Virtuelles Migrationsmuseum – Teaser 2018 from DOMiD e.V. on Vimeo.
Die Geschichte der Migration in Deutschland seit 1945 wird erstmals in einem virtuellen Museum erzählt. Das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD) hat einen virtuellen Raum geschaffen, in dem die Migrationsgeschichte in Deutschland interaktiv erfahrbar gemacht wird. Mittels einer App und wahlweise einer Virtual Reality (VR) Brille können die Museumsbesucher eine fiktive städtische Szenerie mit verschiedenen Gebäuden betreten und dort Interviews mit Zeitzeug*innen sowie über 1.000 digitalisierte Objekte und ihre Geschichte kennenlernen.
Das Projekt wurde gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) finanziert. Das Fraunhofer IGD unterstützte mit einer preisgekrönten Digitalisierungstechnologie.
„Migration formt unsere Gesellschaft schon immer. Gegenwärtig ist es zu einem bestimmenden Thema der öffentlichen Diskussion geworden. Mit dem Virtuellen Migrationsmuseum möchten wir im Feld der Erinnerungskultur in der Migrationsgesellschaft Pionierarbeit leisten und Impulse für ein multiperspektivisches Geschichtsbild setzen. Dazu ist es wichtig, denen eine Stimme zu geben, die bis jetzt in der Gesellschaft kaum zu Wort kommen: die Migrantinnen und Migranten“, erläutert DOMiD Geschäftsführer Robert Fuchs.
Digitales Lernangebot mit über 1.000 Objekten
Die Projektleiterin, Fatma Uzun, erklärt die Vorteile des Museums: „Uns war es wichtig ein interaktives Lernangebot für Menschen zu schaffen, die sich ohnehin zunehmend im digitalen Raum aufhalten“. Zudem kann das Museum von jedem Ort der Welt aus besucht werden, an dem man einen Internetzugang hat.“ In 17 Monaten wurden über 1.000 Exponate digitalisiert: 3D-Objekte, Fotos, Dokumente und Alltagsgegenstände, die die vielfältigen Formen der Einwanderung, Auswanderung und Binnenmigration in Deutschland illustrieren. Dabei kam eine vom Fraunhofer Institut IGD entwickelte Scan-Technologie zum Einsatz, die kürzlich mit dem „Europa Nostra Preis für kulturelles Erbe“ ausgezeichnet wurde. Zu den 3D- Objekten gehört beispielsweise auch ein Schaukelpferd aus der Landesaufnahmestelle Unna-Massen, die für Geflüchtete und Vertriebene eine Anlaufstelle nach dem Zweiten Weltkrieg war.
Über 40 Interviews mit Zeitzeug*innen dokumentiert
Für das Virtuelle Migrationsmuseum führte DOMiD über vierzig Interviews mit Zeitzeug*innen. Eine davon ist Christel Neudeck, die mit ihrem 2016 verstorbenen Ehemann Rupert Neudeck die Hilfsorganisation Cap Anamur gründete. Sie erzählt in ihrem Interview über den Beginn der vietnamesischen Migration nach Deutschland und das Unterfangen der Seenotrettung durch die Cap Anamur. Ein weiterer Zeitzeuge, İbrahim Arslan, Überlebender der rassistisch motivierten Brandanschläge von Mölln im Jahr 1992, berichtet über die Tatnacht, den Umgang der Politik mit den Opfern und die Bedeutung von Erinnerungskultur, die durch die Betroffenen selber geprägt wird.
Eine fiktive Stadt – drei Zeitebenen – neun Gebäuden
Die Projektleiterin des Virtuellen Migrationsmuseums von DOMiD, Fatma Uzun, erläutert den Aufbau des virtuellen Museums: „Wir haben eine fiktive urbane Szenerie angelegt, in der Gebäude wie ein Bahnhof, eine Schule, eine Fabrik und weitere begehbar sind. Im virtuellen Museum besteht die Möglichkeit, durch die Zeit zu reisen. Es sind drei Zeitebenen angelegt, die relevante Perioden der bundesdeutschen Migrationsgeschichte darstellen.“
In Kürze online
Die digitale Architektur erfolgte durch die Essener Online-Agentur OneWorx. Das Virtuelle Migrationsmuseum wächst weiter in einem lebendigen Prozess, in dem viele Tester aus der pädagogischen und musealen Praxis eingebunden sind. Auf der heute online gehenden Website des Virtuellen Migrationsmuseum können in Kürze verschiedene Anwendungen heruntergeladen werden: eine Desktop-Version, eine Version für eine VR-Brille, eine Browser- und eine Smartphone-Anwendung.
Das Virtuelle Migrationsmuseum ist in Kürze rund um die Uhr erreichbar unter: www.virtuelles-migrationsmuseum.org
DOMiD, das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V., ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Köln. Als wissenschaftliches Kompetenzzentrum, sammelt, bewahrt und stellt DOMiD Zeugnisse zur Geschichte der Einwanderung in Deutschland aus.
Der Verein wurde 1990 von Migrantinnen und Migranten gegründet, ist in vielen Communities vernetzt und verfügt über die bundesweit größte Sammlung von Objekten und Zeugnissen, die die vielfältige Geschichte der Einwanderung nach Deutschland dokumentieren. Die Sammlung umfasst sozial-, kultur- und alltagsgeschichtliche Zeugnisse zur Geschichte der Einwanderung verschiedenster Menschen. Die Sammlung wächst ständig und umfasst derzeit mehr als 150.000 Objekte, Dokumente und Interviews. Darüber hinaus sieht der Verein seine Aufgabe darin, das Material zu erforschen und auszustellen. Neben seiner musealen und archivarischen Arbeit, organisiert DOMiD Veranstaltungen, Tagungen und Vorträge. Ziel ist es, Migration als Normalfall zu vermitteln. Damit soll letztlich das Fundament einer gemeinsamen, transkulturellen Identität geschaffen werden. Der Verein ist politisch unabhängig und weltanschaulich neutral. DOMiD wird institutionell gefördert durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration (MKFFI) des Landes Nordrhein-Westfalen und die Stadt Köln.
Blog zum Virtuellen Migrationsmuseum: www.virtuelles-migrationsmuseum.org/blog
Quelle: DOMiD, 28.5.2018