Das Projekt des Stadtjugendring Siegen e.V. geht nun in das 16. Jahr und als Ergänzung zu den ursprünglichen Projekten zum Umgang mit der Geschichte von Verfolgten des Nationalsozialismus, das gemeinsam mit Jugendgruppen begonnen hatte, wird nun ein weiterer Stolperstein verlegt.
Ziel ist nach wie vor die Auseinandersetzung mit persönlichen Schicksalen von Menschen, die in Siegen gewohnt haben und in der Zeit der Naziherrschaft gelitten haben und ermordet wurden. Mittlerweile wurden in Siegen 103 Gedenksteine in das Straßenpflaster verlegt.
Im September 2012 wurde bereits in der Hundgasse 22 in der Siegener Oberstadt der Stolperstein für Sara (Fanni) Rosenthal geb. Hochmann (1908-1943) verlegt. Jetzt soll neben ihrem der Stein für Ehemann Philipp am Donnerstag, den 09. März 2023 um 17.00 Uhr eingelassen werden. Es ist der 104te Stolperstein in Siegen. Philipp Rosenthal (1899-1942) fand den Tod durch einen Verkehrsunfall in Weidenau am 31. Juli 1942. Es hielten sich Gerüchte, nach denen es kein Unfall gewesen sei, so Klaus Dietermann (✝) 2012.
Vor zwei Jahren meldete sich Egon Jolig (86) aus Weidenau bei Traute Fries vom Aktiven Museum Südwestfalen. Er habe als Kind bei der Großmutter in Weidenau in der Unteren Rolandstraße gesehen, wie bei einem Lastwagen an der Ecke Giersbergstraße/Heinrichstraße die hintere Bracke aufgemacht und im gleichen Moment ein Mann vom Lastwagen gestoßen wurde. Er hörte noch einen Schrei, der Wagen hielt kurz an und fuhr dann weiter. Mutter und Großmutter, denen er davon aufgeregt erzählte, beruhigten ihn und meinten er habe dies geträumt! Später sei ihm bewusst geworden, dass sie Angst hatten, Schwierigkeiten zu bekommen.
Frau Rosenthal wurde am 28. Februar 1943 gemeinsam mit weiteren 14 jüdischen Menschen aus dem Siegerland über Dortmund nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Wilhelm Fries hat sich am Sonntag, dem 28.02.1943, von ihnen am Siegener Bahnhof verabschiedet. Bei der von Stuttgart ausgehenden Deportation über Trier und Dortmund wurden insgesamt 1.500 Menschen nach Auschwitz-Birkenau verbracht. Davon wurden nach der Ankunft sofort über 800 Menschen ermordet.
Zum Schicksal von Philipp Rosenthal wird während der Verlegung durch das Aktive Museum Südwestfalen e.V. informiert. Gerne dürfen interessierte Bürgerinnen und Bürger an der Verlegung teilnehmen.