Linktipp: Don´t throw film away!

filmdokumenteretten

Die Internetseite „Filmdokumente retten“ des Historikers Dirk Alt hat folgendes, berechtigtes und unterstützenswerte Anliegen:
„Das Filmerbe ist nicht nur eine Angelegenheit bildungsbürgerlicher oder cineastischer Kreise. Es ist Teil eines identitätsstiftenden kulturellen Gedächtnisses: Gemeinsame Identität aber ist Voraussetzung für die Aufrechterhaltung eines Gemeinwesens – auch in Zeiten wirtschaftlicher Not, politischer Zerrissenheit und sozialer Zersplitterung.
Somit ist das Filmerbe ein Politikum.


Film ist besonders leicht zugänglich. Auch darum sind historische Filmaufnahmen wichtige Zeitzeugnisse des 20. Jahrhunderts – vielleicht sogar die wichtigsten. In Anbetracht der bis 1945 andauernden Bedeutung Deutschlands als Weltmacht und Triebkraft weltumspannender Konflikte muss es im gedächtnispolitischen Interesse aller liegen, historische Filmaufnahmen dieser Zeit als Dokumente für die Zukunft zu bewahren.
Tatsächlich aber betreibt das Bundesarchiv, wo der bedeutendste Teil des dokumentarischen Filmerbes lagert, seit Jahrzehnten den systematischen Abbau der Originalfilmbestände, insbesondere der Bestände auf Nitrozellulose – das bedeutet: ihre planmäßige Vernichtung nach der (selektiven!) Umkopierung. Seit 2016 tritt an die Stelle der Umkopierung nunmehr ausschließlich die Digitalisierung – das bedeutet: die Vernichtung von Filmdokumenten nach Anfertigung eines digitalen Surrogats, und zwar ohne dass dem Bundesarchiv ein tragfähiges System zur Datenlangzeitarchivierung zur Verfügung steht.
Durch diese Kassationspraxis ist die physische Substanz des deutschen Filmerbes seit dem Jahr der Wiedervereinigung um über die Hälfte geschrumpft. Dieser Praxis, die mit Brandschutzbestimmungen gerechtfertigt wird, muss schnellstmöglich ein Riegel vorgeschoben werden, bevor auch der Rest der originalen Überlieferung unwiederbringlich verloren ist.“

Die Internetseite bietet Fakten zur Filmkassation des Bundesarchivs und zu Lagerungsmöglichkeiten des des Filmmaterials. Daraus resultierend  stellt Dirk Alt Forderungen an die Kulturpolitik auf. Kommentare zur Praxis vor allem des Bundesarchivs runden das Informationsangebot ab.

Dirk Alt hat seine Position auf dem Südwestdeutschen Archivtag 2016 in Bad Mergentheim mit Verve vorgetragen und für eine kontroverse Diskussion gesorgt.

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