Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat einen Band über „Westfalen in der Alt- und Mittelsteinzeit“ herausgegeben. Die Publikation beleuchtet die älteste Landesgeschichte Westfalens mit aktuellen archäologischen und naturwissenschaftlichen Methoden – und schreibt dabei einige Kapitel ganz neu.
Das älteste menschliche Werkzeug Westfalens spielt mit seinen 350.000 Jahren in diesem Band ebenso eine Hauptrolle wie der älteste „Westfale“, dessen 70.000 Jahre altes Bruchstück seines Neandertaler-Schädels in Warendorf gefunden wurde.
Aus dem Kreisgebiet Siegen Wittgenstein sind Funde aus dem Raum Netphen aufgeführt.
Für Forscher wie für Hobbyhistoriker finden sich auf über 250 Seiten die wichtigsten und neuesten Erkenntnisse über die Epoche der sogenannten jägerischen Archäologie. Außerdem füllt der Band eine Lücke: Zuletzt erschien vor 25 Jahren ein Buch vom LWL zu den altsteinzeitlichen Fundstellen in Westfalen. Mit diesem Band wird die bislang noch fehlende Epoche der Mittelsteinzeit (Mesolithikum) gefüllt.
In 25 Jahren sind zahlreiche neue naturwissenschaftliche Verfahren entwickelt worden, die neue Erkenntnisse ermöglichen. So werden in dieser Publikation auch ältere, schon bekannte Fundstellen mit ganz neuen Fragestellungen konfrontiert. Darunter etwa die Balver Höhle als eine der wichtigsten Neandertaler-Fundstellen in Westfalen.
Besonders interessant sind aber die überraschenden Ergebnisse, der Untersuchung von Tierknochen und Knochengeräten. Den Archäologen und Naturwissenschaftlern gelang es, die bislang nur wenigen Radiokarbondatierungen für die Funde aus Westfalen wesentlich zu ergänzen. Damit ist ein Datierungsprojekt zum Abschluss gekommen, das bedeutenden Funden in Westfalen ein sicheres Alter zuweisen kann.
Ob die Hersteller des Faustkeils als ältestem Werkzeug in Westfalen oder der erste Homo sapiens der Region vor 40.000 Jahren: Die frühesten Westfalen waren Jäger, Sammler und Fischer und ernährten sich ausschließlich von dem, was die Natur zu bieten hatte. Schon damals sahen sich Menschen mit Klimawandel und gleich mehreren Eiszeiten konfrontiert. Von Trittsiegeln eines Höhlenlöwens über Steppenwisente, Wildpferde und Rentiere als Jagdobjekte: In diesem Band wird der Alltag der steinzeitlichen Westfalen wieder greifbar. Die Fachleute der LWL-Archäologie für Westfalen spüren ihren Lager- und Rastplätzen nach, entdecken eines der letzten Rentiere, finden Beile und Steinschläger oder untersuchen die Kunst im Feuerstein.
Der Band „Westfalen in der Alt- und Mittelsteinzeit“ ist ab sofort in den Buchhandlungen oder bei der LWL-Archäologie für Westfalen für 17,50 Euro zu haben.
Michael Baales, Hans-Otto Pollmann und Bernhard Stapel
Westfalen in der Alt- und Mittelsteinzeit
Darmstadt 2013
ISBN 978-3-8053-4793-8
252 Seiten, 296 Abbildungen
Quelle: Pressemitteilung LWL, 29.1.2014