Von einem fossilen Sumpfwald zu einem Relikt aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Neue Publikation präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse aus der LWL-Archäologie
Ein breites Spektrum von neuen Forschungen spiegelt die neue Publikation „Archäologie in Westfalen-Lippe 2021“ des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) wider. In über 70 Beiträgen informieren 96 Autor:innen über die aktuellen Ergebnisse aus Paläontologie und Archäologie und werfen einen Blick zurück auf die Ausstellungen Westfalens aus dem Jahr 2021.
Vielfältige Forschungsmethoden machen die paläontologische und archäologische Vergangenheit Westfalens sichtbar. Die Entdeckungen reichen von einem aufrecht stehenden fossilen Sumpfwald aus dem Karbon (vor zirka 300 Millionen Jahren), einem eisenzeitlichen Ringdepot, einem weiteren römischen Marschlager bis zu einer Tiefstollenlage aus dem Zweiten Weltkrieg.
Auf 320 Seiten präsentieren die LWL-Archäologie für Westfalen und die LWL-Altertumskommission für Westfalen den Leser:innen die verschiedenen westfälischen Fundplätze aus den unterschiedlichen Epochen.
Auch das Jahr 2021 wurde von der Corona-Pandemie geprägt. Zu Einschränkungen kam es noch in den drei archäologischen Museen. „Auf die über 200 Ausgrabungen hatte die Corona-Pandemie keine Auswirkungen, zumal der Baumboom ungebrochen anhielt“, weiß Prof. Dr. Michael M. Rind, Chefarchäologe des LWL. „Die fünf Monate pandemiebedingter Schließung 2021 machten den Museen jedoch erneut zu schaffen, die Besucherzahlen zeigen das“, so der Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen.
Auch der inzwischen verabschiedete Neuentwurf des Denkmalschutzgesetztes beschäftigte die westfälischen Archäolog:innen. Die Zahl der Grabungen habe sich in den vergangenen zwölf 12 Jahren in Westfalen fast vervierfacht, die Zahl der Lizenzen für Sondengänger und -gängerinnen steige stetig. Dass durch das neue Gesetz noch mehr Arbeit auf zu wenigen Schultern laste, sehe er mit Besorgnis, ebenso wie Dr. Aurelia Dickers, Archäologin und Vorsitzende der Altertumskommission: „Die Archäologie muss sich derzeit vielen Veränderungen stellen. Es gilt auf gesetzliche, wirtschaftliche und auch technische Neuerungen zu reagieren und sich immer wieder anzupassen.“
Die Publikation „Archäologie in Westfalen-Lippe 2021“ ist in jeder Buchhandlung, in den LWL-Museen in Herne, Haltern und Paderborn sowie im Internet unter https://www.archaeologie-und-buecher.de zum Preis von 19,50 Euro erhältlich.
Die Beiträge des Bandes stehen nach einem Jahr auch online über Open Access kostenfrei zur Verfügung, wo ab sofort auch die Beiträge des Jahresrückblicks 2020 zum Download bereitstehen. Weitere Informationen gibt es unter https://www.lwl-archaeologie.de.
Regional relevante Beiträge (Auswahl):
Florian Gumboldt, Jörg Orschiedt, Michael Baales: »Neue« steinzeitliche Menschenreste aus Südwestfalen, S. 44
Joanna Chanko, Manuel Zeiler: Das älteste Gräberfeld im Mittelgebirge Südwestfalens bei Lennestadt-Elspe, S. 75
Leo Klinke: Hot oder Schrott? Ein neu entdecktes Ringdepot aus dem oberen Sauerland, S. 78
Manuel Zeiler: … und wieder eine »neue« eisenzeitliche Wallburg – der Loermund bei Warstein, S. 85
Sebastian Luke, Wolfram Essling-Wintzer: 800 Jahre Geschichte zu Füßen des »Sauerländer Doms« St. Johannes Baptist zu Attendorn, S. 141
Sandra Völkel, Leander Kühn, Rolf Golze: Ein hochmittelalterliches Grubenhaus am Sonnenberg bei Kreuztal-Ferndorf, S. 156
Eva Cichy, Fabian Geldsetzer: Das Wassertor in Attendorn – erste Erkenntnisse zur frühen Phase der Stadtbefestigung, S. 179
Ulrike Söder, Manuel Zeiler: Neue Forschungen zur Wallburg Wilzenberg bei Schmallenberg-Grafschaft, S. 251
Christin Fleige, Stefan Kötz: Münzfundkatalog der »Numismatischen Kommission« für Westfalen-Lippe online, S. 277
Quelle: LWL, Pressemitteilung v. 19.12.2022