Stadtarchiv erinnert an die Geschichte Siegener Kapellenschulen
Bis in die 1950er Jahre fanden in den Siegerländer Kapellenschulen stellenweise noch Schulunterricht, Bibelstunden oder kirchliche Jugendarbeit statt. Heute stellen die ehemaligen Schulkapellen denkmalgeschützte Dorfmittelpunkte, Begegnungsstätten oder geschmackvoll eingerichtete Heimatstuben im Fachwerkstil dar.
Aus Anlass der Einrichtung erster Kapellenschulen in unserer Region vor 445 Jahren widmet das Stadtarchiv Siegen die neueste Ausgabe seiner Präsentationsreihe “Foto des Monats“ den historischen Schulgebäuden in den Siegener Stadtteilen. Im Vordergrund dabei stehen die Kapellenschulen von Breitenbach, Buchen, Bürbach, Eisern, Feuersbach, Trupbach und Volnsberg, wobei jeweils eine historische Aufnahme in der Glasvitrine im Lesesaal des Stadtarchivs präsentiert wird. Neben geschichtlichen Details ihrer Bau- und Nutzungsgeschichte erfahren interessierte Besucherinnen und Besucher auch wissenswerte Hintergründe, die zur Etablierung dieser Stätten im Dorfschulleben beigetragen haben. Johann VI. “der Ältere“ Graf zu Nassau, Katzenelnbogen, Vianden und Diez (1536-1606) gründete nicht nur die Hohe Schule zu Herborn als geistiges Zentrum des Calvinismus, sondern sorgte im Siegerland auch dafür, dass die Leitung damals existierender schulischer Einrichtungen von November bis Ostern den jeweiligen Kirchspielpfarrern übertragen wurde. Weite Anfahrtswege, die schlechte Winterwitterung und häusliche Pflichten hielten die Kinder jedoch im 16. Jahrhundert oftmals vom regelmäßigen Schulbesuch ab. Viele Dörfer hatten den Landesherrn daher um Einrichtung eigener Schulen gebeten. Insofern markiert das Jahr 1567 den Beginn der Siegerländer Kapellenschulen, als Graf Johann VI. die Öffnung bereits vorhandener Dorfkapellen für den Schulunterricht erwirkte. Entlegeneren Ortschaften in den Kirchspielen wurde somit die Möglichkeit gegeben, den Nachwuchs im eigenen Dorf zu unterrichten.
Die Vitrinenpräsentation im Lesesaal des Stadtarchivs Siegen im KrönchenCenter wird vom 3. Juli bis zum 28. September zu den Öffnungszeiten zu sehen sein. Die sieben ausgestellten historischen Fotografien und Ansichtskarten vermitteln einen Eindruck vom Schulalltag und von den architektonischen Besonderheiten der Kapellenschulen im Stadtgebiet von Siegen. Aus gegebenem Anlass weist das Stadtarchiv darauf hin, dass interessierte Bürgerinnen und Bürger jederzeit gerne Fotografien aus Privatbesitz, die unter Umständen wertvolle Informationen nicht nur zur Schulhistorie der Stadt Siegen enthalten, an das Stadtarchiv abgeben können. Somit soll es auch zukünftigen Generationen möglich gemacht werden, sich an zentraler Stelle mit der Geschichte der Stadt Siegen in Wort und Bild auseinanderzusetzen.
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