Das Motto des diesjährigen Denkmaltags hieß: „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?“.
Damit konzentrierte sich das Motto des Tags des offenen Denkmals auf zentrale Fragen der Denkmalpflege: Was ist wert erhalten zu werden und aus welchen Gründen? Ist es einem Grundstückseigentümer wirklich zumutbar, das baufällige Haus zu erhalten oder wäre ein Abriss sinnvoller? Rechtfertigen die Geschichte und die Bedeutung des Hauses den Erhalt? Stehen die Kosten für eine Sanierung überhaupt in angemessener Relation zum Nutzen?
Diese Fragen standen auch im Fokus der Veranstaltung der Stadt Kreuztal im Gebäude Bockenbachstraße 66 in Eichen.
In dem Haus aus dem Jahr 1708, das Werts Haus genannt wurde, war bis 1902 eine Schankwirtschaft untergebracht. Fuhrleute auf ihrem Weg von oder nach Köln hatten in Bockenbach die Gelegenheit zu übernachten, sich zu stärken und Kraft für die weitere Reise zu sammeln. Bis 1920 wurde in dem Haus zusätzlich ein kleiner Kolonialwarenladen unterhalten. Im Jahr 1902 eröffnete der Schreinermeister Wilhelm Pampus eine Bau- und Möbelschreinerei, die bis in die 90er Jahre weitergeführt wurde. In Werts Haus war zudem der erste Fernsprechanschluss in Bockenbach untergebracht. Von Werts Haus wurde die Bockenbacher Bevölkerung zentral mit Nachrichten versorgt. Die damalige Telefonnummer lautet 125.
Nachdem das Haus in den vergangenen Jahren leer stand, hat es jetzt wieder engagierte Eigentümer gefunden, die das über 300 Jahre alte Gebäude Instand setzen und erneut mit Leben füllen möchten. Vor einigen Wochen haben die Sanierungsarbeiten nach einer langen und ausgiebigen Planungsphase begonnen. In den nächsten Wochen wird das komplette Gebäude angehoben, um im Inneren des Hauses eine angenehme und an heutige Bedürfnisse angepasste Raumhöhe zu erhalten.
Bei Sanierungen von historischen Gebäuden gibt es häufig unerwartete und unbequeme Überraschungen. Bislang unbekannte schwere Schäden, aber auch kostbare Entdeckungen können höhere Kosten oder Einschränkungen in der Umsetzung von baulichen Maßnahmen nach sich ziehen.
All das konnten die Besucher der Veranstaltung in Kreuztal hautnah erleben. Für Fragen und Antworten standen die mit den Sanierungsarbeiten betraute Dipl. Ingenieurin Frau Doris Halfar und der Zimmermannsmeister Bernward Cziba zur Verfügung.
Einige der etwa 80 Besucher des denkmalgeschützten Gebäudes konnten sich noch aus ihrer Kindheit daran erinnern, dass man früher zum Telefonieren in Werts Haus eilte oder aber auch daran, dass der Schreinermeister Werner Plate (letzter Eigentümer) ihnen Fenster und Möbel gebaut habe.
Einigkeit herrschte schlussendlich bei allen Besuchern darüber, dass man sich nach der erfolgten Sanierung noch einmal einen Tag des offenen Denkmals in der Bockenbachstraße 66 wünscht.
Quelle: Pressemitteilung der Stadt Kreuztal, 27.9.2013