Heilstätte Hengsbach 2

Tagebuch einer Bestandsbearbeitung

Die ersten Ergebnisse der Recherchearbeiten für die Erstellung des Findbuches für den Bestand und die Erarbeitung einer Hintergrundgeschichte:

Aus Niederschrift über die gemeinsame Sitzung des Kreisausschusses und Finanzunterausschusses vom 29. Januar 1952

„..12) Bau einer Lungenheilstätte im Kreise Siegen

Der Oberkreisdirektor [Dr. Moning] verweist auf die bisherigen Bemühungen des Kreises, einen geeigneten Ersatz für die Kreisheilstätte bis zum 31. März 1953 zu bekommen. Er berichtet, daß jetzt die Aussicht bestehe, zusammen mit der Provinz, der Landesversicherungsanstalt, der Ruhrknappschaft u.a. auf der Basis eines eingetragenen Vereins eine Heilstätte zu bauen. Er gibt einen Überblick über die Finanzierung des Projektes und die Rentabilität. (…) Hinsichtlich der Standortfrage stellt der Oberkreisdirektor fest, daß diese noch ungeklärt sei. Er verweist auf das Ergebnis der kürzlich stattgefundenen Besichtigungen. (…) Sämtliche gutachterlichen Äußerungen sprächen sich für den Bau der Heilstätte in der Oberen Hengsbach bei Eiserfeld aus.

Aus Niederschrift über die Sitzung des Kreistages vom 4. März 1952 in der Bismarckhalle in Weidenau

„9) Bau einer Lungenheilstätte im Kreise Siegen

(…) Kreisverordneter Dr. Seelbach regt an, man möge zunächst die grundsätzliche Frage noch einmal diskutieren, ob zum Bau einer Heilstätte im Landkreise überhaupt eine zwingende Notwendigkeit bestehe. Kreisverordneter Dr. Seelbach erhebt diese Anregung zum Antrag. Diesen Antrag nimmt der Kreistag einstimmig an.“

Auszüge aus der Debatte:
„…unbedingt notwendig..
das Siegerland zum Bau einer Heilstätte mit Rücksicht auf seine klimatischen Verhältnisse absolut ungeeignet..
genügt Behandlung der Tbc-Kranken in örtlichen Krankenhäusern.. Asylierheim..
Gutachten des Nobelpreisträgers Professor Dr. Domagk einholen.. bejaht Notwendigkeit einer Heilstätte im Siegerland, zumal die Provinz und die LVA die Hauptlast der Finanzierung übernehmen wollten..
verweist auf die bisherigen Verhandlungen und Bemühungen des Kreises zur Erlangung eines Ersatzobjektes für die Heilstätte Hilchenbach.. Entwicklung der Tbc-Kranken im Kreise:

Jahr                 Tbc-Kranke                Todesfälle
1945                 674                       78
1946                 961                       112
1947                 1104                  136            
1948                 1350                      145
1949                 1655                      140
1950                 1874                      117
1951                 1760                      110


..Ausführungen über neue Heilmittel..
keineswegs Allheilmittel..
nach Auffassung der Fachleute sei das Siegerland als Standort geeignet.. 
auch in den nächsten 50 Jahren notwendig..
die Tatsache, daß im ganz Süd-Westfalen keine Heilstätte vorhanden sei, rechtfertige im Siegerländer Raum den Bau..
erkundigt sich, ob eine Statistik bestehe, aus der die Beziehung zwischen der Entwicklung der Tbc und der Wohnungsnot hervorgehe..
bisher (haben) der Kreistag und der Kreisausschuß den Bau einer Heilstätte für notwendig gehalten..
Debatte beenden und die Frage abstimmen, ob der Kreistag die Beteiligung an der Errichtung einer Ersatzheilstätte bejahe.. Abstimmung..
Der Kreistag bejaht einstimmig die Notwendigkeit der Beteiligung an der Errichtung einer Ersatzheilstätte im Siegerland.“
Autorin: Dagmar Spies

s. a. https://www.siwiarchiv.de/2013/02/heilstatte-hengsbach-1/

7 Gedanken zu „Heilstätte Hengsbach 2

  1. Ich bin als dreieinhalbjähriges Kind 1947/48 Patient in der Heilstätte Hilchenbach gewesen. Mein damaliger Arzt war Dr. Kruse, der später in Salchendorf praktizirte.
    Ich möchte wissen, in welchem Gebäude die damalige Heilstätte untergebracht war.

  2. Das Gebäude der ehemaligen Heilstätte Hengsbach ist heute das Altenpflegeheim der Diakonie, Haus Obere Hengsbach; zunächst wurde das Gebäude 1971 an die AWO veräußert, die dort ein Internat, einen sonderkindergarten und eine Werkstatt für Behinderte einrichteten… Alles weitere kommt noch in den folgenden Beiträgen..

    • In 2009 wurde das Richard-Martin-Haus (vorher Richard-Martin-Heim) dann an Herrn Fuhrmann,vom Helberhäuser Seniorenheim Abendfrieden verkauft.
      Das Gebäude ist heute noch vorhanden, in unmittelbarer Nähe der Straße nach Brachthausen.
      Umfangreiche Informationen gibt´s beim Stadtarchiv Hilchenbach, Herr Gämlich.

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