Gedanken zur Eröffnung zweier Großtankstellen in Siegen im Jahr 1956
In seinem „Klick in die Vergangenheit“ widmet sich das Stadtarchiv Siegen regelmäßig unterschiedlichen Episoden der städtischen Geschichte. Besondere Anlässe, historische Ereignisse oder bislang unbekannte Aspekte sollen durch bebilderte Onlineartikel veranschaulicht werden. Auf der Website www.stadtarchiv-siegen.de wird in der neuen Ausgabe des „Klicks in die Vergangenheit“ an den rasant wachsenden Automobilverkehr im Zeichen des Wirtschaftswunders vor 60 Jahren erinnert.
Die bereits vor sechzig Jahren lebhaft geführte Diskussionen um die stetig zunehmende Auto-Mobilität der Gesellschaft lässt sich bezogen auf die Stadt Siegen an der Eröffnung zweier Großtankstellen im Frühjahr 1956 festmachen. Das Auto galt längst als „Barometer“ des Wohlstands. Mehr Automobile bedeuteten in Stadt und Kreis Siegen aber nicht nur erhöhten Kraftstoffbedarf, sondern auch eine Zunahme von Problemen im Straßenverkehr und bei den Stadtplanern. In einem Fall kam es von 1953 bis 1954 sogar zu einem Rechtsstreit zwischen der Stadtverwaltung Siegen um Oberstadtdirektor Kurt Seibt und der BV-Aral-Aktiengesellschaft in Hagen. Eine im Stadtarchiv Siegen befindliche Akte verdeutlicht den Konflikt zwischen den unternehmerischen Interessen der Mineralölkonzerne einerseits und den kommunalpolitischen Gremien andererseits bei der Projektierung einer Tankstelle an der Wilhelmstraße (heute Spandauer Straße). Aspekte der Verkehrssicherheit, die Jagd auf Temposünder mittels Verkehrsüberwachung, die Errichtung von Fußgängerüberwegen und Zebrastreifen sowie die Einführung von Parkuhren in der Innenstadt beschäftigten schon damals die Öffentlichkeit.
Ein architektonisches Ausrufezeichen des Automobilbooms setzten vor 60 Jahren zwei Großtankstellen mit vollautomatischen Zapfsäulen an der Sandstraße und an der Eiserfelder Straße. Elegante Ensembles mit pilzförmiger Überdachung, ausladender Glasfassade, Werkstatthallen, Erfrischungsraum und Imbissstation. Längst waren aus den einfachen „Tankstationen“, wie sie früher bezeichnet wurden, komfortable, kundenorientierte Unternehmen mit einer breiten Dienstleistungspalette geworden. Sehr zur Freude der Autobesitzer: Karosseriepflege wurde hier ebenso groß geschrieben wie Wagenwäsche, Ölwechsel und Urlaubschecks für PKW vor der Fahrt in die Sommerferien.
Ein „Klick in die Vergangenheit“ also, der einen Beitrag zur Geschichte der Siegener Verkehrsinfrastruktur in den 1950er Jahren liefert, dabei aber besonders das florierende Tankstellenwesen unter dem „Krönchen“ dokumentiert. Parallel findet noch bis Ende August 2016 eine Vitrinenpräsentation im Lesesaal des Stadtarchivs Siegen statt, die ergänzend einen Blick hinter die Kulissen der Großtankstellen vor sechzig Jahren liefert.
Zur ebenfalls aus den fünfziger Jahren stammenden Tankstelle Schütz in Siegen-Niederschelden, die 2013 im LWL-Freilichtmuseum Detmold wieder aufgebaut wurde, liegen 3 Einträge auf siwiarchiv vor.
Der Clip auf WDR digit gibt Einblicke in den Familienbetrieb einer Aral-Tankstelle in Kreuztal. Darunter Aufnahmen aus mehreren Jahren, auch aus dem Jahr 1951.
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Erste Informationen zur deutschen Tankstellengeschichte finden sich online hier: http://www.geschichtsspuren.de/artikel/verkehrsgeschichte/138-tankstellengeschichte.html und hier: http://www.spiegel.de/einestages/vergessene-orte-als-volltanken-noch-spass-machte-a-946782.html (2008)