Neuerscheinung einer Publikation der Hessischen Landeszentrale für politische Bil-
dung und des Hessischen Landesarchivs. Die Tagung zu Hessischen Skandalen, die in Wiesbaden hätte stattfinden sollen,
konnte Corona-bedingt 2020 bzw. 2021 leider nicht stattfinden. Der Tagungsband
wird aber Ende 2021 erscheinen.
„Die Skandalforschung hat in innovativen Forschungsbereichen wie der Medienwissenschaft und der Kulturwissenschaft in letzter Zeit Konjunktur. Nicht den vermeintlich „skandalösen“ Ereignissen wird dabei die Hauptaufmerksamkeit geschenkt, sondern der Frage nach der Erzeugung des Skandals und nach der Gesellschaft, die diese Skandale ermöglicht. Sozial- und mediengeschichtliche Forschungsansätze bieten einen ganz neuen Blick auf die Vergangenheit und damit auch auf archivische Quellen. Was sagen Archivalien zu Geheimnissen, Moralvorstellungen, Normverletzungen und Skandalen? Welche Wirklichkeit bildet Archivgut ab? Solche grundsätzlichen Fragen an archivalische Quellen ergeben sich ganz konsequent aus diesen Forschungsansätzen. Der interdisziplinäre Tagungsband lotet damit die Grenzen der Abbildung gesellschaftlich-kultureller Realitäten aus und bietet zugleich neue Perspektiven zur Annäherung an die Geschichte. Der Blick auf Skandale, ihre Erzeugung und ihre Kommunikationskanäle eröffnet neue Perspektiven auf die Geschichte und die Quellen, mit der sie immer wieder aufs Neue (re-)konstruiert werden kann.
Der Band wird durch eher methodische Beiträge der Kommunikationswissenschaftler Christer Petersen und Hans Mathias Kepplinger eröffnet. Anschließend widmet sich die erste Einheit „Politischen Skandalen“, darunter der Doppelehe Philipps des Großmütigen (Kai Lehmann), dem hessen-kasselischen Soldatenhandel (Holger Th. Gräf), hessischen Skandalen nach 1945 (Pitt von Bebenburg) und Korruptionsskandalen (Jens Ivo Engels). Im zweiten Teil werden „Moralvorstellungen und Skandale“ analysiert: die vergebliche Suche des Hauses Nassau-Siegen nach Öffentlichkeit (Rouven Pons), die kurhessische Mätressenwirtschaft (Karl Murk), die Ermordung der Rosemarie Nitribitt (Christian Steiger) sowie Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche (Joachim Werz). Als drittes fällt der Blick auf Kunstskandale anhand des Theaters in Darmstadt (Ursula Kramer), der „documenta“ in Kassel (Birgit Jooss) sowie Filmskandalen der 1920er Jahre (Kai Nowak).“
Alexander Jehn, Andreas Hedwig, Rouven Pons (Hrsg.): Hessische Skandale. Medien, Gesellschaften und Normkonflikte, Waldemar Kramer ca. 224 S., durch. vierfarb. Abb., gebunden, 17 x 24 cm. EAN: 978-3-7374-0493-8.
Der Band ist zu beziehen über die Hessische Landeszentrale für politische Bildung, Taunusstraße 6, 65183 Wiesbaden, oder über den Buchhandel.
via Archivnachrichten aus Hessen 21/2 2021, S.79