Die Köhlerei – im Kreis Siegen-Wittgenstein noch in Netphen-Walpersdorf betrieben – ist am 11. Dezember 2014 als Kulturform ins deutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden:
„Die Verkohlung von Holz ist eine der ältesten Handwerkstechniken der Menschheit. Heute findet man weltweit alle Stufen seiner technischen Entwicklung nebeneinander vor: vom mehrere Tausend Jahre alten Prinzip des Kohlenmeilers im brasilianischen Urwald oder im deutschen Erzgebirge bis hin zur modernen Syntheseanlage für Biosprit in den Industriestaaten. Das eigentliche technische Verfahren – die thermische Umwandlung von Biomasse, die trockene Destillation oder Pyrolyse, ist gleich geblieben. Dabei werden Brennstoffe erzeugt, die hauptsächlich von fester (Holzkohle), manchmal aber auch flüssiger (Holzteer) oder gasförmiger Konsistenz (Holzgas) sind. Bei diesem Prozess wird die in der Biomasse gespeicherte Sonnenenergie zum Zwecke der Energiegewinnung wieder freigesetzt. Heute beschäftigt sich die internationale Wissenschaft, unter Nutzung Jahrhunderte alter Erkenntnisse u.a. des Köhlerhandwerks, damit, die Energieprobleme der Menschheit zu lösen.
In Ländern, in denen viel Erz geschmolzen und Eisen verarbeitet wurde, wurde viel Holzkohle erzeugt. Nur mit dieser konnten die notwendigen Temperaturen erzeugt werden. Die seefahrenden Länder brauchten riesige Mengen an Holzteer und -pech, denn nur damit konnte man die Schiffe seefest machen und andere Dinge konservieren. Ohne Holzkohle existierte kein Schwarzpulver und ohne Aktivkohle kein sauberes Wasser. Anfang des vergangenen Jahrhunderts bekam auch Holzgas eine immer größer werdende Bedeutung. So wurden Motoren konstruiert, die statt durch Benzin mit Holz betrieben wurden. Selbst in der Volksheilkunde spielten Holzkohle und Holzteer eine wesentliche Rolle.
Der Europäische Köhlerverein (EKV) setzt sich für den Erhalt des Handwerks und die Bewahrung der alten Technologien ein, damit auch nachfolgende Generationen in der Lage sind, das Handwerk zu beherrschen und weiterzugeben. Die ca. 1.600 Vereinsmitglieder in neun europäischen Ländern halten vor Ort in den verschiedenen Regionen das traditionelle Handwerk lebendig. Sie legen besonderen Wert auf die Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen in die Traditionspflege. Bei Veranstaltungen gibt es in der Regel besondere Kinderprogramme, zum Beispiel Herstellung von Zeichenkohle mit anschließenden Malwettbewerben und Ausstellungen, gemeinsamer Aufbau der Meiler und Teerschwelöfen sowie das Erlernen der notwendigen Techniken und handwerklichen Fertigkeiten. Altersgemäße Erlebnisführungen werden für Vorschul- und Schulkinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren angeboten.
Kontakt
Europäischer Köhlerverein e.V.
Geschäftsstelle und Sitz
Hauptstraße 28
08309 Eibenstock – OT Sosa
E-Mail: info@europkoehler.com
Internet: www.europkoehler.com“
Quelle: Deutsche Unesco-Kommission e. V.
s. a. Siegener Zeitung, 22.12.2014 und Westfälische Rundschau, 18.12.2014
Das ist hervorragend. Davon profitieren wir auch im benachbarten Lahn-Dill-Kreis. Auch bei uns gab es einst ein bedeutendes Köhler-Handwerk.