Ein Faustschlag gegen Bürger, Bildung, Fachwelt und Wissenschaft
Der archivarische Berufsverband würdigt mit seiner heutigen Pressemitteilung auch die die Leistungen der beiden Kölner Asylarchive im Kreis Siegen-Wittgenstein (Siegen, Freundeberg) sowie den kollegialen Einsatz bei der Erstrettung von Kolleginnen und Kollegen aus dem Kreisgebiet (Siegen, Bad Berleburg, Kreis Siegen-Wittgenstein):
Der archivarische Berufsverband würdigt mit seiner heutigen Pressemitteilung auch die die Leistungen der beiden Kölner Asylarchive im Kreis Siegen-Wittgenstein (Siegen, Freundeberg) sowie den kollegialen Einsatz bei der Erstrettung von Kolleginnen und Kollegen aus dem Kreisgebiet (Siegen, Bad Berleburg, Kreis Siegen-Wittgenstein):
„Der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.,
der VHD – Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. und der Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine e.V. und der Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e.V. sind äußerst befremdet, dass der Kölner Oberbürgermeister eine Entscheidung über den Neubau des Historischen Archivs in der Sitzung des Kulturausschusses am 12. Juli 2013 verhindert hat, indem er die Schlusszeichnung der Verwaltungsvorlage verweigerte.
„Die Stadt Köln hat es sich zum Ziel gesetzt, das sicherste und modernste Archiv Europas zu errichten“. Diese Aussage des Kölner Oberbürgermeisters klingt wie Hohn und Spott angesichts der aktuellen politischen Sachlage. Große Worte – aber wo bleiben die Taten?
Schon gegen den im Frühjahr verhängten Planungsstopp protestierten im In- und Ausland bisher tausende BürgerInnen, die Fachwelt, die Wissenschaft, StudentInnen und SchülerInnen. Nun treibt es die Kölner Kommunalpolitik auf die Spitze: Der
Oberbürgermeister stoppt für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar die weiteren politischen Beratungen. Der Neubau des Stadtarchivs soll offenbar in der letzten Sitzung des Stadtrates vor der Sommerpause am 18. Juli 2013 nicht thematisiert werden.
Es drängen sich unweigerlich bohrende Fragen auf: Waren die Bekenntnisse der Kölner Politiker zu ihrem Stadtgedächtnis bloße Lippenbekenntnisse? Soll durch politisches Taktieren der Parteien und dem damit verbundenen weiteren zeitlichen Aufschub der
Neubauplanungen noch mehr Unheil angerichtet werden?
Die Stadt Köln tritt überregionale Solidarität mit Füßen Offenbar ist den Verantwortlichen die Tragweite ihrer Hinhaltepolitik in keiner Weise bewusst. Davon betroffen ist nicht nur die Stadt Köln, sondern die gesamte Archiv- und Wissenschaftslandschaft der Bundesrepublik.
In 13 Asylarchiven über die ganze Bundesrepublik verstreut, befinden sich derzeit in großem Umfang Kölner Archivalien, die aus der Baugrube geborgen wurden – weil in Köln dafür keine fachgerechte Unterbringung zur Verfügung gestellt werden kann. Hier haben Kommunen und Länder in fachlicher Solidarität Magazinkapazitäten, Sach- und Personalmittel in beträchtlichem Umfang unentgeltlich bereitgestellt.
Offenbar ist aus dem Blick geraten, dass diese Asylarchive spätestens 2016 geräumt sein müssen. Danach werden für die fachgerechte Aufbewahrung der Kölner Archivbestände jährlich Kosten in Höhe von mindestens 6 Millionen Euro anfallen. Wir erinnern auch an die 1.800 Helfer, davon 900 Fachkräfte aus Archiven und Restaurierungswerkstätten, darunter allein 150 Kollegen aus den Niederlanden, die über Monate in Köln bei der Erstversorgung der gesicherten Urkunden, Akten, Pläne und Bilder
im Einsatz waren.
Im Fachbeirat „Wiederaufbau des Historischen Archivs der Stadt Köln“ haben Experten aus Archiven – darunter auch Vertreter des VdA – , der Restaurierungswissenschaft, der universitären Forschung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft den
Oberbürgermeister der Stadt Köln intensiv fachlich beraten. Dieser bis dahin nicht gekannte und nicht zu erwartende freiwillige Einsatz so vieler hatte stets das Ziel, der Stadt Köln wieder zu einem funktionierenden Stadtgedächtnis zu verhelfen. Dazu gehörte und gehört unabweisbar auch der Neubau des Historischen Archivs.
Vor diesem Hintergrund war schon der Planungsstopp für den Neubau im Frühjahr ein Skandal. Deshalb haben die o.g. Verbände die Online-Petition gegen diesen Schritt engagiert unterstützt.
Vergangenen Freitag sollte auf der Sitzung des Kulturausschusses der Weg zum Neubau frei gemacht werden. Mit der nicht nachvollziehbaren Absetzung des Themas von der Sitzung wurde ein fatales Zeichen gesetzt und die weit über die Grenzen Kölns reichende Solidarität, die die Stadt erfahren hat, mit Füßen getreten. In einem unwürdigen Schauspiel begräbt die Stadt Köln ihr Stadtarchiv ein zweites Mal, diesmal im letztlich undurchschaubaren Gewirr ihrer Entscheidungsprozesse.“
Pressemitteilung VdA et alt., 15.7.2013
der VHD – Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. und der Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine e.V. und der Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e.V. sind äußerst befremdet, dass der Kölner Oberbürgermeister eine Entscheidung über den Neubau des Historischen Archivs in der Sitzung des Kulturausschusses am 12. Juli 2013 verhindert hat, indem er die Schlusszeichnung der Verwaltungsvorlage verweigerte.
„Die Stadt Köln hat es sich zum Ziel gesetzt, das sicherste und modernste Archiv Europas zu errichten“. Diese Aussage des Kölner Oberbürgermeisters klingt wie Hohn und Spott angesichts der aktuellen politischen Sachlage. Große Worte – aber wo bleiben die Taten?
Schon gegen den im Frühjahr verhängten Planungsstopp protestierten im In- und Ausland bisher tausende BürgerInnen, die Fachwelt, die Wissenschaft, StudentInnen und SchülerInnen. Nun treibt es die Kölner Kommunalpolitik auf die Spitze: Der
Oberbürgermeister stoppt für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar die weiteren politischen Beratungen. Der Neubau des Stadtarchivs soll offenbar in der letzten Sitzung des Stadtrates vor der Sommerpause am 18. Juli 2013 nicht thematisiert werden.
Es drängen sich unweigerlich bohrende Fragen auf: Waren die Bekenntnisse der Kölner Politiker zu ihrem Stadtgedächtnis bloße Lippenbekenntnisse? Soll durch politisches Taktieren der Parteien und dem damit verbundenen weiteren zeitlichen Aufschub der
Neubauplanungen noch mehr Unheil angerichtet werden?
Die Stadt Köln tritt überregionale Solidarität mit Füßen Offenbar ist den Verantwortlichen die Tragweite ihrer Hinhaltepolitik in keiner Weise bewusst. Davon betroffen ist nicht nur die Stadt Köln, sondern die gesamte Archiv- und Wissenschaftslandschaft der Bundesrepublik.
In 13 Asylarchiven über die ganze Bundesrepublik verstreut, befinden sich derzeit in großem Umfang Kölner Archivalien, die aus der Baugrube geborgen wurden – weil in Köln dafür keine fachgerechte Unterbringung zur Verfügung gestellt werden kann. Hier haben Kommunen und Länder in fachlicher Solidarität Magazinkapazitäten, Sach- und Personalmittel in beträchtlichem Umfang unentgeltlich bereitgestellt.
Offenbar ist aus dem Blick geraten, dass diese Asylarchive spätestens 2016 geräumt sein müssen. Danach werden für die fachgerechte Aufbewahrung der Kölner Archivbestände jährlich Kosten in Höhe von mindestens 6 Millionen Euro anfallen. Wir erinnern auch an die 1.800 Helfer, davon 900 Fachkräfte aus Archiven und Restaurierungswerkstätten, darunter allein 150 Kollegen aus den Niederlanden, die über Monate in Köln bei der Erstversorgung der gesicherten Urkunden, Akten, Pläne und Bilder
im Einsatz waren.
Im Fachbeirat „Wiederaufbau des Historischen Archivs der Stadt Köln“ haben Experten aus Archiven – darunter auch Vertreter des VdA – , der Restaurierungswissenschaft, der universitären Forschung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft den
Oberbürgermeister der Stadt Köln intensiv fachlich beraten. Dieser bis dahin nicht gekannte und nicht zu erwartende freiwillige Einsatz so vieler hatte stets das Ziel, der Stadt Köln wieder zu einem funktionierenden Stadtgedächtnis zu verhelfen. Dazu gehörte und gehört unabweisbar auch der Neubau des Historischen Archivs.
Vor diesem Hintergrund war schon der Planungsstopp für den Neubau im Frühjahr ein Skandal. Deshalb haben die o.g. Verbände die Online-Petition gegen diesen Schritt engagiert unterstützt.
Vergangenen Freitag sollte auf der Sitzung des Kulturausschusses der Weg zum Neubau frei gemacht werden. Mit der nicht nachvollziehbaren Absetzung des Themas von der Sitzung wurde ein fatales Zeichen gesetzt und die weit über die Grenzen Kölns reichende Solidarität, die die Stadt erfahren hat, mit Füßen getreten. In einem unwürdigen Schauspiel begräbt die Stadt Köln ihr Stadtarchiv ein zweites Mal, diesmal im letztlich undurchschaubaren Gewirr ihrer Entscheidungsprozesse.“
Pressemitteilung VdA et alt., 15.7.2013
Link zur bis morgen laufenden Petition, die am 17.7. in Köln überreicht werden wird.
Link zur Facebookseite der Petition mit weiteren Informationen.
„Stadt plant Archiv ohne Kunst- und Museumsbibliothek
Geschätzte Kosten sinken durch den Verzicht um 21,6 Millionen Euro
Der Rat hat die Stadtverwaltung beauftragt, den Neubau des Historischen Archivs am Eifelwall mit dem Rheinischen Bildarchiv, aber ohne die Kunst- und Museumsbibliothek (KMB) zu planen. Wenn diese Entwurfsplanung steht, muss der Rat noch über den Bau selbst entscheiden. Die geschätzten Kosten für das Gebäude belaufen sich auf etwa 76,3 Millionen Euro, 21,6 Millionen weniger als wenn die die Kunst- und Museumsbibliothek in den Bau integriert worden wäre. Der Rat beauftragte die Verwaltung, weitere Einsparpotenziale etwa durch den Verzicht auf eine Klimaanlage im Vortrags- und Ausstellungraum und eine Verkleinerung der Dienstbibliothek im Planungsprozess zu nutzen. Die Finanzierung des Neubaus erfolgt aus dem Wirtschafts- und Erfolgsplan der städtischen Gebäudewirtschaft.
In seinem Beschluss begrüßt der Rat das Angebot der Universität zu Köln, in Hinblick auf die Kunst- und Museumsbibliothek zusammenzuarbeiten. Er beauftragte die Stadtverwaltung, auf Basis des vom Rektorat der Universität zu Köln vorgelegten Angebots eine Rahmenvereinbarung zur wissenschaftlichen und administrativen Kooperation vorzubereiten. Die Zusammenarbeit soll das Leistungsangebot der KMB steigern und Synergieeffekte realisieren. Der Rat beauftragte die Stadtverwaltung weiterhin, die mit Unterstützung des Landes begonnene Initiative zur Zusammenarbeit von Universität und KMB fortzusetzen und weitere Kooperationspartner zu gewinnen.
Mit der Entscheidung für den Bau des Historischen Archivs ohne die Kunst- und Museumsbibliothek sind Umplanungen erforderlich, die mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa sieben Monaten einhergehen. Die damit verbundenen Kosten können nach derzeitigerb Einschätzung durch die vorher angeführten Einsparpotenziale aufgefangen werden. Im Vergleich zu den eingesparten Kosten überwiegen die finanziellen Vorteile bei weitem.
Das vom Kanzler der Universität zu Köln übermittelte Kooperationsangebot gilt in allen Punkten bis auf die mögliche Beteiligung an den Betriebskosten auch für den Fall, dass die KMB nicht in den Neubau des Historischen Archivs zieht.
Stadt Köln – Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Stefan Palm“
Pressemitteilung der Stadt Köln, 19.7.2013
Stellungnahme des VdA zum Ratsbeschluss, 22. Juli 2013:
„Der Rat der Stadt Köln hat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause am 18. Juli 2013 mit den Stimmen von SPD, Grünen und Freien Wählern beschlossen, die Planungen für den Neubau des Historischen Archivs der Stadt Köln wieder aufzunehmen.
Nach dem aktuellen Ratsbeschluss sollen in den Neubau am Eifelwall nur das Stadtarchiv und das Rheinische Bildarchiv einziehen. Ursprünglich war geplant, die Kunst- und Museumsbibliothek im Gebäude zu integrieren und dieser bedeutenden Spezial- und Fachbibliothek eine neue Heimat zu geben.
In den vergangenen Wochen und Monaten setzten sich Fachgremien, Berufs- und Wissenschaftsverbände, Interessensgemeinschaften, Künstler- und Bürgerinitiativen aus dem In- und Ausland dafür ein, den im April 2013 verhängten Planungsstopp für den Neubau des Stadtarchivs und der Kunst- und Museumsbibliothek wieder aufzuheben. Die von Thomas Wolf (Siegen) initiierte Online-Petition fand in kurzer Zeit fast 9.000 Unterzeichner.
Der VdA ist zunächst erleichtert darüber, dass die Stadt Köln sich ihrer großen Verantwortung gegenüber dem Historischen Archiv bewusst ist und grundsätzlich zu der Entscheidung steht, einen Archivneubau am Eifelwall zu errichten. Der VdA bedauert allerdings sehr, dass die Politik nicht am Gesamtkonzept (Stadtarchiv + Rheinisches Bildarchiv + Kunst- und Museumsbibliothek) festhält.
Der VdA wird zusammen mit Fachgremien und Berufs- und Wissenschaftsverbänden die Fortschritte der Um- und Neubauplanungen sowie den Baufortschritt kritisch begleiten und sich ggf. erneut zu Wort melden.“
Link: http://www.vda.archiv.net/aktuelles/meldung/243.html