
Verlag Beier & Beran
Langenweißbach 2019
ISBN 978-3-95741-113-6
ISSN 2191-1207
19,50 Euro
Regionalrelevante Beiträge:
Peter Motsch, Eva Cichy: Eisenzeitliche Siedler nun auch im Kreis Olpe, S. 72ff
Manuel Zeiler, Carolin Johanning: Neue Untersuchungen an der Wallburg Alte Burg bei Bad Laasphe, S. 82ff
Daniel Demant, Manuel Zeiler: Luppen und geschmiedete Stangen des Mittelalters aus Burbach-Lippe, S 236ff
Daniel Demant, Jennifer Garner, Manuel Zeiler: Das archäologische Experiment – eisenzeitliche Eisen-gewinnung im Siegerland, S. 263ff
Quelle: LWL, Pressemitteilung, 19.12.19