Sonderausstellung des Internatsmuseums
In Stift Keppel befand sich früher eine Internatsschule für „höhere Töchter“. Die Schule spiegelte das ambivalente Frauenbild der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts: Einerseits das neue Streben nach weiblicher Bildung und Berufstätigkeit, andererseits die überkommene Frauenrolle: galante Gesellschafterin, Ehefrau und Mutter.
Das Internatsmuseum dokumentiert beide Bestrebungen. In Keppel konnten Mädchen aus ganz Deutschland die Lehrerinnenausbildung absolvieren und später, ab 1926, auch das Abitur ablegen. Die beiden Arbeitsräume, ausgestattet mit Schulbüchern und Heften für die Schularbeiten sowie die Bibliothek mit Büchern bis unter die Decke, machen deutlich, dass man in Keppel tüchtig arbeiten musste.
Aber ein Fund auf Keppels Kirchenboden zeigt, dass auch die traditionelle Frauenrolle gelebt wurde. Dort fanden sich in einem alten Schrank historische Kleider, vor allem Ballkleider! Man weiß: Im Konventsaal wurde der Hofknicks geübt und es gab dort Tanzstunden mit eingeladenen Gymnasiasten aus Siegen. Das war natürlich ein großes Ereignis! Die jungen Leute durften allerdings niemals paarweise den Raum verlassen. Die Lehrerinnen achteten streng auf die Tugend!
Wie kamen die Kleider auf den Kirchenboden? Hat die berühmte „eingemauerte Nonne“ oder der sagenhafte „Geist von Keppel“ sie dort deponiert? Wurden sie für Theateraufführungen oder Faschingsfeste aufbewahrt? Man weiß es nicht. Sicher ist aber wohl, dass sie von Kepplerinnen getragen wurden.
Der Fund gibt Anlass zu einer kleinen Sonderausstellung des Internatsmuseums:
Kleider von Keppels Kirchenboden
Die Ausstellung befindet sich außerhalb des eigentlichen Museums in der sogenannten Asservatenkammmer, einem schönen Raum aus dem 18. Jahrhundert, den die Stiftsverwaltung hat neu streichen lassen. Das Museum konnte günstig acht Schaufensterpuppen, allesamt sehr elegant, aber kopflos, erwerben. Es wurden die prächtigtsten Ballkleider aus der Zeit zwischen 1900 und 1960 ausgewählt und den Puppen angezogen. Das war gar nicht so einfach, denn die alten Stoffe waren sehr morsch! Eine kleine Gruppe von kompetenten Frauen half bei der Ausstaffierung.
Es lohnt, sich einmal das Ergebnis anzuschauen und zu raten, aus welcher Epoche die Kleider stammen.
Quelle: Stadt Hilchenbach, 17.10.2016