Für das Museum für Gegenwartskunst in Siegen hat Mariana Castillo Deball eine neue Arbeit entwickelt, die sich mit der „Silbernen Taufschale zu Siegen“ beschäftigt.
Ein Huhn mit Männerkopf, ein Drache, ein Tiger und ein Lama sind dem Zierrand der „Silbernen Taufschale von Siegen“ entkommen und wurden zu Figuren aus Amaranth. Frei von der steifen und kalten Metalloberfläche sind sie jetzt weich, formbar und essbar.
Amarantus bezeichnet auf Griechisch eine imaginäre Blume, die niemals stirbt. Es ist auch eines der wichtigsten mexikanischen Pseudogetreide, und es ist darüber hinaus eine Zutat, die mit verschiedenen Ritualen verbunden ist. Amaranthsamen, auf Nahuatl huahtli, wurden mit schwarzem Magueysirup, einer Art Agavensirup, vermischt. Nach dem Kneten wurde aus diesem Teig eine kleine Figur namens Ixiptla geformt. Diese figürlichen Darstellungen waren Verkörperungen des Heiligen und nicht nur ein gegenständlicher Stellvertreter. Amaranth wurde von den Spaniern während der Kolonialzeit wegen des rituellen Zusammenhangs verboten.
Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen brachte 1658 die „Silberne Taufschale von Siegen“ als Geschenk für die Nikolaikirche mit. Die Silberschale wurde um 1586 in Peru hergestellt, sie kam später im Rahmen des wirtschaftlichen Austauschs und des Sklavenhandels nach Afrika und Brasilien.
1630 entsandte die Niederländische Westindien-Kompanie Johan Maurits Graf von Nassau Siegen als Gouverneur nach Brasilien, um den transatlantischen Zucker- und Sklavenhandel aufrechtzuerhalten.
Handelskontakte mit afrikanischen Monarchen waren für die Europäer wichtig, um Zugang zum Markt für Gold, Elfenbein und Menschen zu erhalten. Johan Maurits investierte in Handelsbeziehungen mit dem kongolesischen König Garcia II, der ebenfalls von dieser Allianz profitierte, da er die Portugiesen aus seinem Land vertreiben wollte. Garcia II überreichte Johan Maurits die Silberschale, um die gegenseitige Zusammenarbeit zu festigen.
In dieser Zeit wurden Tausende von Menschen von der Westküste Afrikas nach Brasilien verschleppt. Von dort wurden Waren wie Zucker, Brasilholz, Cochenille (ein rotes Pigment), Kaffeebohnen und Tabak nach Europa transportiert.
Das Objekt ist derzeit eines der Schlüsselstücke einer Ausstellung zum Thema Sklaverei im Rijksmuseum in Amsterdam. Aufgrund ihrer Bedeutung und dieser Leihgabe hat die Kirchengemeinde eine digitale Kopie angefertigt und stellt zugleich eine Replik her. Vor diesem Hintergrund hat Mariana Castillo Deball die neue Arbeit entwickelt, die sich mit diesem Kontext und der Idee von Reproduktion beschäftigt.
Die Künstleredition „Amarantus“ war in der gleichnamigen Ausstellung zu sehen, über den Online-Shop zu bestellen und zur heutigen Finissage auch im Museumshop erhältlich.
Verpackung gedruckt bei datagraf de México.
Herstellung Amaranth-Gebäck: Azul Ehrenberg, Ayami Amazuhara,
David Reiber Otálora.
Auflage von 100
Fotos: David Reiber Otálora
Model: Azul Ehrenberg Hellion
Quelle: MGKSiegen, Pressemitteilung zur FinissageShop