Reblog: Ein Beitrag des Aktionsbündnis Naturraum Wellersberg vom 2.9.2020 als Beispiel wie Geschichte und Archive in der einer aktuellen politischen Diskussion benutzt werden
„Zuletzt haben wir mit dem Elih Grundstück den ersten konkreten Alternativvorschlag zum geplanten Neubaugebiet gebracht.
Es folgt eine andere Sichtweise:
Ein weiterer Grund die Planung des Neubaugebietes ad acta zu legen, ist der geschichtliche Hintergrund des Areals.
In den letzten Jahren ist den Siegenern suggeriert worden, dass der Bereich ab der „Ameise“ bis über das Wildgehege der von Johann Moritz von Nassau Oranien angelegte historische Tiergarten sei. Wie die nachfolgende Karte aufzeigt, war der Tiergarten wesentlich größer angelegt und umfasste auch das Gelände, das nun als Neubaugebiet vorgesehen ist. Große Teile des Areals, wie z.B. der Fischteich (Hermelsbacher Friedhof) sind noch vorhanden. Das Hofguth Charlottental ist lediglich geschichtliche Überlieferung.
Den Mühlenteich, den Jakob Scheiner abgebildet hat, gibt es seit 1888 leider nicht mehr.
Diesen kann man, wie den Herrengarten diesem historischen Landschaftsraum zurechnen, der seit 1880 Stück für Stück zur weiteren Bebauung (bis zur Deckelung der Sieg) freigegeben wurde. Dieser Weg sollte im Interesse einer qualitätvollen Entwicklung unserer Stadt als Oberzentrum nicht weiter begangen werden.
An dieser Stelle erinnern wir, dass es dem Aktionsbündnis Herrengarten zu verdanken ist, dass ein kleiner Park entstehen wird. (Warum kommt die Politik nicht von selbst in die „Puschen“ , wenn es um was Gutes geht?)
Die Gestaltung des Tiergartens geht, wie auch viele bedeutende Parkanlagen in Europa auf Johann Moritz von Nassau Oranien zurück (Park in Kleve etc..)
Bemerkenswert ist folgendes Zitat Aus der Broschüre der Stadt Siegen “Grün kommt an“ Januar 2014 , Seite 8 :
„1911 kaufte die Stadt Siegen den Herrengarten für 300.000 Mark. 1912 stellte die Stadtversammlung an den Magistrat die Frage: „Was wird aus dem Herrengarten?“ Die Antwort des damaligen Stadtbaurates lautete: „Aufteilung zu Baugelände“, woraufhin die Siegener Zeitung schrieb: „Dieser Vorgang kann aber nicht zum Nutzen einer Stadt sein. Privatwirtschaftlich vielleicht, volkswirtschaftlich – und diese Seite hat die Stadt in erster Linie zu berücksichtigen – keinesfalls“.
Wir sehen auch damals bot die Verwaltung Anlass zur Kritik. Ein Einlenken hat nicht stattgefunden und Siegen die „Kurve“ nicht genommen. Hier ist nur Raum zum träumen: Was hätte aus Siegen werden können !?
Dabei sind die 2014 illustrierten Ziele nicht schlecht: In der vorgenannten Broschüre ist der Wellersberg als Grünraum gekennzeichnet.
Da es auf Grün ankommt sollte unsere Verwaltung und Politik diesen Wert erkennen und hierauf einen der wesentlichen Standortfaktoren Siegens gründen. Der Wert als Naherholungsgebiet ist in Siegen einzigartig und kann weiter herausgearbeitet werden. Hier können wir uns, auch wenn es anders angelegt und entstanden ist, ein Beispiel an Weimar mit seinen einzigartigen Parkanlagen nehmen. Heute sollte die Verwaltung aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und den qualitätvollen Weg wählen. Siegen kann gewinnen!“
Regionalhistorische Literatur zum Tiergarten:
Bingener, Andreas: Der Tiergarten in Siegen – ein Blick in die Vergangenheit, in: Siegerland Band 93 Heft 1-2 / 2016, Seite 41ff
Nöhring, Elisabeth: Der Tiergarten in Siegen – ehr als nur ein Jagdpark, in Siegener Beiträge 2016, S. 50 – 67