Der nicht abziehen wollende Nebel passte gut zum Bild des sagenumwobenen Altenbergs. Dies hielt die knapp 40 Interessierten nicht davon ab, den Ausführungen des Siegener Historikers Dr. Andreas Bingener zum mittelalterlichen Altenberg zu folgen.
Dieses Angebot war Teil einer Vortrags- und Veranstaltungsreihe, die die Kreuztaler Industriegeschichte im Rahmen des Regionaleprojekts „Eisenstraße Südwestfalen“ beleuchtet. Unterstützt wird die Vortrags- und Veranstaltungsreihe, welche maßgeblich durch Katrin Stein (Projektleiterin Eisenstraße und Heimatpflegerin in Ferndorf) initiiert und organisiert wurde, durch die Stadt Kreuztal, wie Michael Häusig von der Stabstelle Wirtschaftsförderung und Tourismus den Teilnehmern zu Beginn der Exkursion erläuterte. Die Eisenstraße Südwestfalen ist eine touristisch vermarktete Erlebnisroute vom nördlichen Kreis Altenkirchen bis nach Ennepetal/Iserlohn mit Informationen zu Orten mit industrieller Bedeutung, zu herausragenden Persönlichkeiten der Industriegeschichte, zu Sagen und Anekdoten.
Heimatforscher und Archäologen haben auf der Passhöhe zwischen Littfeld und Müsen die Überreste einer mittelalterlichen Wohn- und Arbeitssiedlung von Berg- und Hüttenleuten freigelegt. Die Wohnhäuser, Lagerräume und Werkstätten aus dem 13. Jahrhundert befanden sich in unmittelbarer Nähe zu den Arbeitsstätten der Bergleute, die heimische Buntmetallerze abbauten und verarbeiteten. Den Anstoß zur Suche nach der alten Bergbausiedlung lieferte den Heimatforschern eine alte Sage, die erzählt, dass es eine Stadt gegeben haben soll, deren Einwohner Reichtum aus dem Silberbergbau erwarben, schließlich jedoch den Zorn Gottes auf sich lenkten, weil sie der Reichtum hochmütig gemacht hatte, so dass schließlich die ganze Stadt zur Strafe durch ein großes Feuer vernichtet wurde.“ (Auszug aus dem Kulturhandbuch für den Kreis Siegen-Wittgenstein).
Dr. Bingener führte die Besucher der Exkursion über die einzelnen Stationen der Freiluftanlage „Ausgrabungsgelände Bergbausiedlung Altenberg“, die in Form eines Rundweges angelegt worden sind. Schautafeln des Altenberg- und Stahlbergvereins zeigen dabei in Schrift und Bild anschaulich das Leben in der einstmals mittelalterlichen Bergbausiedlung. Dazu erläuterte Dr. Bingener fachkundig und im wahrsten Sinne des Wortes „in die Tiefe gehend“ weitere Details zum damaligen Leben und Wirken der Bergknappen auf dem Altenberg. Er machte dabei auch auf die zahlreichen trichterförmigen Mulden aufmerksam, die so genannten „Pingen“. Dabei handelt es sich um oberflächennahe Schürfungen nach Erz oder um heute verschüttete Schächte, aus denen die Bergleute das werthaltige Gestein mit Hilfe von Winden an die Erdoberfläche beförderten. Des Weiteren führte er die Besucher auch zu den Resten des neuzeitlicheren Erzbergbaus, wie sie sich besonders anschaulich am Stahlberger Schacht II zeigen lassen. Die ihm nachgelagerten mächtigen Abbauhalden sind ein imposantes Zeugnis jener Zeit und bieten, bei guten Witterungsverhältnissen, einen herrlichen Ausblick in die Landschaft des nördlichen Siegerlandes. Wie sich anhand der ausgegrabenen Keller der Bergmannshäuser auf dem Altenberg zeigen lässt, lebten die Bergleute dort keineswegs in Saus und Braus, sondern mussten für ihren, wenn auch guten Lohn, hart arbeiten, waren den ständigen Gefahren unter Tage wie z. B. Steinschlag ausgesetzt. Zahlreiche Funde, die das einfache Leben der Knappen und ihrer Familien auf dem Altenberg dokumentieren, werden heute im Deutschen Bergbau-Museum Bochum und im Stahlbergmuseum in Müsen aufbewahrt. Einige Exponate fanden auch ihren Weg ins Wilnsdorfer Museum.
Ralf Golze, der Vorsitzende des Altenberg- und Stahlbergvereins, konnte den interessierten Besuchern auf Nachfrage berichten, dass das Spendenaufkommen für einen neuen Aussichtsturm inzwischen auf einem guten Niveau angekommen sei und man spätestens für 2016 mit der Aufstellung eines stabilen (Metall-) Gerüsts rechnen könne.
Quelle: Stadt Kreuztal, Mittwoch, 05.11.2014