Aufgrund der DVD-Produktion „Streifzüge durch das Siegerland“ war bekannt, dass von Kropff in den frühen sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Siegen war. Weitere Anfragen haben das Kreisarchiv bisher nicht erreicht, so dass diese saloppe Online-Anfrage der Auslöser für eine erste Zusammenstellung von Informationen zu Dr. Wieprecht von Kropff war. Als erstes Ergebnis lässt sich feststellen, dass man im Internet recht umfangreiche Hinweise auf die Lebensgeschichte von Kropffs vor 1945 findet. Seine Zeit als Hauptgeschäftsführer jedoch noch nicht das das Netz erreicht zu haben scheint. Es folgen nun die ersten Ergebnisse der Suche des Kreisarchivs, die zu einer weiteren Forschung geradezu einlädt:

Wieprecht Florenz Kurd Georg Karl Adolf von Kropff

* 16. Juli 1908 in Germershausen (Kreis Marburg); † 1978¹
– Eltern: Karl-Udo Ludwig Paul v. Kropff, Regierungsrat und Oberstleutnant sowie Marie Luise geb. Heydwolff²
– 1 Schwester³
– kath.⁴
– Gymnasium in Gießen⁵
– studierte Rechtswissenschaften in München (WS 1928/1929), Hamburg und Marburg (September 1935 Promotion)⁶
– Dissertation: „Rechtsnatur und Rechtsverhältnisse der öffentlichen Denkmäler“
– 1931 Gerichtsreferendar⁷
– 1933 Regierungsreferendar (Prüfung in Marburg), interimistisch Landrat in Rotenburg⁸, zuletzt bei der Bezirksregierung Kassel⁹
– 1. Mai 1933 trat er in die NSDAP ein¹⁰
– 1. Juli 1933 SA (Rang: Oberscharführer)¹¹
– RDB, NSRB¹²
– April 1936 wurde er zum Regierungsassessor ernannt und dem Landratsamt Neuwied überwiesen¹³
– April 1937 Bezirksregierung Schneidemühl¹⁴
– dort Kreisamtsleiter des Amtes für Kommunalpolitik¹⁵
– April 1938 zunächst aushilfsweise beim Reichskommissar für die Preisbildung in Berlin beschäftigt, später persönlicher Referent des Reichskommissar für die Preisbildung, Josef Wagner, für seine sämtlichen Ämter in Partei und Staat¹⁶
– 1938 Gaustellenleiter für die Adjudantur des Gauleiters in Schlesien,¹⁷
– April 1939 Regierungsrat¹⁸
– September 1939 Teilnahme am „Polenfeldzug“ als Angehöriger einer Berliner Infanterie Division nach einer sechswöchigen Übung¹⁹
– EK als Feldwebel²⁰
– Beförderung zum Leutnant²¹
– Februar 1940 Entlassung aus dem Heeresdienst auf Veranlassung von Josef Wagner²²
– 1940 Gaustellenleiter des Sekretariats der Gauleitung Westfalen-Süd de facto „Statthalter“ (Stelbrink) des abwesenden Gauleiter Wagner gegenüber Gauleiterstellvertreter Vetter²³
– 13. Juni 1940 auf Fürsprache des NSDAP-Gauleiters Josef Wagner, zugleich Reichskommissar für Preisbildung²⁴, stellvertretender Landrat in Lippstadt²⁵
– 17. August 1940 kommissarische Ernennung zum Landrat²⁶
– seit August 1940 Aufsichtsratsmitglied der „westfälischen Landeseisenbahn“, des „Kraftverkehrs Westfalen“, der „Gemeinnützigen Kreisbau- und Siedlungsgenossenschaft Lippstadt“²⁷
– 24. April 1941 Ernennung zum Landrat des Kreises Lippstadt²⁸
– 1942 o. 1943 Kriegsverdienstkreuz II. Klasse ohne Schwerter²⁹
Sept. 1943 Vertretung des einberufenen Landrates in Soest³⁰
– 16. März 1945, Abordnung er durch den Regierungspräsidenten Arnsberg zur Verbindungsstelle des Reichsverteidigungskommissars in Wetter³¹
– 25. Mai 1948 Entazifizierungsausschuss des Kreises Lippstadt: Kategorie V³²
– 1. Dezember 1949 Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand durch den nordrhein-westfälischen Innenminister³³
– 1957 ? – 1977 ? Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen
– Sein Grab befindet sich in Oberweimar bei Marburg an der Lahn³⁴

Literatur:
– Deutsches Recht. Zentralorgan des NS-Rechtswahrerbundes, 1943 Heft 1/2, S. 29
– Martin Dröge: Die Tagebücher Karl Friedrich Kolbows (1899-1945). Nationalsozialist der ersten Stunde und Landeshauptmann der Provinz Westfalen, Münster 2009, S. 604
– Walter Först: Rheinisch-Westfälisches Lesebuch,[Köln ?] 1962, S. 236
– Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser. Teil B: Alter Adel und Briefadel, Gotha 1922, S. 513
– Thomas Klein (Hg.): Der Regierungsbezirk Kassel 1933-1936. D die Berichte des Regierungspräsidenten und der Landräte, Darmstadt/Marburg 1985, S. 912
– Wieprecht von Kropff: Die Sauerland-Höhenstraße im 10-Jahres-Plan des Bundesverkehrsministers für den Straßenbau, in: Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Siegen 25, Heft 4 (1956), S. 87-89.
– Wieprecht von Kropff: Endlich die Sauerlandlinie, in: Nachrichten der Industrie- und Handelskammer Siegen 50, Heft 11 (1971), S. 375-378
– Joachim Lilla: Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918–1945/46). Biographisches Handbuch. Münster 2004, S. 200
– Ministerialblatt der preußischen inneren Verwaltung, 1936, Sp. 667; 1937, Sp. 903; 1938, Sp. 651; 1939, Sp. 1155; 1940, Sp. 1867; 1941, Sp. 887
– Personenstand der Ludwigs-Maximlians-Universität München, Winterhalbjahr 1928/29, München 1928, S. 133
– Wolfgang Stelbrink: Der preußische Landrat im Nationalsozialismus. Studien zur nationalsozialistischen Personal- und Verwaltungspolitik auf Landkreisebene, Münster 1998, S. 123, 429
– Wolfgang Stelbrink: Die Soester und Lippstädter Landräte in der NS-Zeit, in. Heimatkalender des Kreises Soest, 2017, S. 67 – 70

Link:
– Wikipediaeintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Wieprecht_von_Kropff
– Internetprtal „Westfälische Geschichte“, Link: http://www.westfaelische-geschichte.de/per1285 , (Aufruf 30.07.2023)
– Grabstein-Datenbank genealogy.net, Link: https://grabsteine.genealogy.net/tomb.php?cem=4132&tomb=35&b=&lang=de (Aufruf 30.07.2023)

Presse:
– NN: „Generalversammlung der Westfälischen Landeseisenbahn“, in:Lippstädter Zeitung, 2.9.1940
– NN: „Kraftverkehr Westfalen“, in:Lippstädter Zeitung, 2.9.1940
– NN: „Gemeinnützige Kreisbau- und Siedlungsgenossenschaft Lippstadt. Zur verstärkten Bautätigkeit nach Beendigung des Krieges gerüstet“, in: Lippstädter Zeitung, 21.9.1940
– NN: „Der neue Landrat des Kreises Lippstadt. Regierungsrat Dr. von Kropff hat sein Amt angetreten“, in: Lippstädter Zeitung, 23.9.1940
– NN: Tremonia / Ausgabe E, Central-Volksblatt für den Kreis Arnsberg, 21.9.1943
– NN: „Heimatkulturtage 1943 in Lippstadt“, in: Tremonia / Ausgabe F 47, 13.10.1943
– NN: „In den den Fängen von Tyrannen. Josef Wagner – ein Schicksal von vielen“, in: Westfalenpost 11. Juni 1949
– NN: „Genickschuss war das Ende. Neue Einzelheiten zum Schicksal Josef Wagner – Ein Gauleiter übte Widerstand“, in: Westfalenpost, 21. Juli 1949

Quellen:
– Bundesarchiv Berlin, R 9361-I/1846 (Sammlung Berlin Document Center (BDC): Personenbezogene Unterlagen der NSDAP ), Kropff, Wieprecht von, Dr. jur.
– Bundesarchiv Berlin, R 9361-II/587471 (Sammlung Berlin Document Center (BDC): Personenbezogene Unterlagen der NSDAP / Parteikorrespondenz), Kropff, Wieprecht von, Dr. jur.
– Landesarchiv NRW,Abt. Rheinland, NW 1037-A/REG (SBE Der Sonderbeauftragte für die Entnazifizierung im Lande NW), Nr. 11500
– Universitätsarchiv Marburg, Bestand 307 b Nr. 1828, Promotion 1935: Wieprecht Kropff von, aus Germershausen geb. 16.07.1908 vom 17.09.1935 [enthält: Dissertation]
– Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Bestand 458 (Oberlandesgericht Frankfurt/Main) Nr. 965, Verhandlungen über Austausch von Personalakten mit anderen Dienststellen. Band 1, 1932-1933
– Stadtarchiv Siegen, Best. 164 (Gemeinde Klafeld-Geisweid), Nr. 514, Zusammenstellung der Referate des Innenministers Dufhues, Ministerialdirigenten Dr. Ley, Regierungsbaurat Precht sowie des Hauptgeschäftsführers der Industrie- und Handelskammer Dr. v. Kropff zur Arbeitstagung über die Raumordnungsprobleme im Siegerland am 28.05.1962, 1962
– WDR-Dokumentation „Streifzüge durch das Siegerland“ (1961)